Überflutungen drohen +++ „Gefahr für Leib und Leben“ | ABC-Z
Berlin. In Teilen Deutschlands herrscht Hochwasser-Alarm. Besonders betroffen sind allerdings Österreich, Polen und Tschechien. Die Lage im Blog.
Im Süden Deutschlands werden heftige Unwetter mit Starkregen erwartet. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) könnten die intensiven Niederschläge „eine markante Dauerregenwarnung notwendig machen“. Auch Hochwasser ist nicht ausgeschlossen – entsprechend warnt der DWD im Südosten Bayerns vor einer „Gefahr für Leib und Leben durch Überflutungen von Straßen/Unterführungen sowie gewässernahen Gebäuden“.
Besonders betroffen sind allerdings unsere östlichen Nachbarländer Österreich, Tschechien und Polen. Im Osten Tschechiens wurde angesichts der Prognosen die höchste Extremwetterwarnstufe ausgerufen. Polens staatlicher Wetterdienst IMGW warnt vor „sehr schnellen und gefährlichen Anstiegen der Wasserstände“.
Hochwasser aktuell – die News vom 14. September: Alarm an vielen Gewässern in Tschechien
7.49 Uhr: Starker Dauerregen hat an vielen Flüssen und Bächen in Tschechien zu Hochwasser-Alarm geführt. Die höchste Warnstufe 3 („Gefährdung“) galt am Samstagmorgen an mehr als 25 Pegelstationen, etwa in Spindleruv Mlyn (Spindlermühle) am Oberlauf der Elbe. Über das Wochenende wurde mit weiter steigenden Wasserständen gerechnet. Besonders starker Regen fiel im Altvatergebirge und im Riesengebirge, aber auch in Südböhmen und in Nordmähren.
Nach Angaben des tschechischen Wetterdienstes CHMU fielen in den am meisten betroffenen Regionen in den letzten 24 Stunden 100 bis 170 Millimeter Niederschlag. In Mikulovice im Bezirk Jesenik überfluteten Wassermassen aus den umliegenden Feldern Häuser und Straßen. Probleme bereitete dort auch die Bela, ein Nebenfluss der Glatzer Neiße. An zahlreichen Gewässern errichteten die Feuerwehren Barrieren aus Sandsäcken. Vielerorts stürzten Bäume wegen der durchnässten Böden um. Mehrere Bahnlinien waren unterbrochen.
In Prag liefen die Vorbereitungen auf das erwartete Moldau-Hochwasser auf Hochtouren. Es sollten in weiteren Stadtteilen Hochwasser-Schutzwände im Uferbereich errichtet werden. Der Schiffsverkehr wurde eingestellt. Mit dem Scheitelpunkt wurde in der tschechischen Hauptstadt in der Nacht auf Sonntag bei einem Durchfluss von rund 1000 Kubikmetern Wasser pro Sekunde gerechnet. An der Elbe in Usti nad Labem (Aussig an der Elbe) war die Lage bei normalem Wasserstand noch ruhig.
Hochwasser in Tschechien und Polen – zwei Orte evakuiert
6.13 Uhr: In Polen und Tschechien sind nach anhaltenden Regenfällen die Wasserstände in vielen Flüssen stark gestiegen. In der Nähe der Stadt Oppeln in Schlesien mussten zwei Dörfer evakuiert werden. In Tschechien wurde in mehreren Regionen die dritte Hochwasserstufe ausgerufen, wie die Nachrichtenagentur CTK meldete.
Andernorts kam es durch plötzlichen Starkregen zu Überschwemmungen. Das tschechische Fernsehen veröffentlichte auf X Aufnahmen aus dem Dorf Mikulovice nahe der Grenze zu Polen. Dort ist zu sehen, wie am frühen Morgen die Wassermassen Häuser, Garagen und Straßen überfluten.
„Das Wasser floss von den umliegenden Feldern ins Dorf herab“, hieß es. Die Feuerwehr habe den Bewohnern angeboten, sich in der örtlichen Turnhalle in Sicherheit zu bringen. Bislang habe dies aber niemand genutzt.
Im südböhmischen Budweis (Ceske Budejovice) errichteten Feuerwehrleute seit Freitagabend Hochwasserschutzwände. Sie luden Sandsäcke am Fluss Maltsch und errichteten am Moldauufer eine vorgefertigte Barriere.
Meteorologen zufolge werden die Pegelstände der Flüsse in Tschechien am Wochenende weiter ansteigen. Mancherorts hat es seit Freitag bereits 50 bis 110 Liter pro Quadratmeter geregnet.
Auch im Südwesten Polens ist die Lage ernst. In der Region Oppeln trat der Fluss Biala Glucholaska über die Ufer. Aus dem Dorf Glucholazy nahe der Grenze zu Tschechien mussten 400 Bewohner in Sicherheit gebracht werden.
Hundert Feuerwehrleute und 60 Polizisten seien in dem Dorf im Einsatz, schrieb Simoniak. Auch aus dem Dorf Morow musste ein Teil der Bewohner evakuiert werden, weil hier der Fluss Mora über die Ufer getreten war. Insgesamt fuhr die Feuerwehr in der Region 400 Einsätze.
Hochwasser in Ostsachsen und an der Elbe erwartet
5.02 Uhr: Im Osten Sachsens herrscht am Wochenende Hochwassergefahr. Dauerregen östlich von Elbe und Spree und vor allem heftige Niederschläge in Polen und Tschechien lassen die Flüsse in der Region anschwellen. Die Behörden rufen die Anwohnerinnen und Anwohner auf, Vorsorge zu treffen. Auch für die Elbe werden steigende Pegelstände erwartet. Deswegen stehen in Dresden die Abrissarbeiten an der teilweise eingestürzten Carolabrücke unter Druck. Das Landeshochwasserzentrum hat Warnungen für die Einzugsgebiete von Lausitzer Neiße und Spree sowie für die Elbe herausgegeben. Auch kleinere Zuflüsse könnten Hochwasser führen.
Die Menschen sollten sich fortlaufend über Wettermeldungen und Hochwasserwarnungen informieren, teilte das Landratsamt in Pirna mit. Je nach Lage sollten Fahrzeuge rechtzeitig aus Tiefgaragen und von anderen gefährdeten Orten gefahren werden. Wertvolle Gegenstände und Dokumente sollten gesichert werden. Zudem sollten sich die Menschen auf eine eventuelle Evakuierung vorbereiten.
Die Katastrophenschutzbehörden seien auf ein schnelles Eingreifen eingestellt. Im Fall der Fälle nähmen sogenannte Verwaltungs- oder Krisenstäbe in den Kreisen und Städten die Arbeit auf.
Der Zittauer Oberbürgermeister Thomas Zenker (parteilos) warb in einem öffentlichen Appell um Verständnis. Man wolle weder Panik verbreiten noch den Menschen das Wochenende vermiesen. „Aber wenn unser aller Vorbereitungen unnötig gewesen sein werden, dann betrachten wir das gern als gemeinsam Übung für den Ernstfall“, schrieb er.
An der Elbe wird laut Landeshochwasserzentrum voraussichtlich am Samstagabend am Pegel Schöna die Alarmstufe 1 erreicht, für Dresden wird damit am frühen Sonntagmorgen gerechnet. „Die Wasserstände werden weiter sehr schnell bis in den Bereich der Alarmstufe 3 ansteigen“, so die Experten. Die höchsten Wasserstände an den sächsischen Elbepegeln werden derzeit ab Mittwoch und Donnerstag kommender Woche erwartet.
Deswegen drängt die Zeit bei den Abrissarbeiten am eingestürzten Teil der Dresdner Carolabrücke. Ziel ist nach Behördenangaben, den gesamten Bereich des Brückenzuges C bis auf das, was zuallererst eingestürzt ist, komplett zu beräumen. So sollen Folgeschäden beim drohenden Hochwasser vermieden werden. Die Arbeiten sollen nach bisherigen Angaben bis Sonntagabend erledigt sein.
Hochwasser aktuell – die News vom 13. September: Hochwasserwarnung rund um die Elbe ausgeweitet
20 Uhr: Die Hochwassergefahr in Sachsen weitet sich auf weitere Regionen aus. Nach Spree, Lausitzer Neiße und Elbe hat das Landeshochwasserzentrum auch für die Nebenflüsse der oberen Elbe eine Warnung herausgegeben. Bis Samstagmittag sei in deren Einzugsgebiet mit 50 bis 80 Litern Regen pro Quadratmeter zu rechnen, ab Sonntagmittag wird erneuter Dauerregen erwartet.
„Dabei ist ab heute Nacht mit einem Überschreiten von Meldestufen zu rechnen, beginnend bei den kleineren Gewässern“, hieß es am Freitagabend. Die Scheitel wurden zunächst aber höchstens im Bereich der Alarmstufe 2 erwartet.
Bis zu 300 Liter Regen: Österreich erwartet Hochwasser und Erdrutsche
17.30 Uhr: Wetter-Fachleute in Österreich erwarten in den kommenden Tagen neben massiven Regenmengen auch Überschwemmungen und Erdrutsche. Von Freitag bis Dienstag könnten im Großteil des Alpenlandes 100 bis 200 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, hieß es vom staatlichen Meteorologie-Institut Geosphere Austria. In Teilen Niederösterreichs und Oberösterreichs könnten es demnach auch mehr als 300 Liter werden.
Entlang der Donau bereiteten sich Einsatzkräfte auf ein Hochwasser vor, wie es etwa alle 10 bis 15 Jahre vorkommt, hieß es von den Behörden. Unter anderem wurden mobile Hochwasserschutzanlagen aufgebaut und Sandsäcke gefüllt.
Wie ernst die Lage ist, zeigt, dass Bundeskanzler Karl Nehammer vorerst seinen Wahlkampf pausiert. „Die Unwetterlage in Österreich erfordert unsere volle Konzentration auf allen Ebenen“, schreibt er auf „X“. Ende September finden in Österreich Nationalratswahlen statt.
Reisende mussten am Freitag am Flughafen Wien mit Verspätungen rechnen. „Aufgrund der aktuell schlechten Wetterlage an verschiedenen europäischen Standorten und in Wien kommt es derzeit zu vereinzelten Verzögerungen im Flugverkehr ab Wien“, hieß es vom Flughafen. In den Bergen sorgte Schnee für lokale Straßensperren. Ab 800 Meter herrsche Lawinengefahr, warnte das Bundesland Salzburg.
Slowakei will Hochwasser in Hauptstadt verhindern
14 Uhr: Die Behörden der Slowakei bereiten sich darauf vor, in der an Österreich und Tschechien grenzenden Region Zahorie gezielt Flächen zu überschwemmen, um größere Schäden durch Hochwasser zu verhindern. In Zusammenarbeit mit der Feuerwehr suche man bereits geeignete Flächen dafür aus, sagte Umweltminister Tomas Taraba der Nachrichtenagentur TASR. Das Hochwasser des Grenzflusses March solle damit notfalls abgeleitet werden, bevor es in Bratislava die Donau erreiche.
Die slowakische Hauptstadt liegt direkt am Zusammenfluss von Donau und March im Dreiländereck zu Ungarn und Österreich.
Taraba rechnet mit einem Jahrhundert-Hochwasser der March, wie er sagte. Abgesehen von der March-Region drohen laut staatlichem Wetterdienst SHMU Überschwemmungen vor allem in den an Tschechien angrenzenden Landbezirken der nördlichen Westslowakei. Dort und in Bratislava waren die Feuerwehren schon seit Donnerstagabend wegen mehrerer Bäume, die auf geparkte Autos und Fahrbahnen gestürzt waren, im Einsatz.
Experte alarmiert – Sind nicht an Extremwetter angepasst
13.38 Uhr: Extremwetterereignisse werden durch den Klimawandel begünstigt. Doch die Anpassung wird von in Deutschland verschleppt. Experten sind alarmiert. Lesen Sie dazu auch:
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Auch Tschechien wappnet sich gegen Hochwasser
11.28 Uhr: Entlang der Flüsse in Tschechien laufen die Vorbereitungen auf drohende Hochwasser. Die Regierung berief einen Krisenstab ein. Der Abfluss aus den Stauanlagen an der Moldau sei „rasant erhöht“ worden, teilte Landwirtschaftsminister Marek Vyborny auf der Plattform X mit. Am Freitag wurden mehr als 300 Kubikmeter pro Sekunde abgelassen. Mit der Maßnahme sollen die Kapazitäten in den Stauseen für die später erwarteten Wassermassen freigehalten werden.
Die Entwicklung im deutschen Nachbarland wird wegen der eingestürzten Carolabrücke derzeit in Dresden besonders aufmerksam beobachtet. Die Moldau fließt nördlich von Prag in die Elbe.
dpa/AFP/epd/FMG