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“Rudi Völler – Es gibt nur einen”: “Genug Dummschmus erzählt jetzt” | ABC-Z

Dieser Text muss mit der Geschichte beginnen, wie mir Rudi Völler einst das Leben gerettet hat: Vor ein paar Jahren geriet ich an einer Berliner Ampel mit einem Autofahrer in Streit. Warum genau, führt hier zu weit (nur so viel: Ich war im Recht). Jedenfalls kam der Autofahrer aus seinem Wagen gestiegen und baute sich vor mir und meinem Fahrrad auf. Er war nicht besonders groß, aber augenscheinlich regelmäßiger Besucher eines Fitnessstudios. Und auf Eskalation aus. Er drohte mehrmals, mir eine reinzuhauen. Und weil ich manchmal auch nicht so der deeskalierende Typ bin, war er tatsächlich auch kurz davor. 

Mittlerweile hatte sich hinter uns ein kleiner Stau gebildet. Während ich noch überlegte, wie ich wohl am Besten einen Fausthieb parieren könnte, stieg einer Erscheinung gleich Rudi Völler aus einem Taxi direkt hinter uns und rief: “Kinder, vertragen wir uns wieder?” Der Mann und ich versicherten uns gegenseitig, dass das wirklich Rudi Völler sei, freuten uns, ihn leibhaftig zu sehen und vergaßen unseren Disput. Rudi stieg wieder ins Taxi, der Mann ins Auto, ich auf mein Rad – und alle fuhren ihrer Wege.

Es ist nicht zuletzt diese einzigartige entschärfende, ehrliche, volkstümliche Art, die Rudi Völler zu einem der größten Lieblinge des Landes hat werden lassen. Das ewige “Es gibt nur ein Rudi Völler” ist zwar grammatikalisch grausam, aber inhaltlich ein Volltreffer.

Das Gegenteil eines Selbstdarstellers

Auf diesem Kleinod deutschen Liedguts baut auch der Titel des Films auf. Rudi Völler – Es gibt nur einen heißt die Doku also, die ab Freitag bei Sky zu sehen ist. Ein im besten Sinne konventioneller, ein geradliniger Film, der damit aber perfekt zu seinem Protagonisten passt. 

Rudi Völler hat diesen Gestus eines Menschen, der nicht viel Aufhebens um sich machen möchte. Er ist das Gegenteil eines Laberers und Selbstdarstellers. Er macht noch immer den Eindruck, als wäre es ihm peinlich, dass sich Leute überhaupt für ihn interessieren. Er beantwortet Fragen auch in dem Film nie ausführlicher als nötig. Oft beendet er sie mit einem Lidschlag, der sagt: “Mehr habe ich dazu nicht zu sagen. Nein, du möchtest wirklich nicht noch einmal danach fragen.” Einmal sagt er, nachdem er auf dem Rasen des römischen Olympiastadions, wo er 1990 Weltmeister wurde, etwas pathetisch wurde: “Gut, genug Dummschmus erzählt jetzt.”

Elaborierte Zeitsprünge, effektheischende Tricks oder verkünstelte Kniffe gibt es in dem Film nicht. Er erzählt die Karriere des Rudi Völler von vorne bis hinten. Vom Aufwachsen in einfachen Verhältnissen in Hanau – Vater Dreher, Mutter Hausfrau – bis zum jetzigen Job als Sportdirektor des DFB

Heimlicher Star des Films ist seine Ehefrau Sabrina, von der ein Freund der Familie namens Marius Müller-Westernhagen schwärmt (“eine unfassbar tolle Frau”) und der Otto Rehhagel O Sole mio singt. Völler lernte Sabrina in seiner Zeit in Italien kennen und verschleppte die gebürtige Römerin für lange Zeit nach Leverkusen-Quettingen. “Leverkusen, wie liegt das denn?”, fragte Sabrina damals. “Sabrina war das große Glück für mich in meinem Leben”, sagt Völler heute.

Wer sagt denn heute Manuel? Oder Joshua? Jamal?

Seine Ehefrau, ausgerechnet, könnte auch der einzige Mensch der Welt sein, der Rudi Völler nicht Rudi nennt. “Das kann nicht wahr sein, dass ein Mensch Rudi heißt. Das ist wie ein Hundename”, sagt sie im Film. Sie nennt ihn bei Völlers korrektem Vornamen: Rudolf.

Trotzdem: Der Rudi ist ein Zeichen für Völlers Echtheit. Wie vielleicht sonst nur noch Uwe Seeler wird Völler noch heute einfach konsequent beim Vornamen gerufen. Natürlich liegt das auch am klangvollen “Ruuuudi”. Würde Völler Michael oder Thomas heißen, wäre das schwieriger. Aber dennoch: Die heutige Fußballergeneration wird nicht mehr beim Vornamen gerufen. Wer sagt denn heute Manuel? Oder Joshua? Jamal? Florian? Eben.

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