Davis Cup: Deutschland verliert das Halbfinale und verpasst eine große Chance – Sport | ABC-Z

Auf Drama konnten Kevin Krawietz und Tim Pütz nicht verzichten. Es ist eine Art Markenzeichen geworden für Deutschlands bestes Doppelduo, sich eher in engen Matches durchzusetzen als klar und deutlich. Die brillante Davis-Cup-Bilanz der beiden spricht dafür, dass es meistens gut geht, wie beim Viertelfinale vom Donnerstagabend gegen Argentinien, das sie den Tiebreak des dritten Satzes gegen ein Uhr nachts für sich entschieden. Wodurch Deutschland überhaupt erst ins Halbfinale gegen Spanien gelangte. Das dauerte am Samstag erneut ganze sieben Stunden, endete aber dieses Mal nicht mit einem deutschen Erfolg.
In Bologna nämlich lief nach dem finalen Ballwechsel erst „Viva España“ und später „Macarena“, als das spanische Team seinen Finaleinzug zelebrierte, nach einem 2:1-Sieg gegen Deutschland. Nun wartet Italien am Sonntag um 15 Uhr im Finale auf die Spanier, die zum ersten Mal seit sechs Jahren die Chance haben, den Davis Cup zu gewinnen. Für Deutschland hingegen geht das Warten weiter: Seit 1993 gab es keine Finalteilnahme mehr. Bei dieser Bilanz bleibt es auch nach diesem Jahr, trotz zweier hochklassiger Duelle gegen Argentinien und Spanien, in denen das Team zu keinem Zeitpunkt wie ein Verlierer auftrat.
Beispielhaft ließ sich das am Doppel vom Samstagabend erzählen, in dem Krawietz und Pütz auf Marcel Granollers und Pedro Martinez trafen. 2:6, 6:3, 2:6 endete die Partie, auf dem Papier war das einigermaßen eindeutig. In Wahrheit aber benötigten die Spanier gerade im dritten Durchgang immer wieder Wunderschläge des routinierten Granollers, um zu triumphieren. Es war, wie von Deutschlands Kapitän Michael Kohlmann prophezeit, ein 50:50-Spiel, in dem Krawietz und Pütz zu keinem Zeitpunkt schlechter waren. Aber der Energie des spanischen Duos mit dem erfahrenen Kapitän David Ferrer als Chefberater auf der Bank etwas entgegenzusetzen, war eine riesige Herausforderung – am Samstag jedenfalls stellte sie sich als zu groß heraus.
„Ich bin krank“, klagte Zverev auf der Pressekonferenz
Ähnliches galt im Einzel auch für Jan-Lennard Struff, der wie schon gegen Argentinien zum Auftakt eine Niederlage kassierte. Auch bei seinem 4:6, 6:7 gegen Pablo Carreña Busta waren die Unterschiede marginal – aber in den entscheidenden Phasen spürbar. Im zweiten Satz etwa vergab Struff fünf Satzbälle hintereinander und verpasste so den Ausgleich. „Es fühlt sich natürlich nicht geil an, zweimal zu verlieren“, sagte er später.
Der größte Druck lag am Samstag somit erneut bei Alexander Zverev. Erneut hielt er diesem stand – trotz körperlicher Probleme. „Ich bin krank“, erklärte Zverev später auf der Pressekonferenz, sein Unwohlsein hatte man ihm auch auf dem Platz gegen Jaume Munar angemerkt. Umkämpft war das Duell zwischen dem Weltranglistendritten und dem Sandplatzspezialisten Munar, der auf dem Court in Bologna eigentlich klar unterlegen hätte sein müssen. Zverev allerdings ließ seinen Gegner immer wieder zurückkommen und benötigte zwei starke Tiebreaks, um das Match mit 7:6, 7:6 zu gewinnen. Die Müdigkeit ist erklärbar: Es war Zverevs 82. Einzelpartie in diesem Jahr und, wie sich später herausstellen sollte, seine finale.
Deutschlands verpasster Finaleinzug bedeutet allerdings, dass eine der vielleicht besten Chancen der vergangenen Jahre auf einen Davis-Cup-Erfolg verstrichen ist. Bei den Spaniern fehlte in Carlos Alcaraz der beste Akteur, Italien verzichtet in dieser Woche mit Jannik Sinner und Lorenzo Musetti gleich auf die beiden Topspieler – auch deshalb war das deutsche Team im Vorhinein zu einem geheimen Turnierfavoriten erklärt worden. Davon bleibt nun nichts übrig, nach sechs hochklassigen, teils dramatischen Matches, an deren Ende für Deutschland nur große Enttäuschung blieb.





















