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Louvre-Diebstahl: Was wir über den Juwelendiebstahl im Louvre wissen | ABC-Z

Nach dem Einbruch im Louvre können die Ermittler einen ersten Erfolg melden: Zwei Tatverdächtige wurden festgenommen. Was bisher bekannt ist über den Juwelendiebstahl.

Ein Team der Spurensicherung an dem Fenster, durch das die Juwelendiebe in den Louvre einstiegen
© Gonzalo Fuentes/​Reuters

Eine Woche nach dem Diebstahl wertvoller Kronjuwelen aus dem Louvre in Paris haben Ermittler zwei Tatverdächtige festgenommen. Die Pariser Staatsanwaltschaft bestätigte entsprechende Medienberichte. Einer der Männer wurde am Flughafen Charles de Gaulle festgenommen, als er das Land verlassen wollte. Die Juwelen bleiben weiterhin verschwunden. Was alles über den spektakulären Fall bekannt ist, lesen Sie hier.

Wie lief der Einbruch genau ab?

Insgesamt sollen vier Täter an dem Diebstahl am Sonntagmorgen vor einer Woche beteiligt gewesen sein. Sie sollen zunächst einen Lkw mit einem Lastenaufzug am Museum geparkt haben.

Zwei von ihnen haben sich dann mit einem Lastenaufzug in die erste Etage des Louvre befördert. Genauer: in die Galerie d’Apollon. Hier werden die französischen Kronjuwelen ausgestellt. Eine halbe Stunde nach Museumsöffnung schlugen sie die Fenster ein und drangen so in die Galerie ein. Mit Schleifgeräten brachen sie dort zwei Vitrinen auf und zogen mit den Händen die Schmuckstücke heraus. Mehrere Louvre-Angestellte versuchten, die Täter abzuhalten, zogen sich aber offenbar aus Angst zurück. Laut Medienberichten dauerte die Aktion im Gebäude nur etwas mehr als drei Minuten.

Anschließend fuhren die Männer in der Gondel des Lastenaufzugs wieder runter auf die Straße und flüchteten mit Motorrädern. Ein Video in französischen Medien soll die Flucht zeigen.

Der Einbruch dauerte weniger als zehn Minuten. Den Lastenumzug hatten die Täter nach Angaben der
Staatsanwaltschaft unter dem Vorwand eines Umzugs gemietet. Vor ihrer Flucht versuchten sie, ihn anzuzünden, was misslang. 

Was wurde alles gestohlen?

Insgesamt wurden acht Exponate aus der Kronjuwelensammlung entwendet. Sie haben einen Schätzwert von 88 Millionen Euro, wobei der historische Wert um ein Vielfaches höher liegt und nicht beziffert werden kann. 

Unter den Objekten ist ein Diadem der Kaiserin Eugénie mit fast 2.000 Diamanten und eine
Kette mit 32 Smaragden und über 1.100 Diamanten, die Marie-Louise, der zweiten
Ehefrau von Napoleon Bonaparte, gehörte. Außerdem mehrere Broschen, Ohrringe und eine Saphirkette.

Die Krone der Kaiserin Eugénie wurde beschädigt gefunden, vermutlich verloren die Diebe sie.

Welche Spuren haben die Ermittler?

Auf der Flucht ließen die Täter laut der Staatsanwaltschaft zahlreiche Spuren zurück. “Über 150 DNA-, Fingerabdruck- und andere Spuren wurden vor Ort
und an einem Helm, Schleifmaschinen, Handschuhen, einer Weste und so
weiter gesichert, die von den Einbrechern benutzt und zurückgelassen
wurden”, sagte die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau der Zeitung Ouest-France am Donnerstag.

“Die Analysen erfordern Zeit, auch wenn sie für
die Labore Priorität haben. Wir erwarten in den nächsten Tagen
Ergebnisse, die uns möglicherweise Hinweise liefern, insbesondere wenn
die Täter aktenkundig sind.” Das ist nun offenbar geglückt: Der Sender Franceinfo meldete, dass die zwei Festgenommenen anhand ihrer DNA überführt worden seien

Rund 100 Ermittlerinnen und Ermittler sind im Einsatz. Sie kommen aus Spezialeinheiten zur
Bekämpfung schwerer Kriminalität sowie zur Bekämpfung des Handels mit Kulturgütern.

Die Videoüberwachung habe es ermöglicht, sagte die Staatsanwältin, die Route in Paris und den angrenzenden Departements zu verfolgen. Das sei sehr aufwendig gewesen, da “alle verfügbaren Bilder aus öffentlichen und privaten Kameras” ausgewertet worden seien, um alle möglichen Routen nachzuvollziehen.

Sehr schnell war den Ermittelnden aufgrund der Spurenlage offenbar klar: Es geht um vier mutmaßliche Täter. Die Staatsanwaltschaft vermutet organisierte Banden hinter dem spektakulären Diebstahl. Die Täter müssen bei einer Verurteilung mit 15 Jahren Haft rechnen.

Was könnte mit den gestohlenen Juwelen passieren?

Einige Fachleute warnten davor, dass die Juwelen eingeschmolzen
oder zerteilt werden könnten. Wenn das gelingt, könnten diese kleineren Teile später als Elemente
von neuen Ketten, Ohrringen oder anderen Schmuckstücken unauffälliger
verkauft werden.
“Man muss sie nicht einmal auf den Schwarzmarkt
geben, sondern kann sie einfach in einem Juweliergeschäft anbieten”,
sagte Erin Thompson, Expertin für Kunstverbrechen am John Jay College of
Criminal Justice in New York. 

Dies sei ein zunehmend verbreitetes Vorgehen
mit gestohlenem Schmuck und Metallwaren, sagten Thompson und andere
Experten. Auf diese Weise könnten Diebe versuchen, ihre Spuren zu
verwischen und die Beute zu Geld zu machen. 

Andere Experten glauben hingegen nicht an einen schnellen Weiterverkauf. Durch die Reinheit und den Goldanteil seien die Schmuckstücke
möglicherweise auch nach einer Zerteilung immer noch identifizierbar,
sagte der ehemalige ranghohe FBI-Ermittler Robert Wittman, der für Kunstverbrechen zuständig war. Der Verkauf des Diebesguts wäre daher weiter riskant.

Hat der Louvre seine Schutzvorkehrungen erhöht?

Nach dem Diebstahl hat der Louvre Teile der wertvollen Schmuckkollektion aus Sicherheitsgründen verlegt.
Mit einer Polizeieskorte wurden die Stücke laut Medienberichten in die
nahegelegenen Tresorräume der französischen
Zentralbank transportiert
. Die Sender RTL und BFMTV berichteten über die
Verlegung. Dabei soll es sich auch um Teile der Kronjuwelen handeln.

Die Museumsdirektorin des Louvre, Laurence des Cars, musste mittlerweile zugeben, dass die Fassade des Museums
nicht ausreichend durch Kameras geschützt sei. Die Ausstattung mit außen
angebrachten Überwachungskameras sei “unzureichend”, sagte des Cars bei einer Anhörung vor dem
Kulturausschuss des Senats am Mittwoch in Paris. “Das ist unser
Schwachpunkt.”

An der Fassade der Apollo-Galerie gebe es nur eine einzige Kamera, und die habe
nicht das betroffene Fenster im Visier gehabt, sagte des Cars. “Wir
haben die Ankunft der Diebe nicht mitbekommen”, räumte sie ein. Die Alarmanlage habe jedoch funktioniert, und
die Angestellten hätten sich korrekt verhalten, sagte die
Museumsdirektorin. Sie forderte die Einrichtung eines Polizeipostens im
Inneren des Museums.

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