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Gelsenkirchen: Miron Muslic neuer Trainer von Schalke – Sport | ABC-Z

Unter die ersten offiziellen und halboffiziellen Bilder der Ankunft Miron Muslics auf Schalke setzten unverbesserliche Fans Kommentare, die von der „Aura“ und dem „Charisma“ des neuen Cheftrainers handelten – man hört in Gelsenkirchen nicht auf damit, einen Retter herbeizubeten. Andere hingegen sind immer noch darum bemüht, sich von dem Schock zu erholen, den am späten Mittwochabend die Nachricht über die bevorstehende Verpflichtung des „völlig unbekannten Trainers“ (Bild) hinterlassen hatte. Wer gehofft hatte, es handelte sich um einen frivolen Scherz, erhielt am Samstagvormittag – wenngleich zur Narrenstunde um 11.11 Uhr – via Pressemitteilung die Gegendarstellung des Vereins: Miron Muslic, 42, sei „nach sorgfältigem Auswahlprozess“ zum neuen Coach bestimmt worden, dafür habe man „in einem größeren Team einen detaillierten Rechercheprozess durchgeführt“.

Die Schalker Fans mussten erstmal im Internet recherchieren. Die jüngste Information klang besonders irritierend: Der neue Mann ist Österreicher mit bosnischer Herkunft und mit seinem Team soeben aus der zweiten englischen Liga abgestiegen – als Vorletzter unter 24 Teams. Ein Omen? Weitere Fakten aus Muslics Trainer-Karriere beruhigten etwas: Vor dem Job bei Plymouth Argyle, das bei seinem Start im Dezember auf dem letzten Rang notiert war, hatte Muslic mit einigem Erfolg Cercle Brügge in Belgien betreut.

Der überall heißgehandelte vormalige Paderborner Coach Lukas Kwasniok soll zum 1. FC Köln tendieren

Die Personalie trägt die Handschrift des Kaderplaners Ben Manga, der für wagemutige und extravagante, manchmal skurrile Rekrutierungen bekannt ist und damit in seinem ersten Jahr auf Schalke wenig erfolgreich war. Amtlich bewilligt wurde sie allerdings von Frank Baumann, der an diesem Montag seinen ersten Arbeitstag als Sportvorstand von Schalke begeht, aber bereits am Wochenende in Aktion getreten ist. Der ehemalige Profi und Sportchef des SV Werder Bremen ist nicht bekannt für ausgefallene Ideen und Experimente, sondern für nüchterne Analyse. Nun erklärte Baumann, „Führungsqualität und Resilienz“ hätten für Muslic gesprochen. Was nicht in der Presseerklärung stand: Dass Schalke nach einer miesen Zweitligasaison, im Ruf eines ständigen Krisengebiets stehend, auf dem heimischen Trainer-Markt einen schwierigen Stand hatte.

Auf dem Schalker Wunschzettel standen offenbar die Namen jener Trainer, die auch auf den Wunschzetteln anderer Klubs mit derzeit besserer Ausgangslage verzeichnet waren. Der überall heißgehandelte vormalige Paderborner Coach Lukas Kwasniok, 43, soll zum 1. FC Köln tendieren. Selbstbewusste Ansagen in angeblich gut informierten Medien, dass Christian Titz, 54, aus Magdeburg nach Gelsenkirchen käme, waren Falschmeldungen. Stattdessen kommt ein Mann aus Plymouth, und das mit Getöse, denn die „Pilger“, so der Spitzname des 1886 gegründeten Vereins, sind bitter enttäuscht vom Überläufer Muslic, der ihnen angeblich das Bleiben versprochen hatte. Kleiner Trost: Schalke bezahlt eine Ablöse, die bei 700 000 Euro liegen soll – angesichts der Haushaltslage ein Vermögen. Auch sie haben offenbar die Aura gespürt.

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