Timothy Snyder nach Vance-Auftritt: “Deutschland ist wichtigste Demokratie der Welt” | ABC-Z

US-Historiker zu Bundestagswahl
Snyder: “Deutschland ist die wichtigste Demokratie der Welt”
16.02.2025, 13:44 Uhr
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Nach dem Auftritt von US-Vizepräsident Vance auf der Münchener Sicherheitskonferenz warnt der Historiker Snyder eindringlich vor dem Einfluss der USA auf Europa. Der Ausgang der Bundestagswahlen werde enorme Auswirkungen auf die Welt haben, mahnt der Historiker.
Der US-Historiker Timothy Snyder hat die Europäer zu deutlich mehr eigener Tatkraft ermahnt. “Es gibt eine europäische Gewohnheit abzuwarten, was die Amerikaner tun, oder was die Russen tun. Die muss Europa dringend überwinden”, sagte Snyder dem Magazin “Stern” nach den scharfen Attacken von US-Präsident J.D. Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz.
“Die Europäer lähmen sich selbst, wenn sie weiter davon ausgehen, sie könnten nichts ausrichten, solange unklar ist, was Amerika und Russland tun”, sagte Snyder. Vance habe die Rede “eines Imperialisten, der in Deutschland und der gesamten EU den Rechtsstaat aushöhlen will” gehalten. Im Interview kritisierte der Historiker die neue US-Regierung scharf. Menschen wie Musk und Vance versuchten, “Freiheit und Rechtsstaatlichkeit durch eine faschistische Tech-Oligarchie” zu ersetzen, postulierte der Historiker.
Das Ziel sei es, nicht nur innerhalb der USA, sondern weltweit, “Hindernisse für den immer größeren Machtgewinn einiger sehr reicher Menschen zu beseitigen. Amerikanische Oligarchen wie Elon Musk sollen auch in Europa machen dürfen, was sie wollen.” Er warnte die Europäer eindringlich davor, sich vor diesem Einfluss zu schützen.
Snyder: Trump-Putin-Abkommen unzuverlässig
Auf die Frage, ob den Deutschen die Bedeutung der Neuwahl des Bundestages am kommenden Wochenende bewusst sei, sagte er: “Was ich sagen kann: Deutschland ist heute die wichtigste Demokratie der Welt” Und: “Was bei diesen Wahlen passiert, wird enorme Auswirkungen auf den Rest der Welt haben.”
Die Regierung sollte sich ihres Einflusses und ihrer Verantwortung gegenüber der Ukraine und der Sicherheit Europas bewusst werden, betonte der Historiker. Niemand wisse sicher, ob auf ein Abkommen zwischen Trump und Wladimir Putin Verlass wäre. “Trump und Putin sind wie zwei Schlangen, die sich ineinander verschlungen haben. Ein faszinierendes Spektakel. Man sieht ihnen gebannt zu und weiß nicht recht: Kämpfen sie oder liebkosen sie einander?”