Tour de France: Florian Lipowitz, erster Deutscher auf dem Tour Podium seit 19 Jahren – Sport | ABC-Z

Florian Lipowitz genoss die letzten Meter alleine, dann nahm der neue deutsche Radstar mit einem verschmitzten Grinsen die Glückwünsche entgegen. Etwas früher als erhofft hat der Überflieger aus Ulm im strömenden Regen von Paris sein traumhaftes Debüt bei der Tour de France mit dem sensationellen Doppel-Coup gekrönt. Platz drei im Gesamtklassement, das Weiße Trikot für den besten Nachwuchsfahrer: Lipowitz ist in Frankreich in ganz große Fußstapfen getreten.
Der scheinbar unantastbare Tadej Pogacar fuhr am Sonntag seinen vierten Tour-Gesamtsieg ins Ziel. Den Prestigeerfolg, die 21. Etappe in Paris beim Montmartre-Spektakel zu gewinnen, verpasste er als Tagesvierter hinter dem niederländischen Tagessieger Wout van Aert jedoch. Der 30-Jährige hatte sechs Kilometer vor dem Ziel aus dem Windschatten Pogacars heraus attackiert und war nicht mehr einzufangen.Der 24-jährige Lipowitz aus Ulm kam auf der 132,3 Kilometer langen Schlussetappe bei regnerischen Bedingungen im Schutz des Pelotons ins Ziel.
:Der müde Dominator
Der Weg zum vierten Tour-Sieg von Tadej Pogacar läuft sehr ungewöhnlich: Der Slowene ist gleichzeitig so stark und so angreifbar wie nie.
Wegen des Regens wurde die Zeit für die Gesamtwertung bereits 50,3 Kilometer vor dem eigentlichen Ziel auf der Prachtstraße Champs-Élysées genommen. Lipowitz und die anderen Fahrer kümmerte das nicht, kurz zuvor hatte er selbst noch eine Attacke gefahren, minutenlang war er mit Mitausreißer Quinn Simmons aus den USA an der Spitze gefahren. Mit der Entscheidung hatte er allerdings nichts mehr zu tun.
Der letzte Deutsche, der die Tour im Weißen Trikot beendete, war Dietrich Thurau vor 48 Jahren
Nach 19 Jahren schaffte es wieder ein Deutscher auf das Podium des weltweit härtesten Radrennens. Nach Kurt Stöpel (1932), Jan Ullrich (1996, 1997, 1998, 2000, 2001, 2003) und Andreas Klöden (2004, 2006) ist der ehemalige Biathlet Lipowitz nun der Vierte, dem dies gelang. Die Nachwuchswertung hatten zuvor nur Dietrich Thurau (1977) und Ullrich (1996, 1997, 1998) gewonnen.
„Ich hätte niemals damit gerechnet, überhaupt um das Podium mitfahren zu können“, hatte Lipowitz schon nach der vorletzten Etappe gesagt. Es gehe ein Traum in Erfüllung. Das Gelbe Trikot gewann erneut Pogacar, er ist mit 26 Jahren der jüngste Vierfach-Sieger der Geschichte (2020, 2021, 2024, 2025). „Das war wieder einmal eine ganz neue Dimension der Härte. Aber ich habe es genossen“, sagte Pogacar. Das erhoffte spannende Duell um Gelb gab es in diesem Jahr nicht. Pogacar vom Team UAE Emirates-XRG lag letztlich 4:24 Minuten vor dem Dänen Jonas Vingegaard vom Team Visma.
Dahinter kam es zu historischen Abständen. Elf Minuten benötigte Lipowitz länger als Pogacar. Seit Ullrichs Triumph 1997 hatte es keinen so großen Rückstand des Dritten auf den Sieger gegeben. Lediglich elf Fahrer blieben weniger als eine Stunde hinter Pogacar – das gab es zuletzt 1969 unter Eddy Merckx. Keine einzige Sekunde verlor der Dominator auch nur auf einer Etappe gegen einen Top-5-Fahrer des Gesamtklassements, echten Angriffen war er nicht ausgesetzt – oder er erstickte sie im Keim.
Fast im Vorbeifahren sicherte sich der 26-jährige Pogacar zum dritten Mal das Bergtrikot. Das grüne Sprinterjersey ging an den Italiener Jonathan Milan (Lidl-Trek), der zwei Etappen gewinnen konnte. Die Mannschaftswertung entschied das niederländische Visma-Team für sich. Dem ersehnten Tagessieg fuhren die deutschen Starter erneut vergeblich hinterher. Dem Ende der seit Nils Politts Erfolg im Jahr 2021 laufenden Durststrecke kam Sprinter Phil Bauhaus mit Platz drei in Dünkirchen am nächsten. Aber: Ein Deutscher in Weiß, das gab es in Paris seit Thurau vor 48 Jahren nicht mehr.