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Truthahn-Lieferung per Flugzeug in Alaska: Eine schöne Geschichte aus einer entlegenen Welt – Reise | ABC-Z

Wer hierzulande zu Weihnachten eine Gans oder eine Pute gebraten, tranchiert und verspeist hat, wird sie wahrscheinlich im Supermarkt, beim Metzger des Vertrauens oder gleich am Bauernhof gekauft haben; von wo das Tier, das hoffentlich ein schönes Leben unter der Sonne hatte, eine letzte Auto- oder Lastenradreise hin zu seiner Bestimmung im Backofen oder Schmortopf gemacht hat.

Nun gibt es aber Weltgegenden, die nicht so gut mit Straßen und Fahrradwegen ausgestattet sind und wo die Winter noch richtige Winter sind, mit meterweise Schnee und eisigen Minusgraden. Alaska zum Beispiel. Dort wohnen Menschen so entlegen und in so kleinen Weilern, dass es dort weder Supermärkte noch Metzgereien gibt – und schon gar keinen Lieferservice fürs Essen.

Doch auch die Menschen hier haben ein Recht auf einen Festtagsvogel, dachte sich Esther Sanderlin-Keim, die selbst in so einer verlassenen Gegend aufgewachsen ist. Kurzerhand belud sie ein kleines Propellerflugzeug mit lauter gefrorenen Truthähnen. Eine Pilotin steuerte die verstreut liegendenden Holzhäuser an, ging in den Tiefflug, und Esther Sanderlin-Keim, gekleidet in einen modischen Tarnfleck-Overall mit Fellkapuze, warf die Truthähne raus in den Schnee, wo sie von begeisterten Familien schon erwartet wurden.

Gefrorene Truthähne in Tüten. Wenn das keine gute Nachricht ist. (Foto: privat)

Soweit bekannt ist, wurden durch den letzten Flug der steinhart gefrorenen Riesenvögel keine Dächer eingeschlagen, auch Menschen und Hofhunde kamen nicht zu Schaden. Die „Alaska Turkey Bomb“ trug sich bereits an Thanksgiving zu, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete; Frau Sanderlin-Keim kann sich aber vorstellen, die Aktion auf andere Feste auszuweiten und auch Dinge wie Kuscheltiere, Eis oder Kaugummis abzuwerfen, sofern sie genügend Pilotinnen und Truthahn-Mitstreiter findet. Sie selbst sei als Kind mit ihren Eltern auf einem entlegenen Hof von einem Freund mit Truthahn und Kaugummis aus der Luft beglückt worden. Und daran erinnere sie sich so gerne, dass sie nun darüber nachdenke, eine gemeinnützige Organisation zu gründen und größere Teile Alaskas mit notwendigen Dingen zu beliefern.

Wenn das mal keine schöne Geschichte ist in dieser von schlimmen Geschichten überfüllten Welt. Und wenn das mal keine Nachahmer findet! Übertragen auf unsere Breiten, die zwar weniger unter Schnee und Eis, jedoch unter stauverstopften Straßen leiden, eröffnet das insbesondere vor dem großen Silvestergelage ganz neue Möglichkeiten: Raclette- und Fondue-Sets könnten in den Ortschaften entlang der dauerüberlasteten A 8 abgeworfen werden. In Italien könnten Kleinflugzeuge Cotechino, gefüllte Schweinswurst, regnen lassen, die man hier mit Linsen zum Jahreswechsel verzehrt; Panettone gleich hinterher! Und Knödel- und Schnitzelbomber würden über die Tiroler Orte und Skigebiete fliegen, für jene Wintersportler, die sich wegen der hohen Skipasspreise kein Mittagessen mehr leisten können. Winkende Kinder auf den Feldern und an den Pistenrändern würden es den Pilotinnen danken. Und die Welt wäre wieder ein bisschen in Ordnung.

Der Autor würde sich an Silvester über ein Miso-Hähnchen aus der Luft freuen.   (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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