Umbenennungen auf Google Maps: Das Mainzer Gautor wird zum „Gaytor“ – was dahinter steckt – Panorama | ABC-Z

Ein paar technische Fertigkeiten und etwas Dreistigkeit genügen im Tech-Zeitalter, um zumindest den Anschein von Einfluss auf das Weltgeschehen zu erwecken. Und auf jeden Fall, um Chaos anzurichten. Wie einfach etwa ein Ort auf Google Maps umbenannt werden kann, hat Anfang dieses Jahres bereits die US-Regierung bewiesen, als sie den Golf von Mexiko kurzerhand in „Golf von Amerika“ umtaufte. Nachdem Donald Trump entsprechende Dekrete unterzeichnet hatte, dauerte es nicht lang, bis Google mitteilte, dass der Name geändert wurde – zumindest für Leute in den USA. Menschen in Mexiko sehen bei Google Maps weiterhin den „Golf von Mexiko“, für Nutzer in allen anderen Ländern werden aktuell beide Namen angezeigt.
Trumps Vorgehen hat einige Menschen inspiriert, wenn auch im Kleinen: Anfang des Jahres wurden in Deutschland die Namen zahlreicher Gewässer auf Google Maps geändert, von Nutzern, die sich offensichtlich über die Politik des US-Präsidenten und die schnelle Reaktion Googles lustig machten. So gab es zeitweise einen „Golf von Wersten“ in Düsseldorf, einen „Golf von Bayern“ im Chiemsee und den „Golf von Giesing“ in München. Der allgemeine Konsens der Internetaktion schien zu lauten: Wenn Donald Trump offizielle Ortsbezeichnungen nach Belieben ändern kann, warum sollten gemeine Internetnutzerinnen und -nutzer dies nicht auch tun?
Gleichzeitig hat der Spaß, wie so oft bei derlei Guerilla-Aktionen im Netz, einen ernsten Kern: Er zeigt, dass im Internetzeitalter die Deutungshoheit nicht allein bei offiziellen Institutionen liegt, sondern die Nutzerinnen und Nutzer durch ihre weltweite Vernetztheit die Macht von Worten und Benennungen relativieren können. Und die Aktion führt außerdem einmal mehr vor Augen: Ortsbezeichnungen sind menschengemacht, bisweilen willkürlich und ein Spiegel der Zeit. Nichts anderes steckt hinter den vielen Streitigkeiten um Schul- oder Straßenbezeichnungen, deren Namensgeber heute nicht mehr so unkritisch gesehen werden können wie noch von anderen Generationen.
In England hieß eine Schule plötzlich „Gefängnis und Hölle auf Erden“
Damit hat eine vermeintliche Umbenennung einer Schule in Alzey in Rheinland-Pfalz allerdings nichts zu tun. Wer das dortige „Elisabeth-Langgässer-Gymnasium“ bei Google Maps sucht, landet nun bei der „Luca Kaucher Schule“. Luca Kaucher ist wohl ein ehemaliger Schüler des Gymnasiums. Mittlerweile findet man unter dem Maps-Eintrag auch ein – vermutlich KI-generiertes – Foto des Schulgebäudes, auf dessen Wand groß die Schrift „Luca Kaucher Schule“ prangt.
Und offenbar haben die Rheinland-Pfälzer gerade besonderen Spaß am Namenshumor. In Mainz wurde kürzlich jedenfalls das im 17. Jahrhundert errichtete Gautor vorübergehend auf Google zum „Gaytor“. Auch hier ist nicht bekannt, wer für die Änderung verantwortlich ist – aber es liegt nahe, dass die Umbenennung etwas mit dem Mainzer Christopher Street Day am 26. Juli zu tun hat. Weder die Stadt noch der queere Verein „Schwuguntia“, der den CSD mitorganisiert, seien für den Google-Eintrag verantwortlich, teilten sie der Mainzer Allgemeinen Zeitung mit. Natürlich.
Bereits vor Trumps Verkündung, den „Golf von Mexiko“ umzubenennen, gab es vereinzelt Fälle, in denen Orte auf Google Maps umbenannt wurden – so hat beispielsweise im Jahr 2019 ein Schüler in England seine Schule in „Hornsea Prison & Hell on Earth“ umbenannt. Aber nicht immer sind solche Aktionen spaßig. So tauchte das Würzburger Röntgen-Gymnasium auf Google Maps unter „Joseph-Goebbels-Gymnasium“ auf. Die Schule schaltete die Polizei ein.
Eigentlich jedoch sollte so eine Umbenennung bei Google Maps nicht so leicht möglich sein: Zwar kann dort jeder und jede einen neuen Ortsnamen vorschlagen, der muss dann aber erst von Google überprüft und akzeptiert werden. Eigentlich. Aber wenn im Jahr 2025 eines allmählich klar geworden sein sollte, dann das: Wo im Netz ein Wille ist, ist auch ein Weg.