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TSV 1860 München gegen Borussia Dortmund II: Der erste Heimsieg seit 118 Tagen – (*118*) | ABC-Z

118 Tage waren vergangen ohne einen Löwensieg auf Giesings Höhen, am Sonntag dann: 87 Minuten zittern, ob die Führung reicht, und obendrauf noch einmal fünf Minuten Nachspielzeit. Kein Wunder also, dass die Eckfahne plattgedrückt wurde beim Versuch, in der gegnerischen Hälfte den Ball zu halten. Kein Wunder, dass Anderson Lucoqui sich noch einmal behandeln lassen musste nach der Berührung mit einem Ellenbogen. Kein Wunder, dass hernach mit Blick auf die Chancenverwertung vor allem jenes Wort zu hören war, das mit „sch“ anfängt und mit „egal“ aufhört: 1860 München hatte ein Heimspiel gewonnen, zum ersten Mal seit dem 9. November!

Zum Schlusspfiff flogen zuvor verteilte Bierdeckel die Tribünen hinunter, kollektiver Erleichterungsjubel machte sich breit. Die Mannschaft von Trainer Patrick Glöckner zittert sich mit einem 1:0 über Borussia Dortmund II ein Stück die Tabelle hinauf. Und hinterlässt nach zwei verdienten Siegen in Serie zugleich den Eindruck, dass diese Mannschaft nicht mehr zwangsläufig etwas mit dem Abstiegskampf zu tun haben muss.

„Mit Kampf und Leidenschaft gemeinsam zum Klassenerhalt“ hatten sie auf ein dunkelblaues Transparent geschrieben, und das mit dem „gemeinsam“ war nicht einfach so dahingeschrieben: Die Fans unterstützten die Mannschaft fast schon bedingungslos – wenn etwa Soichiro Kozuki einen Ball ins Seitenaus grätschte, feierten sie das in der Westkurve frenetisch, auch wenn dem Japaner an diesem Tag darüber hinaus nur wenig gelang. Endlich fiel einmal ein Tor, wie man es sich wünscht im Abstiegskampf: mit ein bisschen Glück, und vor allem: früh. Über die rechte Seite, die auch insgesamt die bessere Angriffsseite war, kam Tim Danhof frei zur Flanke, diese versuchte der Dortmunder Franz Roggow mit dem Kopf zu klären. Torwart Silas Ostrzinski versuchte noch verzweifelt, den Ball wegzupatschen, doch er patschte ihn ins eigene Netz (7.).

„Es ist mir sowas von egal, ob das Tor für mich gewertet wird oder nicht“, sagte Danhof. Es wurde tatsächlich sein erster Treffer im Löwendress, der Schiedsrichter sprach es ihm nach Schlusspfiff zu. Damit fielen „schon auch ein bisschen die Zweifel“ ab, das Grünwalder Stadion müsse wieder eine „Festung“ werden, findet der 27-Jährige. Gänzlich uneinnehmbar wirkte es in der zweiten Halbzeit allerdings nicht, in der 68. Minute klatschte der Ball plötzlich an den Pfosten des Löwentores.

„In Summe haben wir es geschafft, die Null zu halten“, rechnet Trainer Glöckner vor

Und so fasste Trainer Glöckner zum ersten Mal in München ein Spiel mit einem Satz zusammen, den man als Trainer wahrscheinlich sehr gerne sagt, auch wenn noch eine ausgiebige Analyse folgen wird: „Wir haben es heute verpasst, frühzeitig den Sack zuzumachen.“ Er sagte dann auch noch den sehr schönen Satz: „In Summe haben wir es geschafft, die Null zu halten.“ Seit seinem Amtsantritt hatte er recht viel zusammenzählen müssen.

Dickson Abiama hatte die erste gute Möglichkeit gehabt, für klare Verhältnisse zu sorgen, doch er vergab aus fünf Metern die Chance zum 2:0, als er eine Wolfram-Hereingabe nicht sauber traf (16.). Patrick Hobsch, im Gegensatz zum Auswärtsspiel bei Hannover II (3:1) wieder in der Startelf, vertändelte zweimal in aussichtsreicher Konter-Position (26., 36.). Einmal durfte Tunay Deniz wieder seine in Hannover mit einem Tor unter Beweis gestellte Freistoß-Gefährlichkeit zeigen: Seine flache Hereingabe erreichte Kapitän Jesper Verlaat mit einem langen Bein, das Tor verfehlte er aber (40.).

Die Dortmunder, die stark ersatzgeschwächt nach München gereist waren, hatten erst nach dem Seitenwechsel gute Phasen. Doch spätestens nach zwei hochkarätigen Doppelchancen für die Sechziger wäre ein Unentschieden höchst unverdient gewesen. Die erste hatte David Philipp keine 30 Sekunden nach seiner Einwechslung eingeleitet (75.), danach scheiterte der eingewechselte Julian Guttau. Es hätten sogar noch mehr Möglichkeiten sein können, oft aber fehlte die Präzision beim letzten Pass. Im Gegensatz dazu war Kapitän Verlaat besonders stolz auf die konzentrierte Abwehrleistung einer Viererkette, die erstmals seit Längerem in unveränderter Formation auflief. Ganz allmählich scheint Glöckner seine Stammelf herauszufiltern, auch wenn wichtige Spieler wie Morris Schröter erst nach der Länderspielpause zurückkehren werden.

Wichtig ist laut Verlaat jetzt „die Überzeugung, nicht nachlassen zu dürfen. Etwas auf die leichte Schulter nehmen, das killt uns. Das darf uns in der englischen Woche nicht passieren.“ Am Mittwoch treten die Sechziger bei Wehen Wiesbaden an, am Samstag kommt der Tabellenletzte SpVgg Unterhaching nach Giesing. Vor dem Gang in die Kabine wurde Verlaat noch auf sein unglückliches Nicht-Tor in Hannover angesprochen, als sein Kopfball vom Mitspieler Philipp Maier slapstickhaft aufgehalten wurde. „Jetzt können wir drüber lachen“, sagt Verlaat nach zwei Siegen in Serie. Und das dürfte aktuell sehr viel wichtiger sein als das Torverhältnis.

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