München: Motel One verkauft Mehrheit an Finanzinvestor – Wirtschaft | ABC-Z

Motel One soll mehrheitlich von einem Finanzinvestor übernommen werden. Das gaben die Budget-Hotelkette aus München und das Private-Equity-Unternehmen PAI Partners aus Paris am Montag bekannt. Die vor einiger Zeit vom operativen Geschäft getrennte Immobiliensparte des Unternehmens soll hingegen in der Hand von Firmengründer Dieter Müller bleiben und von ihm weiterentwickelt werden, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Darüber hinaus wird Müller Chairman von Motel One bleiben. „Gemeinsam werden wir die internationale Expansion von Motel One weiter beschleunigen und das nächste spannende Kapitel unserer Geschichte schreiben“, wird Müller in der Mitteilung zitiert.
Ziel der „strategischen Partnerschaft“ sei es, dass das Management von Motel One bei den Wachstumsplänen unterstützt werde, sagte eine Sprecherin der Hotelkette. Motel One betreibt derzeit 99 Häuser mit insgesamt 28 000 Zimmern in 13 Ländern, davon 63 in Deutschland. Anfang April dieses Jahres soll das 100. Haus in der Nähe des Münchner Hauptbahnhofes eröffnet werden. Doch dabei soll es keineswegs bleiben, auch im Ausland will Motel One weiter wachsen. „Wir blicken auf Flächen in Europa, Großbritannien und den USA“, sagte die Motel-One-Sprecherin der SZ.
Im November 2022 hatte das Unternehmen das erste Hotel in New York eröffnet, in den USA laufen die Häuser allerdings unter der Marke „The Cloud One“, da der Begriff Motel in Amerika mit einer bestimmten Hotelkategorie verbunden ist. „Wenn wir in den USA ein Hotel in der Innenstadt ohne Parkplätze Motel nennen, ist die Gefahr sehr hoch, verklagt zu werden“, sagte Dieter Müller vergangenen Oktober im SZ-Interview. Auch in Hamburg, Düsseldorf, Prag und Danzig gibt es mittlerweile „The Cloud Ones“, die etwas höherpreisiger sind als die klassischen Motel Ones.
Ein Börsengang ist in weiter Ferne
Für Gäste und Mitarbeiter werde sich durch die neue Partnerschaft mit dem Private-Equity-Unternehmen nichts ändern, weder an der Preisstruktur noch an der Unternehmenskultur, sagte die Motel-One-Sprecherin: „Die DNA des Unternehmens soll unverändert bleiben, das war auch PAI wichtig.“
Dieter Müller und seine Frau Ursula Schelle-Müller gelten als Vorreiter der Budget-Designhotels. Für ihr Konzept jenseits der klassischen Sterne-Kategorisierung, das Top-Lagen, kostspieliges Design in der Hotellobby und moderne, aber eher spärlich eingerichtete, kleine Zimmer und günstige Preise miteinander verbindet, genießen sie in der Hotellerie hohes Ansehen. Gleichzeitig haben sie in den vergangenen Jahren immer mehr Konkurrenz bekommen, unter anderem durch die zum milliardenschweren britischen Whitbread-Konzern gehörende Budgetmarke Premier Inn, die derzeit hierzulande ein Hotel nach dem anderen eröffnet. Auch der Konkurrent B&B Hotels wächst in Deutschland momentan sehr stark.
Genauere Details, wie der Deal mit PAI Partners zustande gekommen ist und wie viel Geld für die Firmenanteile gezahlt wird, wurde nicht bekannt gegeben. Nach Informationen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg soll sich der Wert des Hotelbetreibers derzeit auf rund 3,5 Milliarden Dollar belaufen. Man habe sich für die Partnerschaft entschieden, weil PAI Partners starke Referenzen in der Zusammenarbeit mit gründergeführten Unternehmen habe und über ein breites Netzwerk und gute Expertise verfüge, heißt es von Seiten Motel One. Das sei für die Wachstumspläne ideal. Laut der gemeinsamen Pressemitteilung fußen PAIs gute Referenzen unter anderem in „der erfolgreichen Transformation von B&B Hotels, Roompot und der European Camping Group“.
Erst im Frühjahr vergangenen Jahres hatte Motel One alle Firmenanteile von einem externen Finanzinvestor, der seit 2007 am Unternehmen beteiligt war, zurückgekauft. Laut Müller sei es darum gegangen, die Gesellschaft wieder unabhängiger und offen für andere Kapitalmarkt-Transaktionen oder einen Börsengang zu machen.
Anleger, die sich schon Hoffnungen gemacht haben, in absehbarer Zeit in Motel-One-Aktien investieren zu können, werden sich auf unbestimmte Zeit gedulden müssen. Laut Motel One sei ein Börsengang noch immer nicht ausgeschlossen, dieser werde aber weder kurz- noch mittelfristig erfolgen.