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Umweltschutzproblem in Starnberg: Altdeponie belastet Naturschutzgebiet – Starnberg | ABC-Z

Vor den Toren Starnbergs tickt eine ökologische Zeitbombe – und das schon seit Jahrzehnten: Seit Ende der Fünfzigerjahre wurde auf der ehemaligen Hausmülldeponie östlich der Gautinger Straße in unmittelbarer Nähe zum Naturschutzgebiet bis 1977 alles Mögliche vergraben, was irgendwie wegmusste. Was genau da unter der Erdoberfläche am Ende des Truhenseewegs schlummert, ist noch unklar, doch verschwunden ist es nicht. Bei Detailuntersuchungen wurden Boden- und Grundwasserverunreinigungen durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) festgestellt, die weit über den Normwerten liegen. Nun gibt es für das verseuchte Areal eine erste machbare Idee: Der Wertstoff- und Recyclinghof könnte dorthin verlagert werden.

Es ist keine Überraschung, dass sich auf der Altdeponie der Kreisstadt am Rand des Biotops so manches befindet, was dort nicht hingehört. Die Auffüllungen stammen aus arglosen Jahren: Außer der Stadt Starnberg deponierte dort von 1962 bis 1977 auch der Landkreis seine Abfälle. Doch erst 2010 gab es eine „orientierende Altlastenuntersuchung“, 2012 und 2016 lagen die Ergebnisse detaillierterer Untersuchungen vor. Im Untergrund werden unter anderem Hausmüll, Schwarzdecken (Bitumen, Teer), Aschen- und Kohlereste vermutet, die zu einer erhöhten Konzentration von PAK im Grundwasser führen. Der Prüfwert im Sickerwasser ist überschritten, das Grundwasser erheblich belastet. Das Landratsamt forderte die Stadt Starnberg daher im Juli 2016 zu einer Sanierungsuntersuchung auf.

Viele PAK gelten als besonders kritisch für die Umwelt: Sie bauen sich schlecht bis gar nicht ab, reichern sich in Organismen an, sind giftig und können krebserregend sein. Einmal in die Umwelt entlassen verbleiben PAK sehr lange, reichern sich an und entfalten so über längere Zeit ihre Wirkung. Und jedes Mal, wenn es regnet, werden erneut Schadstoffe ausgeschwemmt. Dass PAK in der Umwelt fast überall vorkommen, macht sie aufgrund ihrer Eigenschaften zu einer besonders problematischen Stoffgruppe, stellt das Umweltbundesamt fest.

Doch wie kann der Untergrund, der sich „wie ein Giftpfeil ins Naturschutzgebiet“ bohrt, wie CSU-Stadtrat Ludwig Jägerhuber sagte, entschärft werden? Vor dieser Frage standen auch die Fachleute, die „geeignete, erforderliche und verhältnismäßige Maßnahmen unter Berücksichtigung von Maßnahmenkombinationen“ ermittelten. Demnach könne eine Minderung der PAK-belasteten Sickerwasserfrachten durch eine Oberflächenabdichtung erreicht werden. Denkbar hierfür sind Betonit- oder Tonsperren in Kombination mit Entwässerungsschichten aus Kies und Sand. Und eines ist schon jetzt klar: Die Sanierung wird teuer. Zwar ist die „Gesellschaft zur Altlastensanierung in Bayern“ (GAB) beteiligt, doch 160 000 Euro Eigenanteil verbleiben bei der Stadt.

Auf dem sanierten Gelände könnten eine Ausgleichsfläche und der neue Wertstoffhof mit Photovoltaikanlage entstehen

Offen ist die Frage einer potenziellen Nachnutzung für das Gelände, das die Stadt in einem Teilbereich als Baustofflager nutzt. Angedacht sind Nutzungen für Freiflächenphotovoltaik, als Wertstoffhof oder renaturierte Ausgleichsfläche. Nach einer Besprechung mit einem GAB-Vertreter steht folgender Plan zur Diskussion: Der östliche Bereich könnte nach der Sanierung ökologische Ausgleichsfläche werden, im mittleren Bereich der Wertstoffhof entstehen und im Westen ein Schallschutzhügel. Die Altabfälle der Deponie werden ausgehoben: Ein Teil des Materials wird im östlichen Bereich verwendet, um ein Gefälle für die Oberflächenabwasserleitung zu schaffen; der andere Teil könnte für den Bau des Schallschutzhügels verwendet und dann abgedeckt werden. Überschüssiger Müll soll anderweitig entsorgt werden.

Ob dieser erste Plan mit der erforderlichen Sanierung vereinbar ist, muss allerdings noch geklärt werden. Auch gibt es noch keine detaillierte Kostenanalyse und wie hoch der Anteil für die Stadt wäre. Zudem muss das Landratsamt zustimmen. Und erst, wenn der Sanierungsplan steht, ist eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung über ein Jahr erforderlich. Bis dahin werden also voraussichtlich noch viele PAK im Grundwasser landen.

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