Unrühmlicher Titel droht: Zorneding will Haus der Vereine abreißen – Ebersberg | ABC-Z
Das Zornedinger Haus der Vereine hat in seiner Historie schon viel erlebt. Vor rund 160 Jahren erbaut, diente es zunächst als Rathaus und später als erste Schule in der Gemeinde. Nun könnte bald ein weiteres Kapitel zur Geschichte des Gebäudes dazukommen – was damit zusammenhängt, dass das Gebäude selbst bald Geschichte sein dürfte. Der Zornedinger Gemeinderat nämlich hat Anfang November beschlossen, das schon längere Zeit leer stehende und arg sanierungsbedürftige Haus der Vereine abzureißen. Das ruft jetzt allerdings den Bayerischen Landesverein für Heimatpflege auf den Plan, der den Beschluss der Lokalpolitiker als „fantasielos und unnötig“ bezeichnet – und obendrein mit einem Titel droht, mit dem sich keine Gemeinde gerne schmücken dürfte.
Sollte das Gebäude tatsächlich platt gemacht werden, habe das Haus der Vereine gute Chancen, für den Negativpreis „Abriss des Jahres“ nominiert zu werden, schreibt der Landesverein in einer Pressemitteilung. „Jeder Abriss schmerzt uns. Unsere Kampagne ‚Abriss des Jahres‘ soll Öffentlichkeit und Politik, Entscheidungsträger und Behörden aufrütteln, der Abreißerei in Bayern endlich ein Ende zu setzen“, sagt dazu Geschäftsführer Rudolf Neumaier. Der Landesverein setzt sich seit seiner Gründung 1902 für den Erhalt historischer Bausubstanz im Freistaat ein.
Die Heimatpfleger bezeichnen die Entscheidung des Zornedinger Gemeinderates deshalb als „bedauerlich“. Das Haus der Vereine sei erhaltenswerte Bausubstanz und darüber hinaus auch für die Identität des Ortes von Bedeutung, sagt Architekt und Universitätsprofessor Florian Nagler, der auch im Vorstand des Landesvereins ist. „Um so ein Gebäude zu erhalten, bedarf es allerdings der Fantasie und des Mutes, auch einmal unkonventionelle Wege zu beschreiten“, so Nagler weiter. Auf einen solchen Weg hatte sich Zorneding eigentlich bereits gemacht, als man 2021 Studierende der TU München im Rahmen eines Projekts damit beauftragte, Ideen für eine Neugestaltung der Ortsmitte zu erarbeiten. In allen Entwürfen wäre das historische Gebäude erhalten worden, doch sie verschwanden schon bald in einer Schublade im Rathaus. Nun hat der Gemeinderat in einer knappen Abstimmung von neun zu acht Stimmen den Abriss beschlossen.
Es sei eine Entscheidung ohne Not gewesen, heißt es dazu vom Landesverein für Heimatpflege, denn ein Neubau sei auf dem Gelände vorerst keiner vorgesehen. „Man hätte für das Haus der Vereine eine passende Nutzung finden und es auch für zukünftige Generationen erhalten können“, ist Vinzenz Dufter, Architekt und Fachbereichsleiter für Baukultur im Landesverein, überzeugt. Das ehemalige Rat- und Schulhaus in Zorneding wecke Erinnerungen und ermögliche einen Blick in die Ortsgeschichte, so Dufter. „Zudem erzeugt es als prägendes Wahrzeichen eine unverwechselbare Identität für die Dorfgemeinschaft.“ Dieses Wahrzeichen jedoch dürfte schon bald Geschichte sein.