U6-Pendler in München genervt: „Wieso nicht nachts?“ | ABC-Z

München – „Wir sind im Moment vorsichtig optimistisch, dass es jetzt entspannter läuft als in Phase 1“, sagt Ingo Wortmann am Montagmorgen zur AZ. Der Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) steht mit einigen Kollegen an der Brudermühlstraße. Sie verteilen Kekse an die vorbeilaufenden Fahrgäste.
MVG startet in zweite Bauphase – diesmal gab es keine Brezen, dafür aber was anderes
© Bernd Wackerbauer
von Bernd Wackerbauer
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Warum gibt es keine Brezen wie am ersten Tag der Phase 1? Wegen der Abwechslung, meint eine MVG-Mitarbeiterin. In der ersten Bauphase waren die U3 und die U6 für drei Wochen teilweise unterbrochen, ab dem 17. Februar. Die MVG verkündete damals noch am Abend, dass der Schienenersatzverkehr „ohne größere Probleme gestartet“ sei.
Die AZ erreichten allerdings viele Beschwerden von Lesern. Ihr Arbeitsweg hätte deutlich länger gedauert. Diese Etappe haben die Münchner nun geschafft: Die U3 fährt seit Montag wieder gehabt. Dafür ist ein anderer Abschnitt auf der Linie U6 jetzt gesperrt.
MVG-Chef Wortmann drückt sich noch vorsichtig aus
Zwischen der Haltestelle Garching-Forschungszentrum und Implerstraße verkehrt die U6 regulär. Fahrgäste, die weiter Richtung Klinikum Großhadern wollen, müssen an der Implerstraße in die U3 umsteigen. Ab der Brudermühlstraße fährt dann der Ersatzbus U6 weiter. MVG-Chef Wortmann scheint der zweiten Sperrung gegenüber zwar positiv eingestellt zu sein, drückt sich aber (noch) vorsichtig aus: „Wir beobachten das intensiv und steuern nach, wenn es erforderlich ist.“
Am Montag gegen 8 Uhr ist es an der Brudermühlstraße deutlich ruhiger als noch vor drei Wochen. Trotzdem verirren sich hin und wieder Fahrgäste an die Ersatzhaltestelle Richtung Implerstraße. Ein MVG-Mitarbeiter weist sie freundlich darauf hin, dass sie hier umsonst warten und wieder die U3 nutzen können. Wortmann meint dazu: „Manchmal ist die Gewohnheit mit im Spiel und dann laufen die Leute erstmal an die falsche Haltestelle.“
Fahrgäste schätzen die Mühe der MVG besonders in einem Punkt
Auch wenn sich das vermutlich in den kommenden Tagen legen wird, versucht die MVG mit Mitarbeitern vor Ort und großzügiger Beschilderung zu informieren. Das schätzen die Fahrgäste. Der 46-jährige Thomas Specht steht an der Brudermühlstraße: „Das haben sie gut gemacht – online, überall wurde man informiert. Auch die ganzen Beschriftungen“, er zeigt auf die purpurfarbenen Linien am Boden, die zu den Ersatzhaltestellen führen, „sind wenigstens mal sinnvoll.“

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Ein paar Meter weiter wartet eine Frau mit Kinderwagen auf den Bus zum Harras: „Normalerweise nehme ich die U6 ab hier. Heute habe ich 20 Minuten mehr eingeplant.“ Die 41-jährige Ida Fløgstade ist auf dem Weg zur Kita. „Ich probiere heute den Ersatzbus, aber vielleicht ist es besser, an der Implerstraße auszusteigen und dann zu Fuß zum Harras zu gehen.“
Fahrgast an der Implerstraße: „Ich dachte, es fährt heute alles wieder normal, aber tut es ja nicht“

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Auch Albrecht Schneider ist noch unsicher, wie er seinen Weg die nächsten Wochen handhaben möchte. Die AZ trifft den 65-Jährigen an der Implerstraße am Bahnsteig: „Eigentlich wäre ich bis zum Harras gefahren, jetzt laufe ich. Mit Sicherheit mache ich das aber nicht die komplette Zeit des Ersatzverkehrs. Ich dachte, es fährt heute alles wieder normal, aber tut es ja nicht.“
Auf der anderen Seite werkeln Bauarbeiter im Gleisbett. Hinter der Absperrung sieht man die Funken sprühen und ein gelber Gleisbagger fährt hin und her. Spätestens der Baulärm erinnert die Fahrgäste an die Sperrung.
Ein weiterer Fahrgast gibt zu, von der zweiten Phase überrascht worden zu sein. Cornelius Gamb ist auf dem Weg in die Arbeit: „Ich habe es ehrlich gesagt vergessen“, sagt der 30-Jährige und grinst. „Es ist natürlich nervig.“ Dennoch nimmt er es gelassen: „Ich kann sowieso nichts daran ändern.“
Wartender an der Brudermühlstraße hat kein Verständnis: „Wieso machen die das nicht nachts?“
Deutlich weniger Verständnis hat ein weiterer Fahrgast. Michael Klein steht am Gehsteig und raucht. Der Andrang an der U6-Ersatzhaltestelle an der Brudermühlstraße ist zu diesem Zeitpunkt groß. Ein Bus scheint sich verspätet zu haben. „Ich habe heute einen Termin in Großhadern und ich hoffe, es bleibt bei dem einen“, sagt Klein.
Er zeigt sich genervt von der Sperrung und der dadurch anfallenden Wartezeit: „Ich halte davon gar nichts. Wieso machen die das nicht nachts?“ Wenig später fährt ein Bus ein. Nicht alle passen hinein. Klein findet erst im nächsten Bus Platz, der kurz darauf folgt.
Zwar sind die Einschränkungen für die Fahrgäste in der aktuellen Bauphase geringer als bei der ersten, doch wird diese deutlich länger gehen. Die MVG rechnet damit, dass die Bauarbeiten auf der Linie der U6 – und damit auch der Schienenersatzverkehr – noch bis voraussichtlich 30. Mai andauern.