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Tutzing: Der Sonntag soll heilig bleiben – Starnberg | ABC-Z

Ein arbeitsfreier Tag pro Woche ist fest im kulturellen Erbe der Gesellschaft verankert. Im Alten Testament heißt es „Am siebten Tage sollst du ruhen“, und Kaiser Konstantin hat vor mehr als 1700 Jahren per Edikt einen arbeitsfreien Tag erlassen. Ein arbeitsfreier Tag ist auch gesetzlich festgeschrieben. Dennoch wird derzeit über ein neues Ladenschlussgesetz verhandelt, wonach der freie Sonntag aufgeweicht werden soll. Dagegen wehrt sich die „Allianz für einen freien Sonntag“, zu der sich die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) sowie die evangelischen Verbände Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt (KWA) und Bundesverband Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen (BVEA), die katholische Betriebsseelsorge und die Gewerkschaft Verdi zusammengeschlossen haben.

An einer Kundgebung zum Schutz des freien Sonntags in Tutzing haben am Sonntag etwa 40 Menschen teilgenommen. Der Sonntag ist „ein Familientag“, „er stellt den Menschen in den Mittelpunkt“, „ist ein Symbol der Freiheit“, „stoppt die Gleichförmigkeit“, war dort auf Plakaten zu lesen. Es wurden Papiertragetüten verteilt mit der Aufschrift: „Am Sonntag kommt uns nix in die Tüte“, auf einem Liegestuhl prangte: „Gott sei Dank, es ist wieder Sonntag“. Doch nicht nur Gläubige, die zuvor den Sonntagsgottesdienst besucht hatten, sprachen sich für einen freien Sonntag aus. Pfarrerin Beate Frankenberger verwies auf die Jahrtausende alte Kultur eines freien Tages pro Woche. Im frühen Israel seien sogar die Sklaven von der Arbeit befreit gewesen. „Auch in Tutzing gibt es eine breite Allianz für einen arbeitsfreien Sonntag.“

Der arbeitsfreie Tag sei wichtig für Familien und die ganze Gesellschaft, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth Dörrenberg. Er sei nicht nur ein Tag zum Feiern, sondern insbesondere ein Tag des Zusammenhalts. „Es muss einen Tag in der Woche geben, an dem nichts anderes zählt“, erklärte sie. Schon jetzt gebe es viele Menschen, die arbeiten müssten – etwa in Krankenhäusern, bei der Feuerwehr oder der Polizei. Allein aus wirtschaftlichen Interessen oder Gründen der Effizienzsteigerung dürften es nicht noch mehr werden. Denn ohne Auszeit drohe Stress.

Aktueller Anlass für die Aktion war nach Angaben von Erwin Helmer von der KAB das derzeit diskutierte neue Ladenschlussgesetz: Künftig sollen Gemeinden bis zu 40 Mal pro Jahr verkaufsoffene Sonntage erlauben können. In einem Sketch mit Betriebsseelsorger Andreas Kohl führte Helmer aus, dass verkaufsoffene Sonntage in vielen Fällen schon jetzt rechtswidrig seien. Man müsse an die vielen Verkäuferinnen und Verkäufer denken, die dann keinen freien Sonntag mehr hätten, sondern arbeiten müssten. Schon jetzt würde der freie Sonntag laut Helmer häufig aufgeweicht, beispielsweise durch Kleinstsupermärkte, in denen sich Kunden rund um die Uhr aus Automaten bedienen können. Sie verursachen nach seinen Erfahrungen nicht nur Lärm und Sicherheitsprobleme, sie seien auch störungsanfällig.

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