Unternehmer: Haftbefehl gegen Lars Windhorst – Wirtschaft | ABC-Z
Die Geschäfte laufen bei Lars Windhorst häufiger nicht so prächtig, nun wird es für ihn auch vor den Gerichten heikler: Gegen den ehemaligen Investor von Hertha BSC hatte das Insolvenzgericht in Hannover Haftbefehl erlassen, diesen dann aber am Dienstag außer Vollzug gesetzt. Eine Sprecherin des zuständigen Amtsgerichts Hannover sagte, Windhorst habe sich mit dem Gericht auf einen Termin verständigt. Wann dieser ist, sagte sie zunächst nicht.
Der Haftbefehl stand in Zusammenhang mit Windhorsts zahlungsunfähiger Tochterfirma Projekt Ihme-Zentrum Hannover GmbH (PIZ). Am 22. April hatte es ein Insolvenzantragsverfahren gegeben, zu dem der 47-Jährige „unentschuldigt“ nicht erschienen war. Nach Auffassung des Gerichts war Windhorst damit einer Mitwirkungspflicht nicht nachgekommen. Deshalb der Haftbefehl. Windhorst hatte Beschwerde dagegen eingelegt. Ein Sprecher von Windhorsts Tennor-Gruppe sagte, Windhorst halte den Vorwurf des Gerichts für falsch. Der Haftbefehl sei außerdem ein vom Gericht verhängtes „Druckmittel“, um ihn zu einer Aussage zu bewegen.
Der in den Neunzigerjahren als erfolgreicher Jungunternehmer gefeierte Windhorst war 2019 beim Ihme-Zentrum als Investor eingestiegen und hatte große Teile übernommen. Konkret geht es bei dem Haftbefehl um die offenbar unterschiedliche Auslegung, ob Windhorst als Geschäftsführer der PIZ anzusehen ist oder nicht. Windhorst gilt dem Gericht zufolge als faktischer Geschäftsführer, deswegen habe er den Mitwirkungspflichten für den Fortgang des Antragsverfahrens nachzukommen, heißt es vom Amtsgericht. Er habe keine Auskünfte über die Gesellschafterstruktur gegeben, außerdem soll er Schlüssel zu Wohnungen und Gewerbeeinheiten nicht wie erforderlich herausgeben haben. Es geht auch um fehlende Unterlagen, die für das Insolvenzverfahren von Bedeutung sind, sowie um Nachweise für einen Kauf von Wertpapieren.
Windhorst reist nach Flensburg
Windhorst selbst sieht sich nach Angaben des Gerichts allerdings nicht als faktischen Geschäftsführer. „Er vertritt die Rechtsauffassung, zu den vorgenannten Auskünften nicht verpflichtet zu sein“, heißt es. Mit seinem Einstieg im Ihme-Zentrum machte Windhorst den Mietern und Wohnungseigentümern in Hannover einst Hoffnungen auf eine Wiederbelebung des Wohn- und Gewerbekomplexes, er versprach große Investitionen.
Doch getan hat sich dann so gut wie nichts. Selbst die Stadt zog schließlich als großer Mieter aus den Büroräumen aus, ebenso wie ein Energieversorger. Die Gewerbeflächen am Sockel der Hochhäuser stehen leer, die Fassaden sind eingerissen, Tauben spazieren durch die Gänge. 700 Meter lang und 200 Meter breit ist das Ihme-Zentrum, es galt mal als Vorzeigeprojekt der Stadtplaner, war belebt und beliebt. Mittlerweile ist es ein Schandfleck. Mehrere Sanierungspläne scheiterten, auch schon vor Windhorsts Einstieg.
Für die Eigentümer hat die Insolvenz der PIZ gravierende Folgen, da hohe Beiträge von Nebenkosten von Windhorsts Projektgesellschaft nicht mehr gezahlt werden. Mittlerweile kommen die Wohn- und Gewerbeeigentümer selber dafür auf. Auch 170 Wohnungen hatte Windhorst übernommen, deren Mieter warten auf die Rückzahlung zu viel bezahlter Nebenkosten. Zudem gibt es Unklarheiten, warum 290 Millionen Euro Grundbuchschulden für das Ihme-Zentrum eingetragen wurden. Sie machen es nicht leichter, neue Käufer für die Immobilie zu finden.
Werftmitarbeiter warten auf neue Aufträge
Windhorst hat noch mehr Probleme. Am Mittwoch will er die FSG Werft in Flensburg besuchen und einen „Ausblick auf die Entwicklung der beiden Werften FSG und Nobiskrug“ geben. Auch hier war er 2019 als Investor eingestiegen. 600 Mitarbeiter der Werften FSG und Nobiskrug fürchten seit vielen Monaten um die Zukunft ihrer Betriebe. Hier hatte Windhorst neue Aufträge in Aussicht gestellt, doch auch in Schleswig-Holstein warten die Menschen auf Ergebnisse. Immer wieder kam es zu verspäteten Zahlungen von Gehältern und Sozialversicherungsbeiträgen.
Erst Anfang März hatte sich Windhorst mit Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) getroffen, die Landesregierung hat großes Interesse daran, die Werften zu retten und würde auch mit Bürgschaften einspringen. Doch auch aus den letzten Versprechungen ist bisher nichts geworden. So sollte ein neuer Geschäftsführer für die beiden Standorte der Werften benannt werden, der letzte hatte im vergangenen Sommer aufgegeben. Außerdem hätte der Eigentümer sicherstellen sollen, dass die Gehälter der Beschäftigten der Werft für zwölf Monate im Unternehmen bereitstünden, sagte Günther bei einem Besuch der Werft am Montag laut der Nachrichtenagentur dpa. Dies ist nach Günthers Angabe jedoch nicht geschehen. „Es ist die Zeit, in der Herr Windhorst handeln muss“, betonte der Ministerpräsident. Das sehen sie in Hannover ganz genauso.