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Wolfratshausen: Bau der psychiatrischen Tageskliniken schreitet voran – Bad Tölz-Wolfratshausen | ABC-Z

Dass in Wolfratshausen eine psychiatrische Tagesklinik entstehen soll, haben die Kliniken des Bezirks Oberbayern (kbo) schon seit vielen Jahren geplant. Im Vergleich zur zunächst mühsamen Standortsuche schreitet die Errichtung schnell voran: Nach etwas mehr als einem Jahr ist der Rohbau an der Königsdorfer Straße fertig. In dem Gebäudekomplex entstehen gleich zwei psychiatrische Tageskliniken, eine für Erwachsene der Lech-Mangfall-Kliniken und eine für Kinder und Jugendliche, betrieben vom Heckscher-Klinikum, jeweils mit Ambulanzen. Für die jungen Patienten wird es in den Räumen zudem eine Dependance der Carl-August-Heckscher-Schule mit eigenen Lehrkräften geben. Voraussichtlich im Januar 2026 soll die Einrichtung in Betrieb gehen, in der dann jährlich bis zu 500 Patientinnen und Patienten teilstationär, und bis zu 5000 ambulant behandelt werden können, wie es von den Betreibern heißt.

Wie wichtig der Gebäudekomplex ist, zeigte das Richtfest, an dem etwa 80 Gäste teilnahmen. Die Einrichtung sei „ein Meilenstein für den Landkreis und die Stadt“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der kbo, Franz Podechtl – liefere sie doch ein „umfassendes Angebot an psychiatrischer Versorgung“. Der Präsident der Bezirkstags Oberbayern, Thomas Schwarzenberger (CSU), erinnerte daran, dass die ersten Gespräche zu den Klinik-Plänen bereits 2006 geführt worden seien. „Ich freue mich wirklich, dass wir mit diesem Neubau auf die Zielgerade eingebogen sind“, sagte er. Dass das Projekt mit immerhin 4,8 Millionen Euro vom bayerischen Gesundheitsministerium gefördert werde, spreche für die kbo und ihr Konzept, „mit niedrigschwelligen Angeboten in die Fläche und aufs Land zu gehen“. Die Verbindung von Kinder- und Jugend- mit Erwachsenen-Psychiatrie unter demselben Dach sei „sinnvoll und zukunftsweisend“.

Der Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger würdigt die Einrichtung beim Richtfest. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der dreigeschossige Bau mit 1800 Quadratmetern Nutzfläche auf dem Gelände des einstigen Forstamts schließt eine lange klaffende Lücke in der psychiatrischen Versorgung Bad Tölz-Wolfratshausens. „Für den Landkreis ist heute ein sehr glücklicher Tag, den wir schon seit Jahren herbeigesehnt haben“, erklärte der Dritte Landrat Klaus Koch (Grüne) im für den Festakt aufgestellten Pavillon-Zelt. „Im Ausschuss für Jugend und Familie hören wir viel über Belastungen von Kindern und Jugendlichen und stellen mit Sorge fest, dass diese zunehmen. Ein fester, fachlich hochwertiger Standort ist für uns wahnsinnig wichtig.“ Und der Wolfratshauser Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) sprach von einem „unwahrscheinlichen Gewinn für die Stadt als Gesundheitsstandort“.

Für das Architekturbüro Felix + Jonas erläuterte Manuel Ruf die Gestaltung und die Funktionen des dreistöckigen Gebäudes: So kommt die Tagesklinik für Erwachsene mit 20 Plätzen im Erdgeschoss unter; die oberen beiden Stockwerke belegt die Heckscher Klinik für Kinder und Jugendliche mit 16 Plätzen; für die Schule gibt es dort zwei Unterrichtsräume mit je einem Gruppenraum sowie Lehrerzimmer. Zudem gibt es oben einen kleinen Innenhof, der im 1. Obergeschoss endet und nur den Jugendlichen vorbehalten ist. Im vorgelagerten Kopfbau kommen die Aufenthaltsräume und der Speisebereich für die Einrichtungen unter. Im Untergeschoss gibt es eine Tiefgarage für die Mitarbeiter, Lagerräume und Personalumkleiden. Beim Innenausbau, der nun beginne, werde man auf eine „wohnliche Atmosphäre“ achten und natürliche Materialien wie Holz einsetzen. Auch die Fassade soll mit Holz verkleidet werden, goldene Aluminiumrahmen um die Fenster sollen dem Bau mit begrüntem Flachdach eine moderne Eleganz verleihen.

„Für den Landkreis ist heute ein sehr glücklicher Tag, den wir schon seit Jahren herbeigesehnt haben“, erklärt der Dritte Landrat Klaus Koch (stehend).
„Für den Landkreis ist heute ein sehr glücklicher Tag, den wir schon seit Jahren herbeigesehnt haben“, erklärt der Dritte Landrat Klaus Koch (stehend). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Etwa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden in den beiden Tageskliniken und Ambulanzen beschäftigt sein. In der Einrichtung für Erwachsene wolle man mit dem Team aus ärztlichem, psychotherapeutischem und pflegerischem Personal eine „umfangreiche Diagnostik“ und „das gesamte Spektrum an therapeutischen Möglichkeiten“ anbieten, erklärte der Chefarzt und stellvertretende Direktor der Lech-Mangfall-Kliniken Michael Landgrebe. Man werde keinen speziellen Schwerpunkt setzen, sondern „versuchen, den Bedarf abzubilden“. In der Tagesklinik gehe es vor allem darum, den Menschen einen „stabilisierenden Rahmen“zugeben, erklärte Pflegedienstleiterin Christina Kießling.  Die Therapie solle nach den Leitlinien der kbo „alltagsnah, wohnortnah und sicherheitsgebend“ sein. „Alles, was im gewohnten Umfeld passiert, ist besser als das, was in einer institutionalisierten Einrichtung erfolgt“, erklärte sie das Konzept der Tagesklinik.

Auch im Heckscher Klinikum für Kinder- und Jugendliche geht es um Stabilisierung im gewohnten Umfeld, wie die designierte ärztliche Leiterin Katharina Bühren erläuterte. Die Klientel seien Menschen im Alter zwischen elf und 18 Jahren. „Die Jugendlichen sind nach unserer Erfahrung ganz massiv betroffen und brauchen unsere Hilfe“, sagte dazu die Pflegedirektorin Lena Heyelmann. Einen Schwerpunkt wolle man auf die Behandlung von Ess-Störungen legen, die auch in Folge der Corona-Pandemie deutlich zugenommen hätten. Die Carl-August-Heckscher-Schule stelle den Kontakt zur Heimatschule der jungen Patientinnen und Patienten her, erklärte Schulleiterin Angela Ettenreich-Koschinsky, und arbeite nach allen Schularten und Lehrplänen. Im Unterricht an der Einrichtung sollen die psychisch kranken Jugendlichen dann „in einem geschützten Raum Normalität und Alltag erleben können“.

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