Tiktok und Elon Musks Plattform X bevorzugen die AfD | ABC-Z
Welche Bedeutung Sozialplattformen im Netz besonders im Wahlkampf für die Meinungsbildung haben, wissen Parteien und Politiker, und diejenigen, die mit Falschdarstellungen und Propaganda Einfluss nehmen, wussten es schon immer.
Davon kündet ein Report der Nichtregierungsorganisation Democracy Reporting International (DPI). Sie hat 138 Accounts auf Tiktok gefunden, die vorgaukelten, offiziell zu Politikern oder Parteien zu gehören. 95 der 138 Fake-Accounts gaben vor, von AfD-Politikern zu stammen beziehungsweise die Partei selbst zu repräsentieren. Die anderen Parteien CDU (19 Konten), Grüne (18), Linke (vier) und FDP (zwei Konten) wurden in deutlich geringerer Anzahl kopiert. Spitzenreiter unter den gefälschten Profilen sind Alice Weidel (10 Profile) und Björn Höcke (8).
Die undurchsichtigen Pro-AfD-Accounts hatten der Untersuchung zufolge auch die größten durchschnittlichen Followerzahlen, 27 Profile wiesen mehr als 5000 Followern. Zudem sei auffällig, dass insbesondere die Pseudo-AfD-Konten im Untersuchungszeitraum von Anfang Januar und Anfang Februar die größte Aktivität entfalteten. 112 AfD-Accounts seien von Tiktok inzwischen gelöscht worden; auf 96 davon habe man selbst hingewiesen, teilte das DPI mit.
Eine Untersuchung des ZDF-Magazins „Frontal“ gemeinsam mit einem mit einem Dubliner Forscherteam des Informatikers Przemysław Grabowicz hat unterdessen den Verdacht bestätigt, dass Elon Musks Plattform X verstärkt die AfD unterstützt.
Die Forscher legten zwei neue Accounts auf X an und abonnierten, wie es in der Präsentation der Studie heißt, je acht führende Vertreter der im Bundestag vertretenen Parteien. Weitere Informationen über sich gaben die Accounts nicht, sie legten auch keinerlei Aktivitäten an den Tag.
Nun beobachteten die Forscher, welche Inhalte X den von ihnen eingerichteten Accounts zuspielte. Sie verglichen den „Folge Ich“-Feed, den ein Nutzer selbst erstellt, mit dem „Für Dich“-Feed, den X empfiehlt. Das Ergebnis: Politiker aus Parteien der Mitte posteten mehr oder ähnlich viel wie die der AfD, doch empfahl X die Inhalte von SPD, Grünen, FDP und CDU seltener, die der AfD mehr als doppelt so oft und die des Bündnisse Sahra Wagenknecht mehr als sechsmal häufiger als ihr Anteil an Posts im „Folge Ich“-Feed ausmachte.
Ebenfalls bemerkbar macht sich der Einfluss von Elon Musk eigenem Account auf seiner Plattform. Seine Tweets wurden den für den Test eingerichteten Konten am häufigsten aufgespielt, obwohl sie ihm nicht folgten, so die Studie. Von den Retweets von Elon Musk profitierte insbesondere Alice Weidel. Zehn bis 15 Millionen Nutzer sähen ihre Posts, wenn Musk sie anpreise.
Eine Untersuchung der NGO Global Witness schließlich kommt zu dem Ergebnis, dass sowohl Tiktok als auch X die AfD gegenüber anderen Parteien massiv bevorzugten.
