TV-Rechte Fußball-Bundesliga und 2. Liga: Showdown im Milliarden-Poker | ABC-Z
Nach einem Streit zwischen der DFL und DAZN kommt zu einem zweiten Bieten um die TV-Rechte der Bundesliga. Der Wunsch vieler Fans wird sich wohl nicht erfüllen. Zudem wird erstmals ein Alternativ-Szenario zur klassischen „Sportschau“ ab 18.00 Uhr ausgeschrieben.
Das lange Warten hat ein Ende: Am Montag startet die Deutsche Fußball Liga (DFL) den Neuverkauf der nationalen TV-Rechte an der Bundesliga und Zweiten Liga ab der Saison 2025/2026. Der erste Versuch im April hatte wegen eines Rechtsstreits zwischen der DFL und der Streaming-Plattform DAZN nach nur einem Tag gestoppt werden müssen.
Seither herrscht ein Verkaufsstau, der auch den Fußball-Weltverband Fifa betrifft. Dessen TV-Rechte an der neuen Klub-WM 2025 in den USA (mit erstmals 32 Klubs, darunter Bayern München und Borussia Dortmund) und an der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko sind noch nicht in Deutschland vermarktet. Der Grund: Solange nicht klar ist, wie viel Geld die Sender für die Bundesliga benötigen, halten sie sich bei den Fifa-Rechten zurück.
Wie im April kommt am Montag als Erstes das größte und werthaltigste Rechtepaket (B) unter den Hammer: 194 Bundesliga-Livespiele am Freitagabend und Samstagnachmittag (15.30 Uhr, Einzelspiele) sowie die zwei Partien der Relegation zwischen Erster und Zweiter Liga. Die DFL-Geschäftsführer Steffen Merkel und Marc Lenz hoffen, dass der Pay-TV-Sender Sky und DAZN mit noch vollen Kassen gleich hoch einsteigen werden, um kein Risiko einzugehen – und der Unterlegene für weitere Live-Pakete erneut viele Millionen Euro bietet, weil er für sein Abo-Modell dringend Bundesliga-Fußball benötigt.
DAZN braucht Rechte, um kontinuierlich rentabel zu werden
Die Ausgangslage bei Sky und DAZN ist unterschiedlich: Für Sky geht es darum, möglichst keines seiner aktuellen TV-Pakete (die Samstagsspiele um 15.30 Uhr als Einzelspiele und Konferenz sowie das Topspiel um 18.30 Uhr plus die komplette Zweite Liga) zu verlieren – und damit keine Kunden. Zwar zeigt Sky die englische Premier League noch mindestens bis 2027/2028, doch sind die Zuschauerzahlen überschaubar, da die Spiele parallel zur Bundesliga laufen. Mit Formel 1, Golf, Tennis und MotoGP erreicht Sky ein spezielles Publikum, doch keine dieser Sportarten generiert auch nur annähernd mit der Bundesliga vergleichbare Abo-Abschlüsse.
DAZN hat zwar bis 2026/2027 die Champions-League-Rechte sicher, dazu kommen Spaniens LaLiga (2025/2026), Italiens Serie A (2026/2027) und Frankreichs Ligue 1 (2026/2027). Trotzdem ist es wichtig, das Rechteportfolio in der Bundesliga auszubauen, um den Abopreis, der von ursprünglich 14,99 Euro im Monat auf inzwischen bis zu 44,99 Euro gestiegen ist, weiter erhöhen zu können und kontinuierlich rentabel zu werden. DAZN wird laut Deutschland-Chefin Alice Mascia im zweiten Halbjahr 2024 erstmals über sechs Monate hinweg schwarze Zahlen geschrieben haben. 2025 plant die Plattform das erste komplette Jahr im positiven Bereich – die Preissteigerungen zeitigen Wirkung.
Das begehrte Rechtepaket B wollte sich DAZN schon im April sichern und hatte mit 1,6 Milliarden Euro für vier Jahre – bis 2028/2029 – das deutlich beste Angebot abgegeben, das insgesamt 320 Millionen Euro über dem von Sky lag. Trotzdem hatte Sky den DFL-Zuschlag bekommen, da DAZN nicht innerhalb von 24 Stunden eine kurzfristig eingeforderte Bankbürgschaft beibringen konnte. Damit entsprach das Gebot nicht den Vorgaben der Ausschreibungsunterlagen und war nicht annahmefähig.
Auch spielt eine Rolle, dass DAZN um einen Zahlungsaufschub seiner in dieser Saison fälligen Raten in Höhe von mehr als 50 Millionen Euro bis Dezember gebeten hatte. Das DFL-Präsidium stimmte zwar zu, der Ligaverband musste die komplette Auktion jedoch stoppen, denn DAZN zog wegen der Vergabe an Sky vor das Schiedsgericht. Das Urteil: Die DFL-Forderung sei laut Ausschreibungsbestimmungen nicht rechtens gewesen, ein Neuverkauf des Pakets B wurde angeordnet.
Seit Wochen wissen die interessierten Bieter, in welcher Reihenfolge sechs der sieben Live-Pakete (bis auf E) in der ersten Woche verkauft werden. Nach Paket B am Montag geht es täglich mit einem anderen Paket weiter: Am Dienstag wird das Bundesliga-Topspiel am Samstagabend (18.30 Uhr) verkauft. Am Mittwoch die Zweite Liga am Freitag, Samstagnachmittag und Sonntag. Am Donnerstag die Bundesliga-Spiele am Sonntag. Und am Freitag die Bundesliga-Konferenz am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) sowie als weiteres Live-Paket das Zweitliga-Topspiel am Samstagabend (20.30 Uhr). In der zweiten Woche geht es mit den acht Highlight-Paketen und Live-Paket E weiter.
Erstmals wird zudem ein Alternativ-Szenario zur klassischen „Sportschau“ ab 18.00 Uhr ausgeschrieben: die „Short-Schau“ – eine auf eine Stunde verkürzte Highlight-Erstverwertung von 19.15 Uhr bis 20.15 Uhr. Die ARD kommt wegen der um 20.00 Uhr beginnenden „Tagesschau“ dafür nicht infrage. Ob sich ein privater Sender oder eine Internet-Plattform für die „Short-Schau“ interessieren, scheint aber fraglich. Denn eine Refinanzierung durch Werbung innerhalb der 60 Minuten ist nahezu unmöglich: Die EU erlaubt zwischen 18 und 24 Uhr maximal zwölf Minuten Werbung pro Stunde.
Alle 306 Bundesligaspiele bei einem Sender? Eher Wunschdenken
Täglich bis 10.00 Uhr müssen die schriftlichen Angebote der Bieter bei der DFL vorliegen. Das kann per E-Mail oder per Kurier mit persönlicher Übergabe geschehen.
Voraussetzung für eine Annahme ist, dass ein Angebot allen Vorgaben der mit dem Bundeskartellamt abgestimmten Ausschreibungsunterlagen entspricht. Das gilt auch für die verschärften Bedingungen, was die finanzielle Absicherung des Angebots betrifft. Zulässig ist nur eine Bank- oder Konzernbürgschaft, keine Patronatserklärung wie im April von DAZN.
Nicht vergeben wird in der ersten Auktionsrunde ein Paket aus zwei Gründen: Der Mindestpreis wird nicht erreicht. Oder mehrere Angebote erreichen den Mindestpreis, aber kein Angebot liegt mehr als 20 Prozent über dem zweitbesten. In diesem Fall geben die Bieter am Nachmittag in der zweiten Runde erneut ihre Angebote ab. Übertrifft diesmal ein Angebot das zweitbeste um mehr als 20 Prozent, bekommt es den Zuschlag. Andernfalls kann die DFL selbst entscheiden, an welchen Sender sie das Paket vergibt. Allerdings stimmen sich die DFL-Geschäftsführer vorher mit Mitgliedern des DFL-Präsidiums unter ihrem Sprecher Hans-Joachim Watzke ab.
Sollte in Runde zwei kein Angebot den Mindestpreis erreichen, hat die DFL drei Optionen: Sie kann erstens das Paket trotzdem vergeben. Oder zweitens ohne Auktion bilateral mit den Sendern verhandeln, so geschehen in Frankreichs Ligue 1. Dritte Möglichkeit: Sie kann das Paket neu ausschreiben. Erhält ein Bieter den Zuschlag, wird er noch am selben Tag von der DFL informiert. Die Konkurrenten bekommen nur die Info, dass sie leer ausgegangen sind, aber nicht, an wen das Paket verkauft wurde.
Der Wunsch vieler Fans, alle 306 Bundesligaspiele bei einem Sender sehen zu können und nicht wie bisher zwei Abos bezahlen zu müssen, wird sich trotz der Abschaffung der „No-Single-Buyer-Rule“, dem Alleinerwerbsverbot des Bundeskartellamts, aller Voraussicht nach nicht erfüllen, denn die Kosten für alle Pakete sind zu hoch, als dass sie sich ein Sender oder eine Streamingplattform allein leisten könnte.
Am 4. Dezember endet die Auktion, gleich darauf am 5. Dezember werden die 36 Klubs auf einer DFL-Mitgliederversammlung über das Ergebnis informiert. Experten würden es schon als Erfolg ansehen, wenn am Ende die Marke von einer Milliarde Euro pro Saison erreicht wird. Aktuell kassieren die 36 Profiklubs der Bundesliga und Zweiten Liga 1,225 Milliarden Euro.