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Todesfahrt in Magdeburg: Was bisher über Täter und Ablauf bekannt ist – Politik | ABC-Z

Am Morgen nach dem Anschlag werden Details zum Tathergang sowie zum mutmaßlichen Täter öffentlich. Infolge des Anschlags sind vier Menschen gestorben. Das haben NDR und WDR aus Sicherheitskreisen erfahren. Bisher war die Rede von zwei Toten. Bei der Tat wurden zudem 41 Menschen schwerst, weitere 90 schwer verletzt. Dazu kommen 80 bis 100 Leichtverletzte. Die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt steht unter Schock.

Der Ablauf der Tat

Am frühen Freitagabend raste ein Auto in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt beim Alten Markt in Magdeburg. Nach Informationen von WDR und NDR wird die Tatzeit in einem internen Bericht der Polizei Magdeburg mit kurz nach 19 Uhr angegeben. Der MDR zitiert einen Polizeisprecher, dass der mutmaßliche Täter mit dem Auto „mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt“ gefahren sei. Ein Video, das vielfach in den sozialen Medien geteilt wird, soll das Geschehen zeigen. Kurz nach der Tat wurde ein Verdächtiger von der Polizei festgenommen. Ein Video zeigt, wie mehrere Beamte ihn an einer Straßenbahn-Haltestelle vor dem Allee-Center umstellen.

Verletzte wurden vor Ort versorgt, etwa vor Marktbuden, und nach und nach in Krankenhäuser gebracht. Die Polizei spricht von umfangreichen Einsatzmaßnahmen, diese dauerten bis tief in die Nacht an. Der Weihnachtsmarkt wurde geschlossen.

Stadtsprecher Michael Reif sagte kurz nach der Attacke, die Tat sei „ein Anschlag“. Der Regierungssprecher von Sachsen-Anhalt, Matthias Schuppe, sagte der Süddeutschen Zeitung, am Abend, es sei „wahrscheinlich ein Attentat“ gewesen. Die Polizei gibt währenddessen an, das Geschehen könne „noch nicht abschließend klassifiziert“ werden. „Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht“, sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage.

Der mutmaßliche Täter

Der direkt nach der Tat festgenommene Mann heißt Taleb A. und ist nach Angaben von Sachsen-Anhalts Landesinnenministerin Tamara Zieschang ein 50-jähriger Arzt aus Bernburg, einer 32 000-Einwohner-Stadt zwischen Halle und Magdeburg. Er stammt aus Saudi-Arabien und ist demnach 2006 erstmals nach Deutschland gekommen und hat einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Nach SZ-Informationen wurde Taleb A. im Juli 2016 als Asylbewerber anerkannt. Zuletzt arbeitete er als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen ist der mutmaßliche Täter nicht als Islamist bekannt. Nach offiziellen Angaben wurde der Mann verhört. Sein Motiv gilt noch immer als ungeklärt.

Das Tatfahrzeug kam erst an einer Straßenbahnhaltestelle außerhalb des Weihnachtsmarktes zum Stehen. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Recherchen des „Spiegel“ zufolge engagierte sich der mutmaßliche Täter offenbar jahrelang als Aktivist und beriet vor allem Frauen aus Saudi-Arabien über Fluchtmöglichkeiten aus ihrem Land. Er soll eine Internetseite mit Informationen zum deutschen Asylsystem betrieben haben. Dem Magazin zufolge scheint er in seinem Aktivismus jedoch in eine andere Richtung abgedriftet zu sein. Taleb A. habe auf seinem Account bei X mit der AfD sympathisiert und von einem gemeinsamen Projekt mit der in weiten Teilen rechtsextremen Partei geträumt: einer Akademie für Ex-Muslime. „Wer sonst bekämpft den Islam in Deutschland?“, soll er gefragt haben. In einem kürzlich auf einem islamfeindlichen US-Blog erschienenen Videointerview habe der mutmaßliche Täter mehr als 45 Minuten lang krude Thesen geteilt.

In sozialen Medien und weiteren Interviews erhob der Tatverdächtige zuletzt teils wirr formulierte Vorwürfe gegen deutsche Behörden. Er hielt ihnen vor, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen. Nachdem er vor Jahren mit seiner Unterstützung für saudische Frauen, die aus ihrem Heimatland fliehen, an die Öffentlichkeit gegangen war, schrieb er später auf seiner Website in englischer und arabischer Sprache: „Mein Rat: Bittet nicht um Asyl in Deutschland.“

Die Opfer

Bei der Tat – fast auf den Tag genau acht Jahre nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz – kamen ein Erwachsener, ein Kleinkind und zwei weitere Menschen ums Leben. Insgesamt gibt es mehr als 200 Verletzte, darunter viele Schwerstverletzte.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, weitere Tote könnten nicht ausgeschlossen werden. Am Abend soll es eine Gedenkfeier für die Opfer im Magdeburger Dom geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris am Abend unter Tränen.

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