Umwelt und Natur im Landkreis Ebersberg: Große Gefahren für kleine Igel – Ebersberg | ABC-Z
Wer ein Igel ist, hat meistens im August Geburtstag, dann werden nämlich die Jungtiere geboren. Wenige Wochen später machen diese dann ihre ersten Streifzüge ohne die Mutter – und geraten dabei nicht selten in gefährliche Situationen. Darauf weist nun die Ebersberger Kreisgruppe des Bundes Naturschutz hin und gibt Tipps, wie man den kleinen Igeln helfen kann.
Nach durchschnittlich 35 Tagen Tragzeit bringen die Muttertiere vier bis sechs Igelkinder zur Welt. Die meisten im August, viele auch noch im September. Junge Igel sind typische Nesthocker, ihre Augen und Ohren sind nach der Geburt noch zwei Wochen lang geschlossen. Bis ungefähr zum 24. Lebenstag bleiben sie ausschließlich im Nest und werden dort gesäugt, nach drei Wochen bekommen sie Milchzähnchen. Dann verlassen sie erstmals ihren Geburtsort und erkunden die nähere Umgebung und müssen lernen, was essbar ist und was nicht, und zwar ohne Igelmutter.
Nachts allein unterwegs zu sein ist für gesunde Jungigel ganz normal
„Während der Aufzucht haben Igelmütter riesigen Hunger und suchen in einem viel weiteren Umkreis nach Futter als ihre Sprösslinge. Die Igelkinder werden also – je nach Alter – eine gewisse Zeit alleine gelassen. Spätestens in der Morgendämmerung trifft sich die Igelfamilie dann wieder im Nest“, erklärt Regina Wegemann von der BN-Kreisgruppe Ebersberg. 40 Tage lang werden die Jungtiere gesäugt, erst nach sechs Wochen trennt sich der Familienverband und die Mutter geht wieder eigene Wege. Je nach Wetter und individueller Selbständigkeit bleiben die Geschwister noch einige Zeit zusammen – dann gehen auch sie getrennte Wege und müssen sich allein zurechtfinden.
Doch woran erkennt man, dass ein Igelkind Hilfe braucht? „Tagsüber kriechen Igelsäuglinge nur aus dem Nest, wenn die Mutter nicht da ist, also nach ihrem nächtlichen Beutezug nicht zurückkehrt, und sie schon längere Zeit nicht mehr gesäugt wurden – nur dann brauchen sie Hilfe“, so Regina Wegemann. Und Monika Tanzer von der Igelhilfe Kirchseeon ergänzt: „Höchste Eile ist geboten, wenn die Igelkinder verletzt oder von Fliegeneiern befallen sind“. Nachts allein unterwegs zu sein ist für gesunde Jungigel dagegen ganz normal.
Um sie dabei zu unterstützen, können Gärten igelfreundlich gestaltet und mögliche Gefahrenquellen entschärft werden. „Bitte keinesfalls mit Motorsensen unter Hecken mähen, ohne diese vorher zu kontrollieren. Und ganz wichtig: Mähroboter nur tagsüber arbeiten lassen oder besser noch ganz darauf verzichten. Ihre Sensoren erkennen, wenn überhaupt, nur ausgewachsene Igel, wenn sich die Kleinen zusammenrollen, werden sie überfahren und häufig verstümmelt oder getötet“, weiß Sepp Biesenberger, Kreisvorsitzender des BN. „Und auch Kellerschächte können für Igelkinder zur Falle werden. Daher: Bitte abdecken.“
Wer mit dem Auto unterwegs ist, sollte in diesen Tagen besonders wachsam sein, da viele Igel auf der Straße unterwegs sind. „Die zunehmende Verdichtung des städtischen Lebensraums und die Undurchlässigkeit vieler Gartenzäune zwingt die Igel auf die Straße“, so Monika Tanzer. Die engagierte Igelhelferin rät deshalb dazu, Igeldurchgänge von einem Garten zum nächsten anzulegen. Oder besser gleich ein mindestens zehn auf zehn Zentimeter großes Loch in den Gartenzaun zu schneiden.
Von Freitag an läuft wieder die Igelzählung
Generell freuen sich Igel über naturnahe Gärten mit heimischen Blühpflanzen, alten Obstbäumen und dichten Hecken. Beliebte Jagdgebiete sind Stauden- und Kräuterbeete sowie Grünflächen mit Wildblumen. Den Tag verbringen die nachtaktiven Insektenfresser aber lieber in einem sicheren Versteck. Das können Laub-, Holz- oder Steinhaufen mit Hohlräumen sein. Sehr gerne werden auch zugängliche Komposthaufen genutzt.
Außerdem kann man sich zwischen dem 20. und 30. September an der Igelzählung beteiligen, die der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) gemeinsam mit der Deutschen Wildtierstiftung, NABU-Naturgucker und weiteren Partnern organisiert. Bei einer Zählung dieses Frühjahr wurden laut LBV bundesweit mehr als 16 600 Igel gemeldet, davon knapp 2300 in Bayern. Wer mitmachen will, kann auf der Seite www.igel-in-bayern.de sowohl lebende als auch tote Tiere eintragen.
Mehr über Igel und wie man den bedrohten Tieren helfen kann, gibt es außerdem am Freitag, 4. Oktober, zu erfahren: Dann hält Monika Tanzer von der Igelhilfe Kirchseeon im Saal „Unterm First“ im Klosterbauhof Ebersberg den Vortrag „Wecke den Igel in Dir“. Beginn ist um 19 Uhr.