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TSV 1860 in der dritten Liga: 2:5 bei Dynamo Dresden bringt Löwen in Abstiegsnot – Sport | ABC-Z

Das Programm, das die Spielpläne erstellt, hat das ja alles auf dem Schirm. Ob die Polizei bei einem Volksfest gebraucht wird und deshalb nicht auch noch im örtlichen Fußballstadion für Sicherheit sorgen kann. Welche Fangruppe bei ihrer Auswärtsfahrt auf irgendeiner Autobahnraststätte auf eine andere treffen könnte. Und natürlich, wann Helene Fischer ein Konzert gibt und damit die Hotels der jeweiligen Stadt an Grenzen bringt. Der Deutsche Fußball-Bund denkt also mindestens an alles. Ob der Verband aber auch das hat kommen sehen?

Für den Sonntag hatte der Wetterdienst eine amtliche Warnung herausgegeben. Vor allem im Osten und Südosten der Republik sei, so hieß es, mit „strengem Frost“ und Temperaturen zwischen -10 und -15 Grad Celsius zu rechnen. Und so folgte es natürlich nur einer gewissen Logik, dass der DFB auch da mitdachte und seinen Schiedsrichter Nicolas Winter damit betraute, im sächsischen Teil der Antarktis das Spiel zwischen Dynamo Dresden und dem TSV 1860 München zu leiten.

Stolze 29 004 Fans kamen am Sonntagabend ins Rudolf-Harbig-Stadion und gaben den 90 Minuten damit einen Rahmen, der die Frage aufwarf, ob das wirklich ein Drittliga-Spiel sein konnte. Bei den Löwen kann man sich ja manchmal nicht einmal sicher sein, ob es überhaupt ein Fußballspiel ist, dass sie da zur Aufführung bringen. Als dann aber Patrick Glöckner vor vier Wochen an die Grünwalder Straße kam und Argirios Giannikis als Trainer ablöste, stellte sich zunächst Besserung ein. Sechzig blieb in den ersten drei Spielen unter Glöckners Führung ungeschlagen. Doch beim 2:5 am Sonntagabend in Dresden setzte es nun einen Rückschlag von historischem Ausmaß: Erst zum dritten Mal in den sieben Jahren ihrer Drittklassigkeit kassierten die Löwen fünf Gegentore.

„Wir haben die Köpfe ein bisschen hängen lassen“, klagte Sechzigs Kapitän Verlaat.

„Die Höhe ist natürlich brutal für uns. Wir haben viele Dinge gesehen, die wir nicht machen wollen“, sagte Glöckner nach der Niederlage bei Magenta und monierte, dass seine Mannschaft „hinten raus nicht kompromisslos genug“ gespielt und „ein bisschen Lehrgeld bezahlt“ habe. Noch deutlicher wurde Jesper Verlaat, der sein Comeback nach einer Muskelverletzung gegeben und erstmals seit beinahe drei Monaten auf dem Feld gestanden hatte. „Wir haben die Köpfe ein bisschen hängen lassen“, klagte Sechzigs Kapitän und beanstandete: „Auch wenn du 1:3 hinten liegst, darfst du dich nicht so abschießen lassen.“

Verlaat selbst war es, der zu spät kam, als Jakob Lemmer den Ball von der rechten Seite flach vors Tor spielte und Dresdens Mittelstürmer Christoph Daferner am ersten Pfosten einlief, um zu vollstrecken. Da war das Spiel gerade einmal fünf Minuten alt. Leroy Kwadwo antwortete zwar umgehend und erzielte das 1:1, doch nach Dresdens zweitem Tor wurde deutlich, wie groß der Unterschied zwischen einer Spitzenmannschaft wie Dynamo und einem Team wie den Löwen ist, die, nun ja, eher keine Spitzenmannschaft sind.

Vor allem Kwadwo gab trotz seines Ausgleichs immer wieder eine unglückliche Figur ab. Beim zweiten Gegentor ging Daferner entschlossener zum Ball, beim 1:3 fälschte er nach einer Ecke einen Schuss von Andi Hoti entscheidend ab – und beim 1:4 spitzelte er den Ball versehentlich vor die Füße von Tony Menzel, der einschob. Erst dann erlöste Glöckner seinen Verteidiger und nahm ihn vom Feld. Besserung stellte sich allerdings nicht ein, im Gegenteil: Lemmer gelang das 5:1, bevor Maximilian Wolfram in der Nachspielzeit noch per Handelfmeter traf.

Damit die Wende gelingt, brauche es „wieder mehr Klarheit“, glaubt der Trainer.

Mehr als eine Fußnote war Wolframs Tor allerdings nicht – zu sehr hat sich am Wochenende die Situation im Abstiegskampf zugespitzt. Waldhof Mannheim hat gewonnen, Rot-Weiss Essen hat gewonnen, und Osnabrück macht ohnehin nichts anderes mehr, seit Marco Antwerpen beim VfL auf der Bank sitzt. Und so sind es jetzt nur noch drei Punkte, die Sechzig von den Abstiegsplätzen trennen.

Damit die Wende gelingt, brauche es „wieder mehr Klarheit“, betonte Glöckner in Dresden. Am Freitag ist es dann Arminia Bielefeld, das ins Grünwalder Stadion kommt. Die Wettervorhersage: leichter Schneefall und -3 Grad. Bleibt also nur die Frage, welche Pläne Nicolas Winter am Freitag hat.

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