Ukraine-Liveblog: ++ Eindringen der Drohnen laut Tusk kein Versehen ++ | ABC-Z

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Polens Regierungschef Tusk hat den Kommentar von US-Präsident Trump zu den russischen Drohnen zurückgewiesen. Bundeswehr-Generalinspekteur Breuer betont die Entschlossenheit Deutschlands zum Schutz der NATO-Partner im Osten.
Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:
Die NATO will am späten Nachmittag über das weitere Vorgehen nach dem mutmaßlich vorsätzlichen Eindringen russischer Drohnen in den Luftraum des Bündnisses informieren. Wie das Verteidigungsbündnis in Brüssel mitteilte, wird es dazu um 17 Uhr eine Pressekonferenz mit Generalsekretär Mark Rutte und dem Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa, Alexus Grynkewich, geben.
Erwartet wird, dass sie ankündigen, wie die Überwachung des NATO-Luftraums und Flugabwehrkapazitäten kurzfristig verbessert werden sollen. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk sagte: “Mir wurde mitgeteilt, dass wir noch heute erfahren werden, wie die Allianz nach dem Drohnenangriff Russlands an der Ostflanke weiter vorgehen wird.”
Nach seinem mehrtägigen Aufenthalt in Großbritannien ist Prinz Harry zu einem unangekündigten Besuch in die Ukraine gereist. Der Herzog von Sussex sei am Morgen mit dem Nachtzug in Kiew eingetroffen, teilte die ukrainische Bahngesellschaft mit und postete ein Video von der Begrüßung Harrys auf dem Bahnsteig. Zuvor hatte die britische Zeitung Guardian über die Visite berichtet und Fotos von seiner Ankunft veröffentlicht.
Prinz Harry reiste in Begleitung eines Teams seiner Stiftung Invictus Games, die verletzte Soldaten unterstützt. “Wir können nicht den Krieg beenden, aber was wir tun können ist, alles zu unternehmen, um den Genesungsprozess zu unterstützen”, sagte Harry dem Guardian. Der Zeitung zufolge standen Treffen mit der ukrainischen Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko sowie mit etwa 200 ukrainische Veteranen auf Harrys Besuchsprogramm.
Die von der Bundesregierung angekündigte verstärkte Unterstützung bei der Luftraumüberwachung über Polen hat bereits begonnen. Das sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin. Die Einsatzbereitschaft sei am Donnerstagabend hergestellt worden. Zwei Alarmrotten seien nun rund um die Uhr im Einsatz.
Die EU hat anlässlich der Verletzung des polnischen Luftraums durch russische Drohnen die Botschafter von Russland und Belarus einbestellt. “Wir haben unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass diese rücksichtslose Handlung eine ernsthafte Eskalation seitens Russlands darstellt”, teilte ein EU-Beamter in Brüssel mit.
Die neue britische Außenministerin Yvette Cooper hat bei einem Besuch in Kiew neue Sanktionen gegen Russland angekündigt. Diese richten sich vor allem gegen den russischen Militär- und Energiesektor, wie das Außenministerium in einer Mitteilung bekanntgab.
Die EU hat sich angesichts des fortdauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auf die Verlängerung von Sanktionen gegen mehr als 2.500 Russen und russische Organisationen geeinigt. Wie aus Diplomatenkreisen verlautete, verständigten sich die Vertreter der 27 EU-Länder auf die alle sechs Monate fällig werdende Verlängerung der Maßnahmen. Demnach hatten Ungarn und die Slowakei zuvor ihre Forderung fallen lassen, bestimmte russische Bürger von der Sanktionsliste zu streichen.
Die EU arbeitet derzeit an ihrem 19. Sanktionspaket gegen Russland. Neben Wirtschaftssanktionen wurden bei den bisherigen Paketen auch Maßnahmen gegen einzelne Russen und Russinnen sowie Organisationen wie etwa Parteien, Banken und Medienhäuser verhängt.
Dänemark will wegen der Bedrohung durch Russland für 58 Milliarden Kronen (fast 7,8 Milliarden Euro) Flugabwehrsysteme europäischer Hersteller kaufen. Wie das Verteidigungsministerium am Freitag mitteilte, soll für den Langstreckenbereich das französisch-italienische Flugabwehrsystem Samp/T beschafft werden.
Für mittlere Reichweiten sollen “ein oder mehrere Systeme” beschafft werden, infrage kommen demnach Nasams aus Norwegen, Iris-T aus Deutschland und VL Mica aus Frankreich. Insgesamt will Dänemark den Angaben zufolge acht Flugabwehrsysteme anschaffen, die jeweils aus mehreren Einheiten bestehen.
Polens Regierungschef Donald Tusk hat die Einschätzung von US-Präsident Donald Trump zu einem möglichen Versehen beim Eindringen russischer Drohnen in den polnischen Luftraum zurückgewiesen. “Wir würden uns auch wünschen, dass der Drohnenangriff auf Polen ein Fehler war”, schrieb Tusk im Onlinedienst X. “Aber das war er nicht. Und das wissen wir”, fügte der polnische Ministerpräsident hinzu.
In der Nacht zum Mittwoch waren mindestens 19 russische Drohnen teils Hunderte Kilometer weit in den Luftraum des EU- und NATO-Lands Polen eingedrungen. Mindestens drei von ihnen wurden abgeschossen. Polen und andere NATO-Länder, darunter auch Deutschland, verurteilten die Vorfälle als gezielte Provokation gegen das gesamte westliche Militärbündnis.
Trump äußerte sich dagegen zurückhaltend und schloss ein Versehen Moskaus nicht aus: “Es könnte ein Fehler gewesen sein”, sagte der US-Präsident am Donnerstag.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, hat die Entschlossenheit Deutschlands zum Schutz der NATO-Partner im Osten bekräftigt. Er besuchte in Litauen die laufende Militärübung Quadriga 2025 und sagte, Deutschland stehe unverrückbar an der Seite seiner Alliierten.
Hintergrund der Äußerungen ist ein russischer Luftangriffs auf die Ukraine in der Nacht auf Mittwoch, bei dem auch eine große Zahl an Drohnen in den Luftraum Polens und damit der NATO geflogen war. Die polnische Luftwaffe und andere NATO-Verbündete schossen erstmals einige russische Drohnen ab. Dazu sagte Breuer: “Die jüngste Verletzung des polnischen Luftraums durch Russland hat wieder gezeigt, wie wichtig unser Engagement ist. Unser Beitrag zur Verteidigung der NATO-Ostflanke ist verlässlich – wir sind bereit, jeden Zentimeter des Bündnisgebiets zu schützen”
Nach einem Drohnenangriff auf den russischen Öl-Verladehafen Primorsk an der Ostsee sind örtlichen Angaben zufolge ein Schiff und eine Pumpstation in Brand geraten. Das Feuer auf dem Schiff sei inzwischen gelöscht, sagte der Gouverneur der Region Leningrad, Alexander Drosdenko. Eine Gefahr durch auslaufendes Öl bestehe nicht. Unabhängig überprüfen lassen scih die Angaben derzeit nicht.
Vor dem Hintergrund massiver Spannungen mit dem Westen hat am Morgen das gemeinsame Großmanöver von Belarus und Russland begonnen.
Russland hat in der Nacht zum Freitag nach eigenen Angaben 221 ukrainische Drohnen abgefangen. In den russischen Regionen Briansk, Smolensk und Leningrad seien die Drohnen von Warnsystemen der russischen Streitkräfte “abgefangen und zerstört” worden, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Es handele sich um einen der größten ukrainischen Drohnenangriffe seit Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine im Februar 2022. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben derzeit nicht.
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Thomas Röwekamp, hat sich dafür ausgesprochen, feindliche Drohnen auch außerhalb von NATO-Staaten zu bekämpfen. “Wir brauchen eine Abstimmung innerhalb der NATO, wann und über wessen Hoheitsgebiet die Voraussetzungen für die militärische Bekämpfung eines Drohnenangriffes vorliegen”, sagte der CDU-Politiker dem Spiegel.
“Es muss möglich sein, mit der Zustimmung des betroffenen Landes wie der Ukraine auch schon in deren Luftraum Drohnen unschädlich zu machen, die NATO-Gebiet gefährden”, fügte der Außenpolitiker hinzu.
Die Bundesregierung wirbt im Zuge der laufenden EU-Planungen für ein neues Paket mit Russland-Sanktionen auch für eine restriktivere Vergabe von Einreiseerlaubnissen in den Schengenraum. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa wird in einem Positionspapier die vollständige Umsetzung von 2022 veröffentlichten Leitlinien der EU-Kommission gefordert. Mit diesen sollte die Vergabe von Visa an russische Staatsbürger für touristische Reisen oder Shoppingtouren in EU-Staaten eigentlich schon längst stark eingeschränkt werden.
Jüngste Zahlen zeigen, dass dies offensichtlich nicht passiert. So wurden nach EU-Daten im vergangenen Jahr durch Konsulate in Russland rund 542.000 Visa für Kurzzeitaufenthalte in EU-Ländern oder in anderen Schengenstaaten wie der Schweiz erteilt. Das waren zwar deutlich weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019, aber rund ein Fünftel mehr als noch 2023.
Laut einer Mitteilung des Bürgermeisters von Moskau hat die russische Flugabwehr am frühen Morgen neun ukrainische Drohnen im Anflug auf die russische Hauptstadt zerstört. Sergej Sobjanin erklärte auf Telegram, Spezialteams untersuchten die Trümmer der Drohnen. Der Gouverneur der Region Leningrad mit Russlands zweitgrößter Stadt St. Petersburg meldet, die Flugabwehr sei gegen einen Drohnenangriff im Einsatz. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben derzeit nicht.
Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall will künftig Artilleriegeschosse direkt in der Ukraine produzieren. Morgen tagt der UN-Sicherheitsrat zur Verletzung des polnischen Luftraums durch mutmaßlich russische Drohnen.