Grünen-Politiker Ludwig Hartmann will Olympische Spiele lieber in Kiew | ABC-Z

Die einen erhoffen sich einen Aufbruch wie ’72, als die Olympischen Spiele München zur Großstadt gemacht haben. Die anderen fürchten steigende Mieten und hohe Kosten, wenn München tatsächlich 2036, 2040 oder 2044 Sommerspiele austrägt.
Am 26. Oktober sollen sich die Münchner festlegen, welcher Position sie sich anschließen. Für dieses Datum wird der Stadtrat an diesem Mittwoch voraussichtlich einen Bürgerentscheid beschließen und zustimmen, dass das Rathaus weiter an einer Olympia-Bewerbung feilt. Alleine das kostet fast 6,7 Millionen Euro. In den nächsten Monaten wird es also Wahlkampf für und gegen Olympia geben.
Zwei Demos vor dem Rathaus
Beginn dafür sind zwei Demos auf dem Marienplatz vor der Stadtratsentscheidung: Ab 8.15 Uhr demonstriert unter anderem der Bayerische Landessportverband auf dem Marienplatz für Olympia. Der Verband erhofft sich neue Sportstätten und positive Effekte. Auch die Gegner (etwa die ÖDP und der Bund Naturschutz) demonstrieren ab 8.20 Uhr beim Fischbrunnen.
Doch eine Partei fällt mit Uneinigkeit auf: die Grünen. Ihr OB-Kandidat, Münchens Zweiter Bürgermeister, Dominik Krause hatte sich schon vor einer Weile für Olympia ausgesprochen. Er will, dass in München die Spiele so ähnlich wie in Paris vergangenes Jahr werden – mit möglichst wenig neuen Stadien, dafür mit temporären Aufbauten. Was übrigens nicht bedeutet, dass sie geschenkt sind: Das Rathaus rechnet mit Kosten von mehr als 900 Millionen für die Provisorien. Dass Olympia München guttun würde, sieht auch die Grünen-Stadtchefin Svenja Jarchow so.
“Das ist das Letzte, was München braucht”
Doch nicht alle bei den Grünen teilen diese Meinung. Der Münchner Grünen-Landtagsabgeordnete und Chef des Bund Naturschutzes Christian Hierneis ist skeptisch. In der AZ bezeichnete er die Münchner Bewerbung mit ihren vielen Versprechen etwa für den ÖPNV-Ausbau als „Traumschloss“.
Und noch ein bekannter Grüner ist kritisch: Der Vize-Landtagspräsident Ludwig Hartmann geht davon aus, dass durch Olympia die Mieten weitersteigen. „Und das ist das Letzte, was München braucht.“ Während der Spiele sind in Paris laut Studien die Mietpreise um 85 Prozent gestiegen. Gleichzeitig klagten Hotelbesitzer, dass der erwartete Boom ausblieb. Die Hotels seien sogar weniger ausgelastet gewesen, weil andere Touristen Paris während der Spiele eher mieden, berichteten Medien.
Ludwig Hartmann bezweifelt, dass Olympia für München ein Mehrwert sein kann. Stadtentwicklung dürfe sich nicht an einem zweiwöchigen Event ausrichten, findet er. Es brauche eine neue Vision für München. Doch sich dabei an Spiele zu klammern, die womöglich erst in 20 Jahren stattfinden, hält er für falsch.
Der ehemalige Grünen-Fraktionsvorsitzende weiß aber auch: Bei den Grünen sei die Stimmung eher positiv, was eine Münchner Olympia-Bewerbung betrifft. Er habe kein Problem damit, eine kritische Stimme zu sein. Er fühle sich seinem Stimmkreis München-Mitte verpflichtet, wo viele schon heute über hohe Mietpreise klagen. „Der einzige Gewinner von Olympia wird die Immobilienbranche“, ist er sich sicher.
“Es wäre eine Riesenchance für die Stadt”
Ganz anders sieht das der Grünen-Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer, der in seiner Fraktion für Sportpolitik zuständig ist. „Unterm Strich“, meint er, „wäre Olympia eine Riesenchance für die Stadt.“ Er erwartet hohe Förderungen von Bund und Freistaat für den Bau von Infrastruktur und die Sanierung von Stadien. Mindestens zwei Drittel werden übernommen, meint er.

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Hartmann bezweifelt das: „Es gibt ja kein Olympia-Gesetz, in dem das festgelegt wäre.“ Die Förderungen müssten ausgehandelt werden. Und wie sehr kann sich München da wirklich auf einen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) verlassen – der seine nächsten Wahlen kaum in München gewinnt, fragt Hartmann. Er hat eine andere Idee: „Meine Vision von Olympia 2040 wäre, eine gemeinsame europäische Olympia-Bewerbung mit dem Austragungsort Kiew, unserer Münchner Partnerstadt in der Ukraine.