Unterschleißheim – Stadt baut Windturbine ab – Landkreis München | ABC-Z
Die Nutzung der Windkraft steckt im Landkreis München noch in den Kinderschuhen – und trotzdem wird die erste Windkraftanlage schon wieder abgebaut. Die Stadtwerke Unterschleißheim ziehen nach acht Jahren der sogenannten Helix-Windturbine mit dem Namen „Wind of Change“ am Freizeitbad Aquariush den Stecker, weil Jahr für Jahr ein vierstelliges Defizit aufläuft.
Dabei waren die Hoffnungen einst groß, dass die von dem Unterschleißheimer Ingenieur Ulrich Papenburg entwickelte Kleinturbine die Nutzung der Windkraft auch in geringer Höhe auf Eigenheimen attraktiv machen könnte. Doch zumindest im Raum München erweist sich das als schwierig.
Papenburg hat die sich vertikal drehende Turbine in seiner Firma Techcarbon mit Wissen aus der Luft- und Raumfahrttechnik nach dem Vorbild der Helixstruktur der menschlichen DNA entworfen und in Leichtbauweise umgesetzt. Das sollte einen optimierten Ertrag bei jeder Windrichtung bringen. Praktisch ohne Geräusche und ohne Wartungskosten sollten die Anlagen an die 20 Jahre laufen.
Die Stadtwerke Unterschleißheim montierten 2016 an einem früheren Abgaskamin am Freizeitbad Aquariush zwei solcher Turbinen. Kombiniert mit einigen Solarpaneelen erhoffte man sich so einen vorzeigbaren Leuchtturm der Energiewende. Das Interesse bei Klimaschützern war auch groß. Die Energieagentur Ebersberg-München zeichnete das Projekt aus.
Im Raum München ist der Wind in Bodennähe schwach
Doch während der Song „Wind of Change“ der Rockgruppe Scorpions heute für die Wendezeit 1989 steht, blieb die Kleinturbine den Beweis schuldig, die Energiewende voranbringen zu können. Laut einer Kalkulation der Stadtwerke produzierte der Energieturm 2017 bis 2023 zusammengefasst ein Defizit von circa 46 000 Euro. Laut Werkleiter Reinhard Reiter sind Kosten für Reparaturen, Versicherungen und anderes angefallen. Die Abschreibungen eingerechnet, sei der Weiterbetrieb mit Steuergeld nicht zu rechtfertigen. „Sie erzeugt zu wenig Strom“, sagt Reiter – der Ertrag liegt nur bei 3000 Kilowattstunden im Jahr.
Dass die Anlage unrund läuft, hat Ulrich Papenburg mitbekommen, schließlich hat er nach eigenen Angaben über Jahre auf eigene Kosten Wartungsarbeiten übernommen. Vom Abbau zeigt sich der Ingenieur trotzdem überrascht. Seine Turbinen seien in ganz Europa im Einsatz, sagt er, „über hundert Stück“. Andererseits räumt er ein, dass der Wind im Raum München in Bodennähe schwach ist: „Ein Meter pro Sekunden ist eigentlich zu wenig.“