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Unser Sohn! Der Stolz der Eltern von Basketball-Star Franz Wagner. – Gesellschaft | ABC-Z

Unter allen Empfindungen, die man als Vater oder Mutter gegenüber seinen Kindern hegt, ist Stolz wohl die zwiespältigste. Denn wer stolz ist, freut sich ja nicht nur, dass die Tochter plötzlich die Schuhe zubinden kann, der Sohn alleine mit dem Fahrrad davon radelt, der Nachwuchs eine gute Note nach Hause bringt. Der hat als Erziehungsberechtigter oft auch das Gefühl, seinen Anteil an diesen kleinen Erfolgen zu haben. War man es nicht selbst gewesen, der gezeigt hatte, wie man die Schnüre verknotet, man beim Radeln die Balance hält? Hatte man nicht darauf gedrängt, noch einmal die Englisch-Vokabeln abzufragen? Ja eben. Und siehe da: Hat sich doch für alle gelohnt!

Weil Elternstolz also oft mit dem Bedürfnis verbunden ist, sich auch eine Runde selbst feiern zu wollen, haftet ihm meist etwas unangenehm Ehrgeiziges an. Dabei gibt es ihn ja durchaus in einer sehr viel sympathischeren Variante – in der ist der Stolz der Väter und Mütter mehr ein unverstelltes Staunen über das Kind an sich als ein Sich-Selbst-auf-die-Schulter-Klopfen ob dessen Leistungen.

Und damit zu Beate Wagner, Axel Schulz, Noreen und Andy Cooper, und zu all den Eltern, die, sofern sie in Bayern oder Baden-Württemberg wohnen, diese Woche kleine Mädchen und Jungen mit Zahnlücke im Mund und Schultüte im Arm an ihrem großen Tag begleitet haben. Sie alle haben in den vergangenen Tagen ihre Kinder gefeiert, jeder auf seine und ihre Weise. Jedes Mal aber auf eine sehr berührende.

Bei Beate Wagner und Axel Schulz brachen, fand ein Online-Dienst, am Sonntagabend gleich „alle Dämme“, was man sofort unterschreiben würde. In den letzten Minuten eines wirklich sehr dramatischen Finales der Basketball-Europameisterschaft sah man das Paar auf der Tribüne wippen, zittern und dann, als die deutsche Mannschaft mit ihrem Sohn Franz tatsächlich den Titel gewonnen hatte, tanzen, schreien, wild um sich fuchteln. Die Mutter wischte ein paar Tränen aus den Augenwinkeln, der Vater zog wilde Grimassen, Spannungsabbau in seiner radikalsten Form, faszinierend.

Am Montag wiederum war der große Auftritt von Noreen und Andy Cooper aus der Nähe von Liverpool. Er arbeitet in der IT, sie im Gesundheitswesen, ihr Sohn Owen aber ist nun ein Star: Als jüngster Schauspieler überhaupt gewann der 15-Jährige aus der Serie „Adolesence“ an diesem Abend einen Emmy als bester Nebendarsteller. Auf den Bildern der Familie nach der Preisverleihung sieht man den Vater im leicht eng sitzenden Smoking und die Mutter im feuerroten Kleid, beide mit unverkennbarem Stolz, aber auch einem eindeutigen Gesichtsausdruck: Ist nicht ganz unsere Welt, dieses Showbusiness, aber wir findens großartig, so einen talentierten Sohn zu haben!

Owen Cooper und seine Eltern nach der Preisverleihung. (Foto: DANIEL COLE/REUTERS)

Am Dienstag schließlich begleiteten lauter aufgeregte Mütter und Väter in Bayern ihre Erstklässler in die Schule, begangen feierlich den Tag. Bestimmt waren viele von ihnen auch ein wenig stolz: Mein Sohn, meine Tochter kann jetzt wieder etwas ohne mich, wow! Und darum geht es ja am Ende als Eltern: nicht die Erfolge der Kinder als eigene zu verbuchen. Sondern: lernen loszulassen.

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