Stil

Tim Raue eröffnet Restaurant „Sphere“ im Berliner Fernsehturm | ABC-Z

Tim Raue kennt keine Grenzen, so viel ist bekannt. Vom Kreuzberger Straßenkind zum Zwei-Sterne-Koch und auch zum Fernsehunterhalter, immer genug Zeit und Ambition für Sidekicks wie die „Brasserie Colette“, das „La Soupe Populaire“ oder die „Villa Kellermann“ in Potsdam. Seit dieser Woche verantwortet er nun auch die Küche im Berliner Fernsehturm – dieser Mann will hoch hinaus.

Ursprünglich war eine „sanfte Renovierung“ geplant. Der Umbau des Turm-Restaurants zog sich dann über sieben Monate hin. Am Mittwoch konnten sich Presse und einige Berliner Prominente ein Bild von dem neuen Restaurant „Sphere“ machen. In pinkfarbenen Sneakern (Pink ist die Farbe des Hauses) begrüßte Raue prominente Gäste wie Klaus Wowereit, Kim ­Fisher, Westbam und Axel Schulz. „Wenn man als Wessi im Osten klugscheißen will, wird’s schwierig“, sagte der Einundfünfzigjährige, der im Kreuzberger Wrangelkiez aufwuchs, salopp. Man habe sich dem historischen Ort, also dem einstigen DDR-Nationalsymbol, respektvoll genähert.

Schnitze, Currywurst und Soljanka

So war schnell klar, dass es Soljanka geben müsste, den in der DDR beliebten herzhaften Eintopf. Auch typisch Berliner Gerichte wie Königsberger Klopse, Schnitzel, Currywurst und Rote Grütze standen fest, jeweils in Tim-Raue-Manier mit Süß-sauer-scharf-Aromen aufgewertet.

Deutschlands höchstes Restaurant auf 207 Metern soll ein Ort für alle sein, also nicht nur für Touristen. Hier wächst zusammen, was zusammen gehört: Kulinarisch sollen Ost und West vereint werden, und Gäste aus Berlin und Brandenburg sollen zum Geburtstag oder zur Konfirmation einkehren. Das Menü ist entsprechend auf die ganze Familie aus­gerichtet, vom Kleinkind bis zur Großmutter. Auf den Shirts des Servicepersonals steht es noch mal Pink auf Schwarz: „Berlins High Society“, das Wort „High“ als Graffiti gesprüht, so wie es vor 20 Jahren einmal cool war. Street Credibility ganz oben, auch dafür steht Raue.

Die Preise sind günstiger als in anderen Raue-Restaurants

Die Preise sind niedriger, als der Turm hoch ist. Die Gerichte liegen weit unter dem, was man im Restaurant „Tim Raue“ am Checkpoint Charlie bezahlt. Ein Frühstück gibt es, auch vegan, für 25 Euro, das Vier-Gänge-Menü inklusive Wasser, Aperitif, Wein und Kaffee für 125 Euro. Dazwischen liegen ein Fleischmenü mit Wiener Schnitzel und ein veganes Menü mit pflanzlichem Steak für jeweils 44 Euro. Die Soljanka mit Schrippe kostet 11,50 Euro. An ein Kindermenü wurde ebenfalls gedacht. Hinzu rechnen muss man allerdings die Eintrittstickets für den Fernsehturm. Sie liegen bei 28,50 Euro für einen Erwachsenen und 18,50 Euro für Kinder ab drei Jahren.

Nach der Eröffnungsrede auf der Aussichtsplattform konnte sich das Publikum selbst einen Eindruck von der neuen ­Küche machen. Am Tag zuvor durfte die Öffentlichkeit schon einmal in die Töpfe schauen. Da ging allerdings alles schief: Das Kassensystem brach zusammen, so dass keine Datenkommunikation zwischen Küche und Serviceteam möglich war; es kam zu langen Wartezeiten, und ­einige Gäste dampften vorzeitig ab. Am Mittwochabend aber lief alles rund: Mit der Vorspeise, dem Krabbencocktail à la KaDeWe, begann das Restaurant zu rotieren. Statt eines vorhergesagten Gewitters wurde es sogar noch mal sonnig. Zwischen den Gängen gab Raue Einblicke in Zu­taten und Produzenten. Alle Zulieferer kommen aus Berlin und Umgebung, etwa der Landhof Rahlf aus Ahrensfelde, die Kaffeerösterei Patrizier aus Strausberg oder die Berliner Brauerei BRLO.

Im täglichen Betrieb wird Küchenchef Rolf Gerz den Löffel schwingen. Der gebürtige Berliner leitete zuvor das Restaurant im Freizeitpark Tropical Islands und bringt Erfahrung mit großen Besucherströmen mit. Mit 200 Plätzen und fünf Seatings täglich rechnet das Team, also mit rund 1000 Bestellungen pro Tag. Gekocht wird im Erdgeschoss, angerichtet oben. Bei mehr als 1,2 Millionen Besuchern jährlich dürfte es nicht an Gästen mangeln. Schon jetzt ist das „Sphere“ auf Wochen hinaus ausgebucht. Der Eröffnungsabend selbst klang ruhig aus – nur Stil-Ikonen wie Günther Krabbenhöft und Britt Kanja tanzten oben auf dem „Alex“: Berliner Bekanntheiten unter sich eben.

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