Wirtschaft

Topökonom Jens Südekum sieht Grund für Krise bei Autobauern | ABC-Z


“Quittung” für jahrelange Fehler

Topökonom Südekum wirft Auto-Managern Versagen vor

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Wer ist schuld an der Krise der Autoindustrie? Für Jens Südekum ist die Antwort klar: die Unternehmen selbst, auch wenn der Staat einen Teil beigetragen haben dürfte. Letzterer soll jetzt nicht die Zeche zahlen, mahnt der Wirtschaftswissenschaftler.

Die aktuelle Krise der deutschen Autoindustrie ist nach Einschätzung von Jens Südekum “die Quittung für die Managementfehler, die man in den vergangenen 10 bis 15 Jahren gemacht hat”. Das sagte der Wirtschaftswissenschaftler und Regierungsberater im Interview mit dem “Handelsblatt”. “Die Hersteller haben die goldene Dekade zwischen Finanzkrise und Corona nicht genutzt”, kritisiert der Professor für internationale Volkswirtschaftslehre an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. “In dieser Zeit lief es für die Autoindustrie super, gerade der Export nach China – man hat sich aber offensichtlich keine Gedanken gemacht, was danach kommt.”

Die Politik habe eine gewisse Mitschuld, meint Südekum. Sie habe den Markthochlauf von Elektroautos nicht organisiert, stattdessen Verlässlichkeit verspielt. Das abrupte Ende der Kaufprämie für E-Autos sei ein “verheerendes” Signal gewesen. “Wenn man ein Förderprogramm auflegt und es über Nacht wieder kassiert, dann sendet man die Botschaft: So wichtig ist das nicht.”

Die Absatzschwäche bei Elektroautos und in China setzt die deutschen Autobauer zunehmend unter Druck. VW kündigte seine Jobgarantie und denkt laut über Werkschließungen nach, auch Premiumhersteller kappten ihre Gewinnprognosen. Die Vorschläge neuer staatlicher Hilfen für die Branche sieht Ökonom Südekum jedoch kritisch: “Ich halte gar nichts davon, wenn der Staat die Managementfehler der Vergangenheit bezahlt.”

“Abwrackprämie würde Tesla-Fahrer subventionieren”

Eine unter anderem von der Union geforderte Verschiebung der strengeren CO2-Vorgaben der EU würde in Südekums Augen nach hinten losgehen. Damit würde seiner Meinung nach die Botschaft gesendet: “Wurstelt ruhig weiter.” Kassiere Deutschland jetzt die lange bekannten Flottengrenzwerte, würden Planungssicherheit und bereits getätigte Investitionspläne zerstört. “Und das wird den Effekt haben, dass andere Länder uns bei Elektromobilität noch weiter abhängen.”

Eine von der SPD ins Spiel gebrachte neue Abwrackprämie sieht der Wirtschaftswissenschaftler ebenfalls skeptisch: “Man subventioniert damit Besserverdiener, die sich einen Tesla kaufen und einen Teil der Rechnung vom Staat bezahlen lassen.” Nötig seien stattdessen Maßnahmen, die sich an Menschen richten, die zur Miete wohnen, auch in kleineren Städten. Südekum fordert vor allem eines vom Staat: den schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur und damit einhergehend einen massiven Ausbau des Stromnetzes.

Bei Volkswagens aktueller Krise fragt sich der Professor, warum die Wolfsburger “nicht längst” günstigere E-Autos bauen. Kündigungen seien höchstens ein “notwendiges Übel”, aber keine Strategie für die Zukunft. “VW muss vielmehr klären, was das Geschäftsmodell ist, und wettbewerbsfähige Produkte entwickeln.”

Für Unternehmen, “die tatsächlich in die Zukunft investieren”, schlägt Südekum eine Investitionsprämie vor, nach Vorbild des US-amerikanischen “Inflation Reduction Act”. “Da wird einfach und unbürokratisch mit Steuergutschriften gearbeitet.” Für die daraus folgenden Steuerausfälle von 30 bis 50 Milliarden Euro pro Jahr müsse entweder die Schuldenbremse reformiert oder ein Sondervermögen wie bei der Bundeswehr aufgelegt werden. Bürokratieabbau genüge nicht zur Lösung der Standortprobleme.

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