Korruption in der Fifa : Sepp Blatter hat sich wenigstens noch geschämt | ABC-Z

In
unserer Kolumne “Grünfläche” schreiben abwechselnd Oliver Fritsch,
Christof Siemes, Stephan Reich und Christian Spiller über die Fußballwelt und
die Welt des Fußballs. Dieser Artikel ist Teil von ZEIT am
Wochenende, Ausgabe 41/2025.
Nie hätte ich gedacht, dass ich mal Sepp Blatter vermissen würde. Aber der ehemalige Fifa-Präsident tat wenigstens noch
so, als wäre ihm sein korrupter Weltverband irgendwie unangenehm. Unvergessen
das Bild, wie betreten er zwischen all den flatternden Dollarscheinen
dreinschaute, die der englische Komiker Simon Brodkin während einer Pressekonferenz
regnen ließ.
Der jetzige Fifa-Präsident Gianni Infantino
wäre wahrscheinlich entzückt, würde ihm Ähnliches passieren. Schöne Bilder für
seinen Instagram-Account.
Wer hoffte, die Fifa könnte sich nach
all den Skandalen der Ära Blatter nur bessern, irrte. Infantino blies die WM
auf 48 Teams auf, redet seit Jahren nicht mit Journalisten, schuf eine
ungeliebte Klub-WM und krabbelt Donald Trump so tief in den Hintern, dass er
knapp unter dessen albernen MAGA-Caps wieder rauskommt.
Fußballfans, die schon lange beim Namen Fifa
nur die Augen verdrehen, konnten aber zumindest das Gefühl haben, dass
wenigstens das Spiel selbst, seine Ergebnisse und sportliche Fairness noch in
der echten Welt liegen, außerhalb des Einflussbereiches der Mächtigen.
Wer noch
immer so denkt, sollte sich mal die WM-Qualifikation des asiatischen Verbandes
AFC anschauen.
Es geht um Katar und Saudi-Arabien. Beide
Länder sind für die Fifa so was wie Freunde der Familie. Katar hat die WM 2022
ausgerichtet, die meistdiskutierte aller Zeiten. Saudi-Arabien ist 2034 dran, die
Vergabe folgte per Akklamation, es gab keinen Gegenkandidaten. Dafür ist ein saudi-arabisches Unternehmen nun Hauptsponsor der Fifa. Dazu erwarb das
Land zehn Prozent von DAZN, kurz zuvor hatte der Streamingdienst die
TV-Rechte an der Klub-WM der Fifa für eine Milliarde Dollar erworben, die sonst
keiner wollte. Freunde der Familie halt.
Katar und Saudi-Arabien sind allerdings noch
nicht für die WM 2026 qualifiziert. Sie wurden in ihren Quali-Gruppen nur
Vierter und Dritter. Doch zum Glück gibt es noch eine Runde, noch zwei weitere
Dreiergrüppchen, über die sich die Sieger direkt qualifizieren und die
Zweitplatzierten in ein Play-off gehen. Und beide Länder am Golf haben beste
Erfolgschancen. Weil sie einen exklusiven Heimvorteil genießen.
Bereits im Sommer hatte der asiatische
Verband AFC festgelegt, dass Katar und Saudi-Arabien Gastgeber der Minigruppen
sind, ohne mitzuteilen, warum ausgerechnet die beiden.
Einige Gegner,
Indonesien, der Irak, Oman, die Vereinigten Arabischen Emirate, wären auch
gerne Gastgeber einer Gruppe geworden. Zumindest einen neutralen Austragungsort
haben sie gefordert. Der Irak mahnte, dass die Entscheidung “die
Wettbewerbsbalance gefährden könnte”. Der Oman wollte “Transparenz und Fairness in allen
Phasen” der WM-Quali. Omans Nationaltrainer Carlos Queiroz
sagte dem britischen Guardian: “Sie haben die Saudis nach Saudi-Arabien
und die Katarer nach Katar gesetzt.” Wenn die Fifa nicht sehe, dass daran etwas
falsch sei, könnten Spieler und Trainer sich alle Kommentare sparen.
Doch das ist nicht der einzige Vorteil, den
die beiden Länder genießen. Sowohl Saudi-Arabien als auch Katar durften am
Mittwoch das erste und am kommenden Dienstag das zweite und letzte Spiel
bestreiten und haben damit jeweils sechs Tage Zeit, um sich zwischen den
Partien zu regenerieren. Ihre Gruppengegner, die am Samstag gegeneinander
spielen, nur drei. “Es ist seltsam, dass die Verantwortlichen sich damit
nicht unwohl fühlen”, ergänzte Queiroz dazu.
Sollte das alles nicht ausreichen (Katar
spielte zum Auftakt nur 0:0 gegen Oman), fallen der AFC oder Infantino sicher noch
etwas ein. Eine automatische WM-Qualifikation vielleicht für alle Länder, die
über ausreichend Erdöl oder Erdgas verfügen. Oder mindestens zwei As im Namen
haben. Oder maximal undemokratisch regiert werden.
Schade, Indonesien.





















