Training auf Mallorca: Becker lobt Zverevs Schritt in Richtung Nadal | ABC-Z

Boris Becker hat seine klare Meinung zu Tennisprofi Alexander Zverev: Der 57-Jährige wünscht eine Veränderung auf der Trainerposition beim besten deutschen Tennisspieler.
Die Rückkehr ist doch eher unsentimental. Boris Becker ist in seinem Berufsleben schon so oft an so viele unterschiedliche Tennisorte gereist, dass er sich kaum noch an jeden einzelnen Besuch erinnern dürfte. “Es ist schön, wieder hier zu sein”, sagte Becker am Rande der Rhine-Ruhr World University Games im Ruhrgebiet fast schon ein wenig pflichtschuldig.
In Essen, direkt am Baldeneysee, hat der mittlerweile 57 Jahre alte Becker ebenfalls eine berufliche Vergangenheit. Einst, im Jahr 1992, hatte er in der Tennis-Bundesliga für den traditionsreichen Klub ETUF Essen aufgeschlagen.
Lange ist es her. Aber den einstigen Superstar und dreifachen Wimbledonsieger hat sein Sport, seine Berufung, nie losgelassen. Er bewegt sich als Trainer, TV-Experte und Spieler-Ratgeber immer noch mitten im ATP- und WTA-Profizirkus. Becker gilt deshalb weiterhin als wichtiger Gesprächspartner, was das Thema Profitennis angeht.
Gerüchte über Becker als Zverev-Trainer
Und nicht zuletzt seine enge, freundschaftliche Beziehung zu Deutschlands derzeit bestem, aber kriselnden Profi, Alexander Zverev, hat Becker zuletzt wieder in die Schlagzeilen nicht nur hierzulande gebracht. Becker fordert bereits seit längerer Zeit öffentlich, dass Zverev sich sportlich weiterentwickeln müsse, damit er seine Ziele erreichen kann.
Und dass er dafür womöglich einen neuen Trainer brauche, um neue Impulse zu bekommen. Bisher hat Vater Alexander Senior den Trainer-Job seit der Jugend mit nur wenigen Pausen übernommen. Bruder Mischa ist seit einiger Zeit Manager seines jüngeren Bruders.
Anfang April, beim Turnier in Monte Carlo, gab es erste Gerüchte, dass Becker selbst der neue Trainer von Zverev werden könnte. Daraus wurde aber nichts, auch wenn sich Becker bei einer Trainingseinheit Zverevs blicken ließ.
Der ehemalige Tennisprofi Boris Becker (l) und Alexander Zverev stehen während einer Trainingseinheit beieinander
Zverev verärgert über Becker
Beckers Kritik an Alexander Junior traf den Profi aber offenbar ins Mark. “Wenn es bei mir gut läuft, mache ich immer alles richtig, wenn es bei mir schlecht läuft, sind immer alle sehr, sehr schlau. Da gehört Boris leider dazu”, sagte der Hamburger nach seinem Viertelfinal-Aus bei den French Open in Paris irritiert und wohl auch verärgert.
Aber: Zverev hat auch danach alles andere als gute Ergebnisse erzielt. Nach seinem Erstrunden-Aus beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon machte der 28-Jährige akute mentale Probleme öffentlich.
“Also im Idealfall öffnet man sein Herz nicht, wenn man in der ersten Runde vom Wimbledon verloren hat. Nur, er hat das bewusst gemacht. Er hat das gebraucht, ich wollte ihn in dem Moment umarmen, weil er hat mir leidgetan hat”, sagte Becker in Essen. “Er ist 28 Jahre jung und er weiß ganz genau, was er tut, ich muss da jetzt nicht im Detail drauf eingehen.”
Training mit Toni Nadal auf Mallorca
Eine Veränderung in der langjährigen Routine hat Zverev in der Vorbereitung auf die Hartplatz-Saison in den USA und Kanada aber vorgenommen. Aktuell trainiert Zverev auf der spanischen Insel Mallorca mit Toni Nadal.
Ob der Trainer, der den 22-maligen Grand-Slam-Champion Rafael Nadal seit dessen Jugend formte, Zverev auch längerfristig zur Seite stehen soll, ist noch nicht bekannt. Becker würde dies aber auf jeden Fall begrüßen.
“Das ist vielleicht auch mal ein ganz neuer Blickwinkel für Sascha Zverev, wie man Tennis lebt, wie man Tennis trainiert”, sagte Becker: “Ich meine, wenn Rafael und Toni mit dir über Tennis quatschen, dann muss man auch selber mal den Mund halten und einfach mal zuhören.”
Becker weiterhin von Zverev überzeugt
Becker bleibt bei seiner Kritik, sieht allerdings positive Perspektiven für den Deutschen. “Ich bin nach wie vor überzeugt, dass er seinen Grand Slam noch gewinnen wird. Ich bin auch überzeugt, dass er immer noch die Nummer eins werden kann, wenn er eben die richtigen Weichen stellt”, so Becker. “Und wenn das eben mit Toni und im Hintergrund mit Rafael der Fall ist, dann hat er alles richtig gemacht.”
Zverev wird ab dem 26. Juli beim ATP-Turnier in Toronto antreten. Ob er mit Toni Nadal nach Kanada reist oder doch in altbewährter personeller Konstellation, wusste aber auch Becker nicht zu berichten.