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Union und SPD verfallen in Größenwahn und die grüne Revolte schadet Deutschland | ABC-Z

CDU und SPD verfallen in Größenwahn, obwohl die Wähler sie abgestraft haben. Und die grüne Revolte lässt das Investitionsprogramm XXL scheitern – und Deutschland weiter auf der Stelle treten.

Wer sich mit den Politikern der demokratischen Mitte und ihrem merkwürdigen Treiben seit dem Wahltag befassen möchte, muss sich zuvor mit der Typologie des Verlierers auseinandersetzen. Hans Magnus Enzensberger hat das in seinem Büchlein „Versuche über den Unfrieden“ getan.

Er konnte bei der Abfassung des Werkes im Jahre 2015 nicht das mittelprächtige Abschneiden von Friedrich Merz und das Scheitern der Ampel-Protagonisten Lars Klingbeil und Saskia Esken vor Augen gehabt haben. Aber er beschrieb geradezu seherisch ihre latente Gereiztheit und die daraus resultierende Sensibilität in eigener Sache. Enzensberger:

„Zwar kann der Verlierer auf die Gefühle anderer keine Rücksicht nehmen, aber die seinigen sind ihm heilig.“

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CDU und SPD flüchten „in den Größenwahn“

Die Furcht des Verlierers, von den Massen auch als solcher gesehen zu werden, ist demnach größer als die Niederlage selbst. Sie könne allerdings kompensiert werden, so Enzensberger, und zwar „durch die Flucht in den Größenwahn“. 

Und so tragen die Politiker von SPD und CDU – getreu dieser Anleitung – nicht das nach historischen Wahlniederlagen übliche Büßergewand, sondern führen sich auf, als seien sie allesamt bei den Oscars für die Rolle des besten Hauptdarstellers nominiert. 

Saskia Esken ist seine kongeniale Partnerin, die einen Wahlkampf lang alles tat, um die SPD zu dezimieren. Sie pushte den falschen Kanzlerkandidaten, warb in Sachen Migration mit dem falschen Programm und schlug in den Talkshows zuverlässig den falschen, weil harschen Ton an.

Als das Wahlergebnis schwarz auf weiß vorlag, las sie es nicht als ihre Entlassungsurkunde, sondern als Ermunterung zum neuerlichen Durchstarten. Mit Hinblick auf die Sondierungsgespräche sagte sie:

„All diese Fragen werden ganz sicher nicht die Männer unter sich ausmachen.“

Bei der Union der gleiche Übermut

Bei der Union der gleiche Übermut. Die CDU und Friedrich Merz, die eben noch für saubere Buchführung und seriöse Finanzplanung geworben hatten, wollen dem Volk jetzt das größte Schuldenpaket aller Zeiten verkaufen. Plötzlich findet man den Kreditrausch nicht mehr anstößig, sondern geboten. 

Der zentrale Satz aus dem Wahlprogramm – „Die Schulden von heute sind die Steuererhöhungen von morgen“ – fiel in den Köpfen der Akteure einer mysteriösen Löschung anheim. Niemand kann sich mehr erinnern.

Merz – der sich als Wahlgewinner ansprechen lässt – zitiert jetzt nicht mehr Ludwig Erhard mit seinem Plädoyer für Maß und Mitte, sondern Mario Draghi mit seiner Geldflutungspolitik. Es ist, als wäre der Papst ins Bordell umgezogen mit der Begründung, nur dort könne er die Sünde an der Wurzel bekämpfen: „Whatever it takes“.

Die Grünen zetern und stören lieber

Der bisherige Herbergsvater wiederum, Robert Habeck sein Name, hat das Schulden-Etablissement mit unbekanntem Ziel verlassen. Bisher galt für ihn und seine Partei:

„16 Jahre CDU-geführte Bundesregierungen haben unser Land auf Verschleiß gefahren – eine schwarze Null auf Kosten der Zukunft. Damit unser Land wieder für alle funktioniert, müssen wir jetzt investieren.“

Nun aber zeigt sich, dass die grünen Wahlverlierer sich mit dieser Rolle nicht abfinden wollen. Also wird dem XXL-Investitionsprogramm nicht zugestimmt, sondern es wird gezetert und gestört. Lieber lässt man das Land, um in der alten grünen Diktion zu bleiben, weiter auf Verschleiß fahren als die Modernisierung zu bewilligen. Die Partei-Co-Chefin im Wortlaut:

„Wir stehen nicht zur Verfügung, die Wahlversprechen von CDU und SPD über Schulden zu finanzieren.“

So klingen Menschen, die das Schicksal beleidigt hat. Enzensberger hat es geahnt:

„Die Reizbarkeit des Verlierers nimmt mit jeder Verbesserung zu, die er bei anderen bemerkt.“

Es taumeln die gefühlten Wahlgewinner und die tatsächlichen Wahlverlierer Arm in Arm

Und so taumeln die gefühlten Wahlgewinner und die tatsächlichen Wahlverlierer Arm in Arm der Lächerlichkeit entgegen. Unter großem Getöse und bei maximaler Enttäuschung ihrer jeweiligen Stammwähler wird der Stillstand des Landes organisiert. Die Verhältnisse – die niemandem imponieren können – drängen zur Implosion.

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Nachdenkliche Zeitgenossen verweisen in diesem Zusammenhang auf das Jahr 2029, in dem die Rechnung für das heutige Treiben zugestellt werden könnte. Sie tun das in der Absicht, auf das Toxische dieses Parteienhaders hinzuweisen. Enzensberger macht sich keine Illusionen, dass diese Art der Ermahnungen fruchten könnte:

„Schon der Begriff des Selbsterhaltungstriebes ist naiv.“

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