Wie geht der Trend zu Blurred Lips? | ABC-Z

Die dritte Staffel von „White Lotus“ endete zwar kürzlich, doch die Serie über die stets bizarre Gästeschar und das Personal einer Luxusresort-Kette bleibt ein Thema. Auch, weil die Outfits der Protagonisten große Lust auf den eigenen nächsten Urlaub unter Palmen machen. Mittlerweile hat die Serie fast so einen stilistischen Einfluss wie vor einigen Jahren „Succession“, jenes Familienepos in vier Staffeln, das den „Quiet Luxury“-Stil befeuerte.
Was dort schlichte, aber teure Kaschmirpullover, ordentliche Frisuren unter Loro-Piana-Kappen und matt abgepuderte Gesichter waren, sind in „White Lotus“ blumig bedruckte Hemden für die Herren, bunt flatternde Kleider und Kaftane, vom tropischen Klima gewellte Haare und schimmernde Haut bei Damen – und Lippen, die fast immer aussehen, als hätten die Protagonistinnen gerade in eine Wassermelone gebissen oder an einem Drink genippt. Sie tragen Lippenstift, aber häufig keinen Lipliner.
Wer je im Sommer in Thailand war (dort spielte die jüngste Staffel), weiß, wie klug diese Entscheidung ist. Streng nachgezeichnete Lippenkonturen gehören hier zu den schlechtesten Ideen. Denn in der feuchten Hitze verläuft die Farbe schnell und bahnt sich den Weg in feine Fältchen rund um den Mund.
Die noch bessere Nachricht: Konturlosigkeit liegt im Trend. „Blurred Lips“ heißt der Look. Bei den „verschwommenen Lippen“ darf es im wahrsten Sinne des Wortes bei den Konturen drunter und drüber gehen. Laut einer Studie der Kosmetikmarke Essence stiegen die Google-Suchanfragen nach Blurred Lips seit dem vergangenen Jahr um 175 Prozent, auch auf Tiktok und Instagram seien sie immer präsenter. Womöglich waren die Suchenden inspiriert von den Frühjahrs- und Sommer-Schauen. Dort waren viele Models mit solchen Lippen zu sehen. Die mangelnde Akkuratesse sieht also nicht nur im Urlaub gut aus.
Wie so viele Trends beruht auch dieser nicht auf einer völlig neuen Idee. In Asien, vor allem in Südkorea, verzichtet man schon länger auf präzise Lippenkonturen. Auch in Frankreich ist der Look beliebt. „Bouche mordue“, auf Deutsch etwa: „auf die Lippe gebissen“, heißt er dort. Ein internationaler Trend also und ein generationsübergreifender: Junge Schmink-Anfängerinnen können ihn ebenso mitmachen wie jene, die schon feine Linien rund um die Lippen haben – und ohne Rücksicht auf perfekte Konturen essen, trinken und natürlich küssen.