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TSV 1860 München erkämpft glückliches Unentschieden gegen Alemannia Aachen – Sport | ABC-Z

Der Marder, der kurz vor Anpfiff verängstigt über das Spielfeld eilte, auf der Suche nach einem Ausweg aus all diesen Menschen, hatte es irgendwann geschafft. Niemand schien zu wissen, wo sich sein Schlupfloch befand. Die Löwen wiederum erlebten am Samstagnachmittag eine ähnlich ausweglose Situation: Ständig diese Gegenspieler! Es schien kein Entrinnen zu geben.

Das Drittligaspiel der Münchner sah oft eher nach Flucht als nach Fußball aus. Doch am Ende fuhren sie mit einem Punkt nach Hause, warum, wusste niemand so richtig. Wobei, Patrick Hobsch hatte zumindest eine Erklärung für das Schlupfloch: „Als Stürmer weißt du, dass bei Abwehrspielern oft die Beine offen sind“, analysierte er bei Magentasport die Szene, die zu seinem Tor führte. Sein Tunnel durch die Beine des Gegenspielers bescherte dem TSV 1860 München ein 1:1 bei Alemannia Aachen. Sechzig hat schon hochverdiente Siege eingefahren, ebenso hochverdiente und ärgerliche Niederlagen erlebt. Ein Pünktchen aus der Kategorie „glücklich“ ist eine relativ neue Erfahrung in der laufenden Spielzeit. Es gab viele Remis an diesem Drittliga-Nachmittag, was der Angreifer dann noch so kommentierte: „Ha, dann kommt mal wieder keiner voran.“

Alemannia gegen Sechzig – ein großes Spiel, aufgrund einer großen Vergangenheit. In der Kaiserstadt war so viel Euphorie ausgebrochen, dass der Tivoli mit über 31 500 Zuschauern zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ausverkauft war – auch aufgrund der Strahlkraft des Klubs aus Giesing. Die Vorfreude unter den rund 4000 mitgereisten Löwenfans, endlich wieder ein Spiel bei dem traditionsreichen Aufsteiger zu erleben, hatte es dann möglicherweise mit sich gebracht, dass dieser Samstag für Sechzig-Verhältnisse vergleichsweise unpolitisch blieb. Die vereinsinterne Spaltung wurde nur kurz thematisiert.

Wie so oft, auch auswärts, war das sogenannte Scheichlied zu hören, auch ein Banner gegen den jordanischen 1860-Investor war zu sehen, dazu noch eine Liebesbekundung für das Grünwalder Stadion. Doch all das war dann auch wieder kurios, denn: Zu hören und zu sehen war es nicht auf der Gästetribüne, sondern im Block der Aachener. Es hatte offensichtlich eine Absprache der aktiven Fanszenen gegeben. Vor allem Ultra-Gruppierungen im ganzen Land sind grundsätzlich gegen Investorenmodelle eingestellt.

„Das Spiel“, fand Aachens Trainer Heiner Backhaus, „muss nach 30 Minuten entschieden sein.“

Im Grunde waren jene Löwen, die auf dem Rasen standen, die Einzigen, die in diesem vollen Stadion lange seltsam fern jeder Euphorie blieben. Die Giannikis-Elf spielte in der ersten Halbzeit völlig uninspiriert, mit schlampigen Pässen und Laufwegen ins Niemandsland. „In der ersten Halbzeit hatten wir Riesenprobleme“, gab Hobsch zu, der zu dieser Zeit allerdings, etwas überraschend, noch auf der Bank saß und später als Joker in die Partie kam. Trainer Argirios Giannikis erklärte hernach, seine Mannschaft sei einfach nicht mit dem Aachener Pressing klargekommen, das eine ähnliche Spezialität zu sein scheint wie die Aachener Printen – zumal Printen so etwas bedeutet wie „Werkzeug zum Drücken“.

Dem Druck hielt Sechzig jedenfalls nicht lange stand, auch wenn das 1:0 unglücklich zustande kam. Bentley Baxter Bahn traf in der elften Spielminute per Foulelfmeter, den er selbst herausgeholt hatte. Allerdings hätte man das Foul von Sechzigs Soichiro Kozuki auch vor der 16-Meter-Linie verorten können. Mit diesem sicher verwandelten Strafstoß war zugleich die gegentorlose Phase von Marco Hiller, erst kürzlich wieder zum Stammtorwart ernannt, beendet – nach genau 100 Spielminuten. Dass er fortan aus dem Spiel heraus den Kasten sauber hielt, war ein Garant für den späteren Punktgewinn. Mehrmals klärte der 27-Jährige sehenswert, etwa bei einem Freistoß unmittelbar vor dem Pausenpfiff. Gleich dreimal blieb er in Eins-gegen-eins-Situationen Sieger, darunter auch gegen den ehemaligen Sechziger Kevin Goden (83.).

In den 14 Spielen davor hatte Alemannia gerade einmal 13 Tore erzielt, diese Harmlosigkeit setzte sich gegen Sechzig fort. „Das Spiel“, fand Aachens Trainer Heiner Backhaus, „muss nach 30 Minuten entschieden sein.“ Die Münchner brauchten sehr lange, ehe sie die Aachener überspielen konnten, erst nach 41 Minuten gab Julian Guttau so etwas Ähnliches wie einen Torschuss ab. Dann ging zumindest Giannikis’ Plan B auf: Mit mehreren Einwechslungen erhöhte der Trainer die physische Präsenz auf dem Spielfeld, die Löwen kämpften sich ins Spiel und wurden mutiger. Hobsch erzielte dann nach Zuspiel von Maximilian Wolfram den späten Ausgleich (87.).

Wenngleich es wegen der vielen Unentschieden für niemanden so richtig voranging, kamen die Löwen ein kleines bisschen nach oben in der Tabelle. Für höhere Aufgaben hat sich die Mannschaft allerdings ganz und gar nicht empfohlen, und so ist es vor dem Heimspiel am kommenden Samstag gegen Hansa Rostock wie immer: Bei einem Sieg wachsen gleich wieder Aufstiegsträume in den Himmel, bei einer Niederlage die Abstiegsängste.

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