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Top Ten in deutschen Auktionen 2024 | ABC-Z

Mit Sensationszuschlägen wie dem 20-Millionen-Rekord vor zwei Jahren für ein Selbstbildnis Max Beckmanns – damals bei Grisebach in Berlin – konnte das deutsche Auktionswesen 2024 nicht aufwarten. Insgesamt aber sind die Versteigerer besser durch zwölf Monate mit einer auf die Kauf- wie Verkaufsfreude schlagenden Wirtschaftsflaute sowie politischer Krisenstimmung gekommen, als zu befürchten stand – und Beckmann hatte im Spitzensegment daran wieder bedeutenden Anteil. Gleich drei Bilder des Malers finden sich unter den Top Ten, die wieder einmal die Bedeutung herausragender Werke des deutschen Expressionismus für den Handel belegen.

Dreimal Max Beckmann

Aus der Sammlung des Krupp-Managers Berthold Beitz und seiner Ehefrau konnte Ketterer in München Beckmanns letztes Gemälde aufbieten: „Großer Clown mit Frauen und kleiner Clown“ aus seinem Todesjahr 1950 ist ein wehmütiges Bild des Mannes, der erst nach dem Krieg endlich nach Amerika auswandern konnte, und übertraf mit drei Millionen Euro die Vorabschätzung. Grisebach in Berlin vermittelte zwei Werke des Künstlers aus Schweizer Privatbesitz im siebenstelligen Bereich: zu 4,4 Millionen Euro Beckmanns Porträt „Quappi mit grünem Sonnenschirm“, das einen Moment des Glücks im letzten Vorkriegssommer im Exil einfängt, und zu 1,4 Millionen ein Blumenstillleben aus dem ersten Nachkriegsjahr 1946.

Das teuerste Bild des Jahres aber malte Alexej von Jawlensky 1909 im expressionistischen Aufbruch der Münchner Avantgarde. Seine „Spanische Tänzerin“ – ei­gentlich die Geliebte, das Hausmädchen Helene Nesnakomoff – wurde bei Ketterer auf sieben Millionen Euro gehoben; der nach Jahrzehnten aus Privatbesitz wieder aufgetauchte „Tanz im Varieté“ Ernst Ludwig Kirchners von 1911 auf 5,8 Millionen. Noch fünf weitere Positionen auf der Bestenliste belegt Ketterer: Das Auktionsun­ternehmen kann sein siebzigjährigen Bestehen wieder als Branchenprimus feiern, mit einem Jahresumsatz nach eigenen Angaben von 89 Millionen Euro deutlich vor den Wettbewerbern.

Von denen will Lempertz in Köln mit umgesetzten 55 Millionen Euro laut Selbstauskunft an zweiter Stelle stehen. Eine von Claude Monet gemalte Küstenlandschaft, die im November erst knapp unterhalb der Taxe bei 2,9 Millionen Euro zugeschlagen wurde, danach jedoch lange mit dem Zusatz „unter Vorbehalt“ in der Ergebnisliste stand und erst jüngst als doch verkauft angegeben wurde, sorgte in der Branche für Stirnrunzeln. Mit dem Werk platziert sich das Kunsthaus nun auf Platz fünf der Bestenliste.

Was immer geht und was liegen bleibt

Bester Laune können die Kölner Konkurrenten bei Van Ham das Jahr beschließen: Das vom Unternehmen ausgewiesene Gesamtergebnis von 51,8 Millionen Euro ist das höchste seit Firmengründung. Nach eigenen Berechnungen auf Grundlage online zugänglicher Ergebnislisten sieht der Versteigerer sich damit sogar auf Rang zwei in Deutschland. Etwas dahinter folgt Grisebach mit einem Umsatz nach eigenen Angaben von 40 bis 42 Millionen.

Gefragt waren vor allem moderne und zeitgenössische Kunst, neben Vertretern der amerikanischer Nachkriegskunst wie Andy Warhol, Kenneth Noland oder Robert Ryman verlässlich auch deutsche Größen wie Georg Baselitz, Gerhard Richter oder Günther Uecker. Was von Substanz neu auf den Markt kommt, idealerweise mit bester Provenienz, findet immer Wertschätzung. Eher beliebige Aquarelle Emil Noldes oder als zu teuer empfundene Wannseegartenbilder Max Liebermanns lassen die Bieter dagegen links liegen – wie überhaupt die Zahl der Rückläufe hoch war.

Das Geschäft mit Schmuck wiederum läuft bestens, bei Neumeister in München etwa ging ein Collier einer Bayernprinzessin für 120.000 Euro weg, und Nagel in Stuttgart meldet gute Verkäufe von Möbeln. Ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk schließlich hat die Politik dem Handel in diesem Jahr schon im Herbst gemacht: die von Januar an gültige Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Kunst von 19 auf sieben Prozent.

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