TSV 1860: Der neue Kurs mit Ismaik heißt hinausloben | ABC-Z

Wenn gleich zwei Gesellschafter ihre Strategien wechseln: Über 1860-Investor Hasan Ismaiks Schachzug, mit Herbert Bergmaier den einstigen Vorstand der Fanorganisation “Pro1860” als Aufsichtsratsvertreter zu benennen, wurde in den vergangenen Tagen bereits hinlänglich berichtet.
Nicht zuletzt aufgrund dieser überraschenden Wendung klingen auch die Worte des ein oder anderen Hardliners unter den Löwen nicht mehr konfrontativ – sondern sogar versöhnlich.
“Bergmaier-Berufung? Ich halte dies für ein echtes Zeichen”
“Ich sehe sehr positive Entwicklungen”, sagte Nicolai Walch, Verwaltungsratsmitglied des TSV 1860, dem Fußball-Fachmagazin 11Freunde: “Hasan Ismaik ist in einer sehr schwierigen Lage direkt nach München gereist, hat eine Neubesetzung seiner Aufsichtsratssitze verkündet und dabei u. a. Herbert Bergmaier berufen, den langjährigen Vorsitzenden der Fanorganisation PRO1860 mit tiefen Kenntnissen über den Verein. Ich halte dies für ein echtes Zeichen”, erklärte Walch. Darüber hinaus sprach der Jurist Worte aus, bei deren Lektüre sich Ismaik verwundert die Augen gerieben haben könnte, falls er sie gelesen hat: “Diese überraschende Entscheidung verdient Respekt und Anerkennung.”

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Der Strategiewechsel vom offenen Konfrontationskurs hin zur neuen Zusammenarbeit lässt sich vor allem dadurch erklären, dass der TSV beim kürzlichen gescheiterten Anteilsverkauf womöglich schlimmerem Übel entgangen ist – und vor allen Dingen in Zukunft doch noch einen anderen Weg einschlagen könnte: “Ich sehe die Chance auf einen echten Neuanfang”, so Walch weiter: “Wichtig ist, dass die Gesellschafter, völlig unabhängig von einem möglichen späteren Gesellschafterwechsel, gemeinsam alles für einen erfolgreichen Profifußball geben und geschlossen mit klaren Zielen nach Außen auftreten.”
“Es gibt kein Ziel, das heißt ‘Hasan muss weg'”
Walch freue es “nach den Wirrungen um den gescheiterten Investorendeal und dem enormen Rückhalt der Mitgliederversammlung für das vom Verwaltungsrat zur Wahl gestellte Präsidium”, dass es zwischen den “aktuell handelnden Personen keinerlei Vorbehalte” gebe. Dabei dürfen sich allen voran ebenfalls Ismaik und der neue Vereinspräsident Gernot Mang angesprochen fühlen, die sich im Rahmen von Ismaiks München-Trip bereits mehrfach getroffen und den Aussagen der Beteiligen konstruktive Gespräche miteinander geführt haben.
Nach AZ-Informationen soll sich Ismaik sogar mit weiteren e. V.-Gremien getroffen haben.
Und dennoch: Wie beide Seiten gemäß einer Mitteilung des Präsidiums am Montag erklärt haben, soll Sechzigs Zwangsehe mit dem jordanischen Millionär in absehbarer Zeit enden. Walch meinte nun dazu: “Es gibt kein Ziel, das heißt ‚Hasan muss weg‘. Zwar wurde nun kommuniziert, dass Ismaik grundsätzlich weiterhin zum Verkauf bereit ist. Aber sollte man sich etwa freuen, wenn stattdessen ein eiskaltes Heuschreckenunternehmen einsteigt?”

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Neue Hardliner-Taktik: Ismaik gesichtswahrend hinausloben
Zur Erklärung: Heuschreckenunternehmen gilt als abwertende Bezeichnung für Finanzinvestoren, die mit dem Vorwurf kurzfristiger und überzogener Renditeerwartungen verbunden ist. Walch begrüße, dass “ein möglicher Verkauf in Abstimmung mit dem e. V. geschehen” solle. Der Verwaltungsrat richte den Fokus dabei auf eine “bestmöglichen Vertretung der Interessen des Vereins und einer sportlich erfolgreichen Profimannschaft, die einen respektvollen Umgang mit der Fankultur gewährleistet und die Identität des Vereins wahrt”. Diese gelte unabhängig von der Frage, wer der Mitgesellschafter ist.
Man darf allerdings davon ausgehen, dass die neue Taktik der Vereinsfunktionäre und nicht zuletzt die des Ex-Pro1860-Vorstands Bergmaier ist, Ismaik auf gesichtswahrendem Wege hinauszuloben. Ausgang ungewiss, aber wohl eine bessere Marschroute als der lähmende Zermürbungskampf der vergangenen Jahre.