Ukrainekrieg: Großbritannien gewährt Ukraine Kredit über 2,7 Milliarden Euro | ABC-Z

Einen Tag nach dem Eklat im Weißen Haus hat Großbritannien der Ukraine einen Kredit über 2,74 Milliarden Euro zur Stärkung seiner Verteidigung gewährt. Der Kredit sei ein Zeichen der „unerschütterlichen Unterstützung für das ukrainische Volk“, hieß es zur Unterzeichnung der Vereinbarung durch die Finanzminister beider Länder, Rachel Reeves und Serhii Marschenko. Die erste Tranche des Darlehens soll voraussichtlich nächste Woche an die Ukraine ausgezahlt werden. Finanziert werden soll es mit Zinsgewinnen aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten in der EU.
Zuvor hatte der britische Premierminister Keir Starmer den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in London empfangen. Dabei sicherte Starmer dem angegriffenen Land die „unerschütterliche Unterstützung“ Großbritanniens zu. Das Vereinigte Königreich werde an der Seite der Ukraine stehen, solange es nötig sei, sagte der Labour-Politiker. Großbritannien gehört zu den großen Geldgebern der Ukraine und unterstützt das Land mindestens bis zum Finanzjahr 2030/31 und mit Militärhilfen von mehr als 3,5 Milliarden Euro jährlich.
Selenskyj kündigte auf X an, mit dem Geld weitere Waffen in der Ukraine zu produzieren. „Ich bin dem Volk und der Regierung des Vereinigten Königreichs für ihre große Unterstützung von Anfang an in diesem Krieg dankbar“, sagte der Präsident.
Selenskyj wird in London bejubelt
Am Freitag waren US-Präsident Donald Trump und Selenskyj in Washington vor laufenden Kameras heftig aneinandergeraten. Trump warf Selenskyj – unterstützt von seinem Vizepräsidenten JD Vance – fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vor. Zudem drohte Trump mit dem Ende der US-Unterstützung, sollte Selenskyj nicht einem Deal mit Russland zustimmen. Der ukrainische Staatschef verließ das Weiße Haus daraufhin im Streit.
In London wurde Selenskyj tags darauf von zahlreichen Umstehenden bejubelt. Starmer umarmte ihn zur Begrüßung und sagte: „Sie sind sehr, sehr willkommen hier in Downing Street“. Er fügte hinzu: „Wir stehen an Ihrer Seite, der Seite der Ukraine, solange es auch dauern mag.“ Nach dem Vorfall im Weißen Haus hatten sich auch zahlreiche andere europäische Staaten und die Spitzen der EU an die Seite Selenskyjs und der Ukraine gestellt.
Das Treffen zwischen Starmer und Selenskyj hinter verschlossenen Türen dauerte rund 75 Minuten. Anschließend teilte die britische Regierung mit, Starmer habe seine Entschlossenheit bekräftigt, „einen Weg zu finden, der den illegalen Krieg Russlands beendet und einen gerechten und dauerhaften Frieden sicherstellt, der die zukünftige Souveränität und Sicherheit der Ukraine gewährleistet“.
Selenskyj dringt auf „zuverlässige Sicherheitsgarantien“
Selenskyj schrieb später auf Telegram, dass er mit Starmer über die Stärkung der Position der Ukraine und die Erlangung verlässlicher Sicherheitsgarantien gesprochen habe. „Während unserer Gespräche haben wir die Herausforderungen besprochen, vor denen die Ukraine und ganz Europa stehen, die Koordination mit unseren Partnern, konkrete Schritte zur Stärkung der Position der Ukraine und eine gerechte Beendigung des Krieges mit zuverlässigen Sicherheitsgarantien“.
Am Sonntag trifft der ukrainische Präsident mit dem britischen König Charles III. zusammen. Starmer empfängt derweil europäische Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfeltreffen in London, bei dem angesichts der Hinwendung der US-Regierung zu Moskau über die weitere europäische Unterstützung für die Ukraine beraten werden soll. Auch der kanadische Premierminister Justin Trudeau wird erwartet.