Sardiniens Strände überfüllt – Behörden mit drastischer Maßnahme | ABC-Z

Berlin. Pack die Badehose ein – und die Kreditkarte. Platz am Strand gibt es immer öfter nur gegen Geld. Nun eskalieren die Behörden weiter.
Eine Nutzerin bringt es beim Bewertungsportal Tripadvisor auf den Punkt: „Die Natur hat etwas Fantastisches geschaffen, und die Menschen ruinieren es.“ Gemeint ist der Strand von Tuerredda im äußersten Süden Sardiniens. Auf der zweitgrößten Insel des Mittelmeers sonnen sich im Sommer nicht nur Schönen und Reichen, sondern auch viel zu viele Pauschaltouristen. Die Folgen sieht man in Tuerredda: „55 Euro für einen Minischirm, alle 30 Zentimeter ein Handtuch, eine dreckige, alte Toilette und eine tröpfelnde Dusche“, schimpft Nutzerin Fulvia aus Venedig weiter. Da reißt selbst das smaragdgrüne Wasser wie in der Karibik nichts mehr. „Mamma mia“ statt „O Sole Mio“.
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Dabei ist der Zugang zum Traumstrand von Tuerredda bereits 2020 eingeschränkt worden. Mehr als 1100 Badegäste pro Tag sind nicht erlaubt. 371 Sonnenanbeter sind in den beiden Strandbädern zugelassen, der Rest darf sich über den restlichen Strand verteilen. Angelo Milia, Bürgermeister der für den Strand zuständigen Gemeinde Teulada, ist mit dem bisherigen System allerdings nicht zufrieden, wie das Portal Castedduonline berichtet. Die Besucher würden gezählt und die Zahl der noch verfügbaren Plätze in Echtzeit auf einer Webseite angezeigt. Ganz zuverlässig sei dies jedoch nicht, gibt Milia zu. Immer wieder gebe es Verwirrung darüber, ob die auf de Seite angegebenen feien Plätze auch wirklich noch verfügbar seien.
Italien: Auf Sardinien muss ein Strandplatz bald per App gebucht werden
Deshalb hat die Gemeinde nun beschlossen, eine App einzuführen, mit der Badegäste ihren Platz reservieren können. Anfang Juli soll es losgehen. Für jeden Besucher werden dann zwei Euro Gebühr fällig. Das Geld soll laut Milia in den Ausbau der Infrastruktur gesteckt werden. So soll es zum Beispiel neue Toiletten und Duschen geben. Fulvia aus Venedig dürfte dann zufrieden sein.
Nichts für Menschen mit Platzangst: Strand bei Palermo
© DPA Images | Alberto Lo Bianco
In Sardinien, das pro Jahr von etwa sechs Millionen Touristen „heimgesucht“ wird“, gelten an den Stränden vielerorts bereits strenge Regeln. Bizarr wird es am vielbesuchten Spiaggia La Pelosa. Dort dürfen die Badegäste ihr Handtuch nicht direkt auf den Sand legen, sondern brauchen als unterste Schicht eine Strohmatte. Man hat nämlich Angst, dass zu viel vom schönen sardischen Sand abgetragen wird. Wer ohne Matte erwischt wird, zahlt ein Bußgeld von 100 Euro. Es geht aber auch anders: So können Nudisten seit einiger Zeit auf Sardinien nackt heiraten. Am Strand von Is Benas ist das möglich. Allerdings nur standesamtlich. Eine kirchliche Trauung mit nacktem Priester wäre im immer noch recht katholischen Italien wohl dann doch zu viel des Neuen.
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Gegen immer um sich greifende Regularien und vor allem gegen die Überhand nehmenden Online-Buchungssysteme regt sich derweil vermehrt Widerstand. 9226 Kilometer Küste gibt es in Italien – doch immer weniger sind frei zugänglich. Selbst in Neapels Nobelviertel Posillipo wurde bereits gegen die Verknappung der frei zugänglichen Strände demonstriert. Proteste gab und gibt es auch in anderen Regionen. Laut aktueller Daten ist jeder zweite Strand in Privatbesitz. Besonders betroffen: Neapel. Von 27 Kilometern Küste waren Stand 2023 nur noch ganze 200 Meter Strand frei zugänglich.