Nach Herzstillstand: Nabil Bentaleb schießt beim Comeback ein Tor für Lille – Sport | ABC-Z

Die Schlagzeile „Nabil Bentaleb ist wieder da“ ruft bei einigen Anhängern des FC Schalke 04 möglicherweise Schwindelgefühle und Unwohlsein hervor. Bentaleb zurück in Gelsenkirchen? Jener Profi, der öfter suspendiert und degradiert wurde als alle bösen Jungen der jüngeren Klubvergangenheit zusammen, von Albert Streit und Jermaine Jones bis Prince Boateng und Dominick Drexler?
Fünfmal binnen seines fünf Jahre dauernden Engagements in Gelsenkirchen war Bentaleb der Kabine verwiesen worden. „Wir müssen feststellen, dass Schalke und Nabil Bentaleb offensichtlich nicht zusammenpassen“, resümierte der damalige Sportvorstand Jochen Schneider nach dem finalen Vorfall im November 2020 und sprach die unwiderrufliche, ablösefreie Trennung zum Saisonende aus. Schneiders Vorgänger Christian Heidel hatte knapp 20 Millionen Euro in den Mittelfeldspieler investiert.
Wenn es jetzt aber in französischen und internationalen Medien heißt, dass Nabil Bentaleb zurück sei, dann ist ihm überall in der Fußballwelt das Willkommensein gewiss, selbstverständlich auch auf Schalke: Nach acht Monaten Spielpause hat der in Lille, Nordfrankreich, geborene algerische Nationalspieler am Sonntagabend ein Tor geschossen, französisch But, das zum Wortspiel bittet: Wahlweise firmiert Le But als das Tor des Lebens oder als der Sinn des Lebens. Beides trifft zu.
Im Sommer 2024 musste Bentaleb wiederbelebt werden
Die Karriere des 30 Jahre alten Bentaleb schien im vorigen Sommer beendet zu sein, als er während eines privaten Fußballspiels einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitt. Eine Zukunft im Fußball war in diesem Moment aber erst mal zweitrangig. Er musste wiederbelebt werden und kam ins künstliche Koma. Später setzte man ihm einen Herzschrittmacher ein. Und nun rannte er, wie L’Équipe berichtete, „mit einer Geschwindigkeit, die Usain Bolt neidisch machen würde“, zum Teamdoktor seines Klubs OSC Lille, um mit ihm das Tor zum 1:0 bei Stade Rennes zu feiern, am Ende gewann Lille 2:0. Kurz zuvor erst hatte ihn Trainer Bruno Génésio eingewechselt.
Dabei hatte Bentaleb erst am Donnerstag sein Comeback im Teamtraining gegeben, mit Erlaubnis der Medizinkommission der Liga. Auf dem Weg zum Platz gab es einen großen Moment: Die Klubbelegschaft und mehrere Jugendteams standen Spalier und applaudierten. Trotz der langen Pause habe ihn Bentaleb im Training sofort überzeugt, erklärte Génésio: „Das war der Grund, warum ich ihn eingewechselt habe. Es stand 0:0, es ging nicht darum, Geschenke zu verteilen.“ Danach seien die Emotionen im ganzen Team „zehnmal so hoch“ gewesen wie üblich: „Wenn man seine ganze Geschichte kennt, ist er ein Vorbild an Mut und Widerstandsfähigkeit, das weit über den Fußball hinausgeht“.
Nach seiner Zeit auf Schalke war Bentaleb ein halbes Jahr arbeitslos gewesen, bevor er beim Abstiegskandidaten Angers einen eher bescheidenen Vertrag bekam, 2023 wechselte er dann für immerhin 4,5 Millionen Euro Ablöse zum aktuellen Champions-League-Achtelfinalisten Lille. Auch dies war schon ein Comeback. Doch einer, der Schalke übersteht, der schafft noch ganz andere Dinge.