Ukraine soll weite Teile besetzter russischer Gebiete verloren haben | ABC-Z
Russen verstärken Gegenangriffe
Ukraine soll weite Teile besetzter russischer Gebiete verloren haben
23.11.2024, 15:26 Uhr
Artikel anhören
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos | Feedback senden
Seit August hält die Ukraine Gebiete in der russischen Region Kursk. Nun geraten die ukrainischen Streitkräfte einem Insider zufolge immer mehr in Bedrängnis. Wegen der Gegenangriffe sei ein erheblicher Teil des besetzten Gebietes wieder geräumt worden. Auch in der Ostukraine erhöht sich der Druck.
Die Ukraine hat über 40 Prozent der ursprünglich eroberten russischen Gebiete in der Region Kursk wieder geräumt. Das sagte ein Mitglied des ukrainischen Generalstabes der Nachrichtenagentur Reuters. “Wir kontrollierten anfangs 1376 Quadratkilometer, jetzt ist dieses Gebiet natürlich kleiner. Der Feind verstärkt seine Gegenangriffe”, sagte der Militär. “Jetzt kontrollieren wir etwa 800 Quadratkilometer. Wir werden dieses Gebiet so lange halten, wie es militärisch sinnvoll ist.” Die Kursker Offensive war die erste Bodeninvasion einer ausländischen Macht in Russland seit dem Zweiten Weltkrieg und traf die russische Armee unvorbereitet.
Mit dem Vorstoß wollte die Regierung in Kiew die russischen Angriffe in der Ost- und Nordostukraine aufhalten. Russland sollte gezwungen werden, seine im Osten der Ukraine vorrückenden Truppen zurückzuziehen. Die langsam dort vorstoßende russische Offensive konnte jedoch bislang nicht gestoppt werden.
Das Mitglied des ukrainischen Generalstabes bestätigte, dass etwa 11.000 nordkoreanische Soldaten zur Unterstützung Russlands in der Region Kursk eingetroffen seien. Ein Großteil der nordkoreanischen Soldaten müsse jedoch erst noch seine Ausbildung abschließen. Nach Schätzungen Südkoreas und der USA hat Nordkorea mehr als 10.000 Soldaten nach Russland entsandt, wo ein Teil von ihnen bereits in Gefechten rund um die Grenzregion Kursk kämpft, die die Ukrainer besetzt halten.
Die Zahl könne auf bis zu 100.000 steigen, warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unlängst. Nordkorea soll laut Angaben aus Seoul auch schwerste Geschütze, darunter Panzerhaubitzen und Mehrfachraketenwerfer, an Russland geliefert haben.
Große Bedrohung in Ostukraine
Im Osten der Ukraine liefern sich vorrückende russische Truppen und ukrainische Verteidiger weiter heftige Kämpfe. Der ukrainische Generalstab in Kiew nannte in seinem Morgenbericht die vergleichsweise hohe Zahl von 194 Angriffen seit Freitagmorgen. “Der Feind nutzt seine Überlegenheit an Menschen und Material und attackiert pausenlos unsere Stellungen”, hieß es.
Der ukrainische Spitzenmilitär erklärte weiter, in der Region Kurachowo drohe die größte Bedrohung. Dort würden russische Streitkräfte täglich 200 bis 300 Meter vorrücken. Die Stadt Kurachove ist ein Sprungbrett in Richtung des wichtigen logistischen Knotenpunkts Pokrowsk in der Region Donezk. Insgesamt verfügt Russland nach Angaben des ukrainischen Generalstabs derzeit über rund 575.000 Soldaten, die in der Ukraine kämpfen, und strebt eine Aufstockung seiner Streitkräfte auf etwa 690.000 an.
Allein am Frontabschnitt Pokrowsk im Gebiet Donezk wurden nach Angaben des ukrainischen Generalstabs 44 Angriffe gezählt, wobei die Militärangaben nicht im Detail nachprüfbar sind. 36 russische Sturmangriffe gab es demnach bei der extrem gefährdeten Stadt Kurachowe. Südlich davon droht sich Lagekarten zufolge ein Kessel zu bilden, aus dem ein Abzug der ukrainischen Soldaten schwierig werden dürfte.
Der ukrainische Militärblog DeepState verwies auch auf das russische Vordringen bei Welyka Nowosilka im Süden des Gebietes Donezk. Dort verlieren die Ukrainer Gebiete, die sie bei ihrer Sommeroffensive 2023 zurückerobert hatten. Russische Militärblogs berichten von einem weiteren Vordringen ihrer Truppen in der Bergbaustadt Torezk.