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TSV 1860 München: Platzt der Grünwalder-Fluch während der Wiesn? | ABC-Z

München – Ganz wie Odysseus auf seiner jahrelangen Irrfahrt in die Heimat war es Argirios Giannikis auf der Suche nach dem Spielglück freilich nicht ergangen, der Trainer des TSV 1860 hat weder all seine Männer verloren wie der sagenumwobene Held aus der griechischen Mythologie, der letztlich als Einzelkämpfer sein Ziel erreichte, noch musste er sich einäugigen Zyklopen zur Wehr setzen oder dem betörenden Gesang der Sirenen widerstehen.

Aber sehr wohl befand sich Giannikis mitten in großen Turbulenzen und bedroht von tosenden Winden auf einem Kurs der Erfolglosigkeit, der echte Steuerkünste verlangte, um nicht ganz und gar Schiffbruch zu erleiden, sprich, sein Amt zu verlieren.

Wie gut, dass Giannikis mit seiner Mannschaft in Bielefeld den Anker warf und frischen Proviant in Form von drei Punkten an Bord holte. Obwohl das 1:0 doch eher aus der Abteilung Hausmannskost kam ‒ aber ein Feinschmeckerdessert aus dem Hause Jacobsen ‒ es reichte, um wieder Fahrt aufzunehmen und eine Kursänderung einzuleiten.

Gelingt dem TSV 1860 München gegen Hannover der erste Heimsieg?

Ob diese Kursänderung von Dauer ist, wird auch das einzige Wiesn-Heimspiel der Löwen im eigens produzierten Brezn-Trikot am Mittwoch gegen Hannover 96 II (19 Uhr/MagentaSport und im AZ-Liveticker) weisen. Auf einen Gourmetabend sollten sich die Anhänger der Sechzger aber nicht einstellen.

„Wenn du auf See bist und es ist stürmisch“, beschrieb Giannikis, der sonst sachlich, trockene Grieche mit fränkischen Wurzeln, ungewohnt blumig und bildhaft, „dann kannst du nicht ein Drei-Gang-Menü servieren, dann wirst du funktionell schnell was essen müssen, damit es weitergeht.“

Also reichte auf der Alm eine einfache fußballerische Bratwurst zum Sattwerden: ordentliche Grundzutaten, eine Rezeptur ohne besondere Extras ‒ aber geschmeckt hat es. Ob es auf Giesings Höhen dann eher die Leberkas-Semmel wird, die den Magen füllt und die Kraft bringt, um das Schiff auf dem neuen Kurs zu halten?

Oder gibt’s obendrauf einen Kaiserschmarrn aus dem Hause Schifferl? Zufrieden wären die Löwen wohl mit allem, wenn es letztlich den ersten Heimsieg der Saison bringt.

Giannikis lässt die Kritik von außen an sich abperlen

Giannikis bleibt, abseits seines Ausflugs in die Bildsprache, der ruhige und unaufgeregte Steuermann, als der er in acht Monaten seiner Amtszeit aufgefallen ist. Auch die stürmische Giesinger See bringt ihn da nicht aus der Gewohnheit, die ihm im Negativfall als Tatenlosigkeit, im Positivfall als Souveränität ausgelegt würde.

Die Kritik von außen bezeichnete er schlicht als „normal“, für ihn hätten allein die „internen Aussagen“ bedeutendes Gewicht. Und die, insbesondere jene von Sportchef Christian Werner, empfand der 44-Jährige als unterstützend, bestärkend. „Ich investiere meine Zeit, Energie und Kraft lieber in Dinge, die ich beeinflussen kann“, sagte Giannikis.

Darf gegen Hannover die Sieger-Elf von Bielefeld ran?

Dazu gehört, wen der Coach gegen den Aufsteiger aus Niedersachsen an die Ruder setzt. Ist es dieselbe Mannschaft, die sich in Ostwestfalen durchkämpfte und pünktlich zur Wiesn die mögliche Wende einleitete? Das lässt Giannikis offen. Was er aber preisgibt, ist ein kleiner Blick ins Seelenleben der Besatzung.

„Die Mannschaft ist gelöster“, erkannte Giannikis. Weil sie die großen Klippen erstmal umschifft hat und sich ruhigere Gewässer am Horizont abzeichnen? „Natürlich tun Siege gut. Wir wollen das zu Hause fortsetzen.“

Falls das gelingt, geraten schnell ganz andere Sphären auf dem Ausguck in den Sechzger Blick. Dann könnte man auch mal an einem schönen Strand anlegen und verweilen, ohne dass das weiß-blaue Schiff gleich wieder abtreibt. Und dann kommen irgendwann vielleicht auch die Gourmets unter den Löwen-Fans auf ihre Kosten.

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