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Tränenreicher Abschied: THW Kiel feiert seine Legende Patrick Wiencek | ABC-Z

Stand: 25.07.2025 22:56 Uhr

Nach 13 Jahren beim deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel hat Patrick Wiencek am Freitagabend einen ganz besonderen Abschied bekommen. Seine Auswahl “Piet & Friends” gewann gegen den THW Kiel mit 33:28. Der 36-Jährige wechselt in die Geschäftsführung des Clubs.

von Christian Görtzen

“Mach’s gut, Legende!” und “Ahoi Patrick!” war auf den Werbebanden zu lesen, als um 18.30 Uhr in der Kieler Arena das Licht ausging und die Fans sich zum ersten Mal an diesem Abend von ihren Plätzen erhoben, um ihren Mann mit der Trikotnummer 17 frenetisch zu feiern. Und dann kam der große Blonde mit dem kräftigen Oberkörper.

“Das ist schon ein Traum, hier so verabschiedet zu werden.”

Patrick Wiencek

Zur Musik des Fanfarenzuges des TSV Pansdorf schritt der 2,01-Meter-Hüne durch ein Spalier von Jugendspielern, und als die Zuschauerinnen und Zuschauer seinen Namen skandierten, waren seine Augen schon leicht glasig vor Rührung.

“Ja, wow!”, waren seine ersten Worte auf die Frage, wie alles gerade auf ihn wirke. “Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist schon ein Traum, hier so verabschiedet zu werden. Ich bin unglaublich glücklich drüber.”

Zahlreiche Stars in der Auswahl “Piet & Friends”

Und dann kamen diejenigen, die Wiencek in seine Auswahl “Piet & Friends” berufen hatte. Der aus Aalborg angereiste Niklas Landin zum Beispiel, der Wiencek direkt in die Arme sprang, oder Julian Köster, Christian Zeitz, Dominik Klein, Silvio Heinevetter, Steffen Weinhold und auch einer aus dem Team des ewigen Rivalen SG Flensburg-Handewitt.

Nach 13 Jahren beim THW Kiel wurde die Vereinslegende Patrick Wiencek mit einem besonderen Spiel verabschiedet.

“Auch wenn er aus Flensburg kommt, ist er ein super Junge. Mit der Nummer 4 – Johannes Golla”, rief Wiencek ins Mikrofon. Selten hat ein SG-Spieler in Kiel einen solchen Applaus erhalten.

Da Miha Zarabec, Marcus Ahlm, Marko Vujin, Sebastian Firnhaber und Oliver Roggisch kurzfristig absagen mussten, sprang die inzwischen schon 56 Jahre alte THW-Legende Klaus-Dieter “Pitti” Petersen kurzerhand ein. Nicht nur die von Bundestrainer Alfred Gislason betreute Auswahl war besonders, auch die Spielzeit war es.

Über drei Drittel 17 Minuten sollte es vor 10.000 Fans zwischen “Piet & Friends” und dem aktuellen THW-Team gehen – in Anlehnung an Wienceks Trikotnummer.

Jicha zunächst für “Piet & Friends” im Einsatz

Die passende Eröffnung der Partie gelang erst im zweiten Anlauf. Nachdem der bekanntermaßen extrem ehrgeizige Andreas Wolff gleich mal einen Siebenmeter von Wiencek pariert hatte, überwand der gebürtige Duisburger den Nationaltorwart von der Kreisläuferposition aus. Die Halbpositionen in der Auswahl besetzten im ersten Drittel THW-Cheftrainer Filip Jicha und der 44 Jahre alte Zeitz, der inzwischen eher eine Kreisläufer-Statur hat.

Kreisläufer Lukas Laube vom TVB Stuttgart beim Wurf

Der THW hat Lukas Laube vom TVB Stuttgart verpflichtet. Der Handball-Bundesligist reagierte damit auf die schwere Verletzung seines Kreisläufers Hendrik Pekeler.

In den Auszeiten wurden via Videowürfel immer wieder Grußbotschaften eingespielt, unter anderem von Paul Drux oder Dierk Schmäschke, dem Präsidenten der SG Flensburg-Handewitt. Nach dem ersten Drittel wechselte Patrick Wiencek ins Team des THW, das mit 8:10 hinten lag. Bei “Piet & Friends” lenkte nun sein Bruder David Wiencek (Ahlener SG) das Spiel. Durchaus erfolgreich – nach dem zweiten Drittel führte die Auswahl mit 22:20.

Ministerpräsident Günther wird eingewechselt

Beim Stand von 26:25 nahm Gislason eine Auszeit und rief über Mikrofon seinem Team zu: “Verdammt, wir wollen das Spiel hier gewinnen. Wir brauchen noch einen weiteren Spieler!” Und der kam dann kurz darauf aus dem Dunkeln ins Licht. Es war Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther. Der 52 Jahre alte CDU-Politiker lief mit der Nummer 10 auf und erzielte sogar ein Tor.

Wiencek erzielt das letzte Tor der Partie

Der letzte Treffer war um 21.30 Uhr aber natürlich Wiencek vorbehalten. Die THW-Spieler bildeten ein Spalier, und dann schritt “Bam-Bam” hindurch und warf den Ball ein letztes Mal ins Tor. Es folgten Geschenke für Wiencek, der unter anderem sechsmal mit dem THW deutscher Meister und fünfmal DHB-Pokalsieger wurde.

Und als der zukünftige Geschäftsstellenmitarbeiter dann im Lichtkegel auf dem Spielfeld stand, zusammen mit seiner Frau Fabiane und den Kindern Lotta und Paul, und auf dem Videowürfel zu feierlicher Musik die großen Momente seiner Karriere noch mal zu sehen bekam, standen ihm nun noch deutlicher als vor der Partie die Tränen in den Augen.

Erst recht, als THW-Spielmacher Domagoj Duvnjak ihn umarmte oder unter dem Dach der Arena Wienceks Konterfei mit der Rückennummer 17 enthüllt wurde. Insgesamt bestritt der Kreisläufer 405 Bundesliga-Spiele und erzielte 1.001 Tore.

“Ich hatte hier 13 unglaubliche Jahre.”

Patrick Wiencek

“Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll”, sagte Wiencek, als ihm das Mikrofon gereicht wurde. “Ich fand mein Abschiedsspiel von der Stimmung her überragend, und ihr habt dazu beigetragen”, sagte er ans Publikum gerichtet.

“Ich hatte hier unglaubliche 13 Jahre, ich habe hier in Kiel meine Frau geheiratet und hier meine beiden Kinder bekommen. Und ich durfte 13 Jahre lang in dieser Halle spielen. Ich bin immer mit Gänsehaut hier eingelaufen”, sagte Wiencek: “Ich kann nur danke sagen, dass ihr alle hier gewesen seid. Danke!”

Kiels Patrick Wiencek

Dem Handball-Rekordmeister gelingt beim letzten Profi-Einsatz des Kreisläufers ein knapper Erfolg. Wiencek wechselt auf die Geschäftsstelle. Oder doch nicht?

Kiels Patrick Wiencek hält den DHB-Pokal in den Händen, Domagoj Duvnjak küsst dessen Schulter.

Patrick Wiencek war der gefeierte Mann beim Pokaltriumph des THW Kiel. Auf dem Podium wurde ihm eine besondere Ehre zuteil.

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