Trump kassiert Zollfreiheit auf kleine Pakete ein | ABC-Z

Trump treibt seine Zollpolitik weiter voran: Auch für Pakete mit geringem Warenwert fallen künftig Zölle an. Mit mehreren Ländern vereinbarten die USA Zollabkommen. Deutliche Kritik am Deal mit der EU übte Frankreichs Präsident Macron.
Bislang galt in den USA: Für kommerzielle Warenimporte mit einem Wert unter 800 Dollar fallen keine Zölle an – dank der sogenannten De-minimis-Regel. Doch damit ist bald Schluss. US-Präsident Donald Trump kündigte an, dass ab dem 29. August auch für Pakete mit geringem Warenwert Aufschläge erhoben werden.
In Zukunft fallen damit für den Besteller pro Artikel Kosten zwischen 80 und 200 Dollar an. Direktbestellungen sehr günstiger Produkte bei ausländischen Anbietern dürften damit für viele Amerikanerinnen und Amerikaner unattraktiv werden.
Von der De-minimis-Regelung profitierten bisher vor allem Onlinehändler wie Temu oder Shein, die Pakete mit Billigwaren zollfrei in die USA schicken konnten. Allerdings hatte Trump die Zollfreiheit für Importe von geringerem Wert aus China und Hongkong bereits im Frühjahr aufgehoben. Seit Anfang Mai fallen für diese Lieferungen Zölle an. Die Folge: Einige Anbieter haben ihre Preise erhöht und Käufer haben die Artikel stattdessen aus anderen Ländern importiert.
Deal mit Südkorea, massive Aufschläge für Brasilien
Das Aus der Zollfreiheit auf kleinere Pakete ist aber nur ein Baustein, mit dem Trump seine rigide Zollpolitik vorantreibt. Wie das Magazin Politico berichtet, könnte der US-Präsident noch im Laufe des Tages höhere Zölle gegen mehrere Staaten verhängen, die bislang kein Zollabkommen mit den USA geschlossen haben. Dazu könnten demnach Kanada, Mexiko und Taiwan zählen.
Bereits gestern machte Trump mit seiner angedrohten Zollerhöhung für Produkte aus Brasilien ernst. 50 Prozent fallen künftig auf die meisten Produkte an. Dabei spielt Brasilien als Handelspartner für die USA eine eher geringe Rolle. Trumps Motive hinter dem massiven Plus an Zöllen sehen viele als politisch motiviert. Wiederholt hatte er gefordert, die Strafverfolgung gegen den früheren brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro zu beenden, der sich wegen eines mutmaßlichen Putschversuchs in Brasilien vor Gericht verantworten muss.
Abkommen mit mehreren Staaten
Mit anderen Staaten konnte die US-Regierung hingegen Zollabkommen vereinbaren. Zuletzt einigten sich die USA mit Südkorea. 15 Prozent werden in Zukunft auf Importe aus dem Land in die Vereinigten Staaten fällig. Angedroht hatte Trump 25 Prozent. Außerdem sicherte Südkorea in dem Deal mehr Investitionen in den USA zu, etwa durch einen höheren Import von Flüssiggas.
Neben Südkorea hätten sich die USA auch mit Thailand und Kambodscha auf Zollabkommen geeinigt, hieß es von US-Handelsminister Howard Lutnick im Gespräch mit dem Sender Fox News. Details zu den vereinbarten Zollsätzen nannte er jedoch vorerst nicht.
Auch mit Pakistan haben die USA ein Handelsabkommen vereinbart. Das bestätigten sowohl Trump über seinen Kurznachrichtendienst Truth Social als auch der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif. Vom pakistanischen Finanzministerium hieß es, die gegenseitigen Zölle auf Importe sollten reduziert werden – vor allem aber die auf Ausfuhren Pakistans in die USA. Der bilaterale Handel zwischen den USA und Pakistan belief sich im vergangenen Jahr laut US-Angaben auf etwa 7,3 Milliarden Dollar.
Das Abkommen sieht laut Trump außerdem vor, dass beide Länder gemeinsam die “massiven Ölreserven” Pakistans erschließen würden. Zunächst blieb jedoch offen, wo in Pakistan mögliche Ölquellen erschlossen werden sollen.
Macron: “Wir wurden nicht genug gefürchtet”
Am vergangenen Wochenende fand auch der über Monate andauernde Zollstreit zwischen den USA und der EU ein Ende – zumindest ein vorläufiges. Auch hier einigten sich beide Seiten auf einen künftigen Zollsatz von 15 Prozent für Importe aus der EU in die USA, mit einigen Ausnahmen. Auf Stahl und Aluminium etwa sollen weiterhin 50 Prozent an Aufschlägen anfallen – allerdings soll es auch hier Ausnahmen geben, wenn bestimmte Mengen importiert werden.
Deutliche Kritik an dem Deal übte jetzt offenbar der französische Präsident Emmanuel Macron bei einem Treffen mit seinem Kabinett. Es zeige sich, dass es der Staatengemeinschaft nicht gelungen sei, von Trump “gefürchtet” zu werden, sagte Macron übereinstimmenden Medienberichten zufolge vor Ministern. “Um frei zu sein, muss man gefürchtet werden. Wir wurden nicht genug gefürchtet.” Der Zolldeal sei “nicht das Ende der Geschichte”. Es sei ein erster Schritt in einem Verhandlungsprozess, der andauern werde.
Gespräche mit Indien enden ohne Abkommen
Mit Indien hingegen scheiterten Gespräche über ein mögliches Handelsabkommen. Infolgedessen sollen für Importe aus dem Land ab morgen Zölle von 25 Prozent anfallen, wie Trump ankündigte. Er kritisierte in diesem Zusammenhang zum wiederholten mal die “strengsten und lästigsten” Handelshemmnisse mit Indien.
Zudem prangerte Trump an, dass Indien einen Großteil seiner Militärausrüstung von Russland gekauft habe und neben China Russlands größter Energieabnehmer sei. Seit Wochen wächst die Kritik der USA an Russland angesichts des andauernden Angriffskriegs gegen die Ukraine.