Wirtschaft

Trump ruft ein neues Öl-Zeitalter aus: „Drill, Baby, Drill!“ – „In die ganze Welt exportieren“ | ABC-Z

Der neue US-Präsident will die Öl- und Gasproduktion in den USA massiv ankurbeln. Das soll auch dem Ausland billige Energie bringen, so das Versprechen. Unternehmen und Verbraucher sollten sich aber nicht zu früh über fallende Preise freuen.

Donald Trump scheinen Rekorde nicht genug zu sein. „Drill, Baby, drill“, rief er dem Publikum in seiner Rede zum Amtsantritt am Montagmittag (Ortszeit) zu: „Wir werden bohren, Baby, bohren.“ Schon jetzt produzieren die Vereinigten Staaten so wie Öl und Gas wie noch nie in der Geschichte des Landes. Doch der alte und neue US-Präsident verspricht, die fossilen Energien erst so richtig zu entfesseln.

Am ersten Tag seiner neuen Amtszeit hat Trump dafür einen nationalen Energienotstand ausgerufen. Das Ziel: Die Öl- und Gasproduktion massiv anzukurbeln und damit die Preise für die Amerikaner beim Heizen und an den Zapfsäulen zu senken. Gleichzeitig hat Trump angekündigt, die ganze Welt mit billiger amerikanischer Energie versorgen zu wollen. Über günstige Spritpreise an den Tankstellen sollten sich Verbraucher aber nicht zu früh freuen. Die Europäische Union stellt Trump unterdessen vor eine Wahl.

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Bei der Ausweitung der Öl- und Gasförderung hat die Trump-Regierung vor allem Alaska im Blick. Am späten Montagabend (Ortszeit) unterzeichnete der US-Präsident eine Verordnung, um das große Potenzial des Bundesstaates auszuschöpfen, wie es darin heißt. Kurz vor Ende seiner Amtszeit hatte Ex-Präsident Joe Biden noch bestimmte Gebiete unter Schutz vor künftiger Öl- und Gasförderung gestellt, darunter weitere Teile des nördlichen Beringmeers in Alaska. „Wir haben die größten Öl- und Gasvorkommen aller Länder auf der Welt, und wir werden sie nutzen“, sagte Trump. Man werde amerikanische Energie „in die ganze Welt exportieren“.

In einer ersten Reaktion nach Trumps Rede ist der Ölpreis bereits gefallen. Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete am Montagnachmittag 1,3 Prozent weniger als noch am Morgen. Experten bezweifeln jedoch, dass es Trump gelingt, die Preise langfristig zu senken. Schließlich müssen die großen Konzerne erst einmal mehr produzieren wollen.

„Es ist einfach nicht genug vorhanden“

„Das Problem ist doch, dass er nicht beides haben kann: niedrige Energiepreise und eine rekordverdächtige heimische Öl- und Gasproduktion“, schrieb Amrita Sen, Chefanalystin der Beratungsfirma Energy Aspect, in einem Gastbeitrag für die „Financial Times“. Die Firmen bräuchten schließlich höhere Preise als noch vor acht Jahren, um Investitionen in zusätzliche Förderstätten zu finanzieren. Größere Mengen im Markt lassen die Preise zwar fallen, gleichzeitig wird die Förderung für die Ölkonzerne damit aber auch weniger lukrativ.

Zuletzt haben die Vereinigten Staaten schon so viel Rohöl produziert wie nie zuvor. Im Oktober 2024 belief sich die tägliche Menge auf 13,5 Millionen Barrel pro Tag. Damit förderten US-Firmen unter dem Ex-Präsidenten Biden sogar deutlich mehr Öl als während Trumps erster Amtszeit. Fraglich ist somit, wie viel Potenzial der neue Präsident überhaupt noch heben kann.

Laut Medienberichten hat sich die neue US-Regierung zum Ziel gesetzt, zusätzlich drei Millionen Barrel pro Tag produzieren zu wollen. Sen bezweifelt jedoch, dass das gelingt. „Die Regierung kann in den nächsten vier Jahren realistischerweise nicht annähernd drei Millionen Barrel Rohöl mehr pro Tag fördern.“ Das sei eher ein Ressourcenproblem als ein Regulierungsproblem, schrieb die Expertin. „Für diese Fördermenge sind einfach nicht genug unerschlossene Barrel vorhanden.“ Sen erwarte für den gleichen Zeitraum lediglich ein Wachstum der Rohölproduktion von 0,4 Millionen Barrel pro Tag. Das wäre eine Steigerung von drei Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau.

Und nicht zuletzt muss das Ausland auch bereit sein, das amerikanische Öl und Gas abzunehmen. Laut der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ erwägen vor allem asiatische Länder wie Südkorea oder Vietnam, mehr Öl und Gas aus den USA zu importieren. Ihr Ziel: den neuen Präsidenten im drohenden Handelsstreit zu besänftigen, wie es heißt. „Handelspartner sehen den Kauf als Hilfe bei den Zollverhandlungen mit der Trump-Regierung“, sagte Saul Kavonic, Energieanalyst bei der Beratungsfirma MST Marquee.

Genau das erhofft sich Trump auch von der Europäischen Union. „Sie nehmen weder unsere Autos noch unsere landwirtschaftlichen Produkte“, sagte Trump am Montagabend. Die USA würden diese Waren aber wiederum massenhaft aus der EU importieren. „Wir werden das Defizit mit der Europäischen Union durch Zölle oder dadurch ausgleichen, dass sie unser Öl und Gas kaufen“, zeigte sich Trump überzeugt.

Am Tag seiner Vereidigung hielt sich Trump mit konkreten Zollvorhaben noch zurück. Man erwäge, ab dem ersten Februar einen Zoll von 25 Prozent auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko zu erheben, sagte der 78-Jährige gegenüber Reportern. Seine grundsätzliche Haltung hat Trump während seiner Antrittsrede aber unmissverständlich klargemacht. „Wir werden diejenigen, die mit dem Handel an uns Geld verdienen, zur Kasse bitten, und sie werden anfangen zu zahlen“, sagte Trump in seiner Rede.

Auch für die Umsetzung seiner Handelspolitik hat der US-Präsident bereits einen Plan. Eine neue Behörde soll dafür zuständig sein, die Trump als „External Revenue Service“ bezeichnet – angelehnt an die Bundessteuerbehörde „Internal Revenue Service“ (IRS), die die Abgaben amerikanischer Staatsbürger eintreibt.

Die Schaffung einer neuen Behörde erfordert ein Gesetz des Kongresses. Trump kann aber auf die Unterstützung der Republikaner im Senat und im Repräsentantenhaus setzen, in denen seine Partei nach der Wahl jeweils Mehrheiten erlangt hat. „Wir werden wieder eine reiche Nation sein“, versprach Trump. „Und es ist das flüssige Gold unter unseren Füßen, das uns dabei helfen wird.“

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