Timber Homes in Dorfen: Besuch von Bauminister Bernreiter – Erding | ABC-Z
Für Robert Decker war dieser triste Montagvormittag wieder einmal ein Freudentag. Er strahlte und freute sich sichtlich. Dass sich die Politik so sehr dafür interessiert, was er in Dorfen auf dem alten Meindl-Gelände so alles macht, ist ja auch eine tolle Bestätigung für ihn, seinen Kompagnon Josef Huber und all ihre Mitarbeiter.
Decker und Huber haben vor fünf Jahren das gemeinsame Unternehmen Timber Homes gegründet, das in Dorfen Raummodule aus Holz herstellt. Die Firma ist bei einem innovativen Trend ganz vorn mit dabei. Im Dorfener Werk werden Gebäude aus Raummodulen vorgefertigt, wobei man den Sprung von der Manufaktur zur Serienproduktion geschafft hat. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) war im Februar zur Eröffnung der Produktionshalle gekommen, weil sie einer der größten Fans dieser Bautechnik ist. Geywitz wird nicht müde zu betonen, dass dem seriellen und modularen Bauen die Zukunft gehöre. Und nun war auch Bayerns Bauminister Christian Bernreiter (CSU) zu Besuch.
Bernreiter sieht das serielle Bauen in Modulen nicht ganz so euphorisch wie Geywitz. Vielleicht liegt es jedoch nur daran, dass er einem Mitglied der Berliner Ampel-Regierung nicht recht geben möchte oder darf. Er sagte zwar in seiner Ansprache, „serielles Bauen finde ich super“, brachte aber einen Kritikpunkt an: „Es wäre mein Wunsch als Minister, dass sich der große Vorteil in der Fertigung auch mal im Preis auswirkt.“
Das Boarding-Haus ist als Anschauungs- und Ausstellungsstück gedacht
Robert Decker hatte das wohl schon geahnt und in seiner Rede zuvor sein Ziel mit zwei griffigen Rechnungen formuliert: Er wollen es schaffen, im sozialen Wohnungsbau mit seinen Modulgebäuden eine Vier-Zimmer-Wohnung zu 750 Euro Miete und ein Ein-Raum-Appartement für 300 Euro Miete möglich zu machen. Das sei ein „konkretes Projekt“ und sollte sich an vielen Standorten in Bayern realisieren lassen. Dazu müsse man jedoch „die Anforderungen im sozialen Wohnungsbau überdenken“, sagte Decker. Als Beispiel nannte er die Stellplatzverordnungen, die oft den Bau von Tiefgaragen erforderten, was bei den Baukosten schnell mal 1000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche ausmache.
Decker hatte Bernreiter eigentlich schon zur Eröffnung der Produktionsstätte im Februar eingeladen, als Bundesbauministerin Geywitz vorbeischaute. Der bayerische Minister kam damals aber nicht, dafür nun mit 18 Wochen Verspätung zur Eröffnung eines neuen Boarding-Hauses auf dem Meindl-Gelände. Bernreiter konnte sich also selbst davon überzeugen, wie schick und geschickt das Bauen in seriell gefertigten Modulen ist.
Das neue Boarding-Haus ist von vornherein als Anschauungs- und Ausstellungsstück des Unternehmens Timber Homes geplant und nicht nur zum Übernachten gedacht. Nach Bernreiter können Interessenten und potenzielle Kunden sich hier anschauen, was alles möglich ist. Es gibt acht verschiedene Zimmer, Appartements und Suiten, alle ein bisschen ähnlich, aber doch alle auch etwas anders. Und gleich nebenan kann man in bereits seit Längerem bestehenden Gebäuden sehen, wie gut sich auch Schulungsräume, Büros und eine Kita in Modulgebäuden unterbringen lassen.
Serielles und modulares Bauen impliziert für viele eine gewisse Eintönigkeit. Der Klassiker des seriellen Bauens ist ja der Beton-Plattenbau. Das Boarding-Haus auf dem Meindl-Gelände versucht mit seiner gelungenen Holzleisten- und Keramikplatten-Fassade gezielt ein ästhetisches Image aufzubauen. Was durchaus gelingt.
Sogar die Polizei ist schon in Modulgebäuden eingezogen
Timber-Homes-Mitinhaber Josef Huber betonte in seiner Rede die Vielfalt der Möglichkeiten. In Dorfen sei man in der Lage, Module für Wohnungen in allen erdenklichen Größen zu fertigen. In Straubing seien 200 Wohneinheiten in einer Anlage mit zwei- bis fünfgeschossigen Modulgebäuden realisiert worden. Im kommenden Jahr soll ein Modulgebäude mit acht Stockwerken errichtet werden. Die Dorfener Raummodule eigneten sich eigentlich für alles, sagte Huber. In Bad Aibling habe das Polizeipräsidium Oberbayern Süd unlängst erst ein Bürogebäude aus 140 Raummodulen in Holzbauweise bezogen – das wäre vor einigen Jahre kaum denkbar gewesen.