Aber keine alte Wehrpflicht: Klingbeil fordert Voraussetzungen für verpflichtendes Einziehen | ABC-Z

Aber keine alte Wehrpflicht
Klingbeil fordert Voraussetzungen für verpflichtendes Einziehen
20.06.2025, 10:59 Uhr
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Deutschland braucht mehr aktive Soldaten. Der SPD-Chef lehnt die Wiedereinführung der Wehrpflicht wie früher zwar ab und spricht sich stattdessen für eine “attraktivere” Bundeswehr aus. Doch wenn es freiwillig nicht klappt, soll es schnell gehen.
Vizekanzler Lars Klingbeil schließt eine Rückkehr zur Wehrpflicht in Deutschland zwar aus, will aber die Voraussetzungen für ein verpflichtendes Einziehen schaffen. Der Koalitionsvertrag setze auf Freiwilligkeit, “wir müssen aber jetzt schon die Voraussetzungen dafür schaffen, dass auch verpflichtend eingezogen werden könnte”, sagte Klingbeil der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft. “Aber es wird keine Rückkehr zur alten Wehrpflicht geben, bei der alle jungen Männer eines Jahrgangs eingezogen werden”, sagte der SPD-Chef.
Stattdessen müsse die Bundeswehr “deutlich attraktiver für junge Menschen werden”. Klingbeil sprach sich erneut dafür aus, den kostenlosen Führerschein beim Bund zu integrieren.
Deutschland benötigt nach den neuen Nato-Vorgaben 50.000 bis 60.000 aktive Soldaten mehr. Trotz diverser Anstrengungen sank die Zahl zuletzt aber auf rund 181.000 Soldaten. Verteidigungsminister Boris Pistorius will daher rasch seinen Vorschlag für einen neuen Wehrdienst vorlegen, um mehr junge Menschen zu erreichen.
Mit Blick auf den Nato-Gipfel in der kommenden Woche in Den Haag warnte Klingbeil davor, die Debatte auf Verteidigungsquoten zu verengen. “Prozente zu zählen, ist unproduktiv”, sagte der SPD-Chef. Zugleich bekräftigte er: “Wir müssen das Land vor den heutigen Bedrohungen wie Cyberangriffen, Angriffen auf die Infrastruktur und Drohnen schützen. Schnell und effektiv.”
Ein Vorschlag von Nato-Generalsekretär Mark Rutte sieht vor, dass die Mitgliedstaaten beim Nato-Gipfel in der kommenden Woche in Den Haag beschließen, ab 2032 mindestens 3,5 Prozent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung für Verteidigungsausgaben und 1,5 Prozent für verteidigungsrelevante Infrastruktur aufzuwenden. Zusammen entspräche dies den fünf Prozent, die US-Präsident Donald Trump von den Partnern gefordert hat. Die meisten Nato-Länder, darunter Deutschland, haben dem Rutte-Vorschlag bereits zugestimmt.