Geopolitik

Trump wieder Präsident: „Wie lange wollt ihr bei dem Scheiß bleiben?“, fragt der Phoenix-Interpreter | ABC-Z

Donald Trump hat nach seiner Amtseinführung eine weitere Rede vor Gästen im Besucherzentrum des Kapitols gehalten. Einem Übersetzter im öffentlich-rechtlichen Sender Phoenix dauerte das zu lange. Er machte seiner Abneigung mit deutlichen Worten Luft.

Dieser Fehler passiert im Fernsehen nicht zum ersten und sicher nicht zum letzten Mal: Ein Moderator, Reporter oder Dolmetscher denkt, er spräche schon (oder nur noch) mit der Regie – doch sein Mikro ist noch offen, seine Äußerungen sind „on air“ für alle zu hören. Dabei gibt es Zitate, die eher weniger peinlich und vor allem lustig sind, oder eben andere, die besser niemand gehört hätte.

Der Fehler des Phoenix-Übersetzers am Montagabend gehört eindeutig in die zweite Kategorie. Er übersetzte simultan während der Übertragung der Vereidigung Donald Trumps zum 47. Präsidenten der USA in Washington. Er sagte noch den Satz „…Trump-Fans, die haben gesagt: Nein, jetzt ist die Zeit, die wahren Geschichten zu erzählen.“ Nach knapp zwei Sekunden Pause folgte die vermeintliche Frage in die Regie, die allerdings das gesamte Publikum des Dokumentationskanals von ARD und ZDF mithören konnte: „Sag mal, wie lange wollt ihr bei dem Scheiß bleiben?“

Der Sender reagierte umgehend auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur dpa zu dem Patzer: „Aufgrund einer technischen Panne war heute die Kommunikation zwischen Dolmetscher und Regie hörbar. Sie spiegelt selbstverständlich nicht die Meinung des Senders wider.“

Und weiter: Der Sender arbeite bei internationalen Großereignissen üblicherweise mit erfahrenen freien Dolmetschern, so auch in diesem Fall. „Die Kolleginnen und Kollegen müssen über Stunden hinweg auf einem sehr hohen Konzentrationslevel arbeiten und simultan übersetzen. Das passiert in der Regel, trotz des großen Drucks, fehlerfrei.“

Trump hielt eine Art Wahlkampf-Rede

Trump sprach in der Emancipation Hall des Kapitols vor geladenen Gästen, die aus Platzgründen nicht an der Vereidigung in der Rotunda des US-Parlaments teilnehmen konnten. Die Emancipation Hall ist Teil des Besucherzentrums, das unterirdisch mit dem Kapitol verbunden ist. Was eigentlich als kurzer Stopp geplant war, wurde einer Art Wahlkampf-Rede, die in etwa so lange dauerte wie die eigentliche Ansprache zur Amtseinführung.

Trump sprach frei und ohne Teleprompter. Er wetterte gegen seine Feinde und versprach Maßnahmen in Bezug auf die Beteiligten am Angriff auf das Kapitol vom 6. Januar 2021, die er als „J6-Geiseln“ bezeichnete. Die ehemalige US-Abgeordnete Liz Cheney bezeichnete er als eine „schreiende Verrückte“.

Er kritisiert auch die Begnadigungen, die der scheidende Präsident Joe Biden kurz vor Trumps Vereidigung und in den vergangenen Wochen ausgesprochen hatte und scherzte zum Schluss, er habe hier eine bessere Rede gehalten als oben in der Rotunda des Kapitols.

jr/sebe

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