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Tiermisshandlung in Unterhaching: Halterin der fast verhungerten Bella darf keine Hunde mehr halten – Landkreis München | ABC-Z

Auf den zwei Bildern ist ein und dasselbe Tier zu sehen – auch, wenn man es kaum glauben mag. Das eine Foto zeigt eine einjährige Magyar-Vizsla-Hündin, stattliche 21 Kilo schwer, mit wachem Blick und glänzendem Fell. Auf dem anderen Bild hat „Bella“, so heißt das Tier, eingefallene Augen, hält sich nur mühsam auf wackligen Beinen und ist bis auf acht Kilo abgemagert, sodass sich an ihren Flanken die Rippen abzeichnen. „Noch zwei Tage länger“, sagt Kristina Berchtold vom Tierschutzverein München, „und Bella wäre gestorben“.

Verantwortlich hierfür ist laut dem Veterinäramt am Landratsamt München die frühere Halterin von Bella gewesen, eine Frau aus Unterhaching. Ihr wurde die stark abgemagerte Hündin im vergangenen Februar fortgenommen, wogegen sie Klage einreichte – letztlich jedoch erfolglos. Inzwischen ist Bella von ihrer Pflegefamilie, an die sie das Tierheim München vermittelt hat, fest adoptiert worden. Derweil darf ihre frühere Halterin überhaupt keine Hunde mehr besitzen oder betreuen. Ein solches Verbot hat das Landratsamt gegen die Frau ausgesprochen, wogegen sie ebenfalls juristisch vorging. Doch diese Klage hat das Verwaltungsgericht München jetzt abgewiesen, wie ein Gerichtssprecher mitteilt.

85 000 Unterschriften

Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig, und doch lässt sie sich als Schlussstrich unter einem Fall verstehen, der viele Menschen bewegt hat. So sammelte eine Online-Petition, die sich für die dauerhafte Inobhutnahme von Bella einsetzte, fast 85 000 Unterschriften. Und auch im Tierheim seien zahllose Anrufe von Menschen eingegangen, die wahlweise ihre Solidarität mit der Hündin ausdrücken oder „auf irgendeine Art helfen wollten“, sagt Kristina Berchtold. Zwar habe der Tierschutzverein immer wieder mit misshandelten Hunden zu tun. „Aber so einen krassen Fall wie Bella hatten wir noch nie.“

Dass die Behörden überhaupt auf die misshandelte Hündin aufmerksam wurden, war dem Hinweis einer Nachbarin zu verdanken. Sie hatte das abgemagerte Tier beim Gassigehen entdeckt und auch Fotos von Bella gemacht. Infolge ihrer Meldung nahm das Landratsamt München die kurz vor dem Verhungern stehende Hündin ihrem Frauchen fort und brachte sie ins Tierheim. Von einer Pflegefamilie wurde Bella danach wieder aufgepäppelt, wobei man anfangs darauf achten musste, dass sie sich nicht überfraß, sagt Kristina Berchtold. „Sie hat alles in sich reingeschlungen“ – offenbar eine Folge der leidvollen Erfahrung, die das Tier bei seiner früheren Halterin machen musste.

Sie reichte nach der Fortnahme der Hündin eine Klage sowie einen Eilantrag ein, um Bella bis zu einem Urteil zurückzuerhalten. Diesem Ansinnen gab das Verwaltungsgericht München im Mai statt, weshalb das Tier zu der Frau nach Unterhaching zurückkehren sollte – eigentlich. Doch dazu kam es letztlich nicht, da der Bayerische Verwaltungsgerichtshof als nächsthöhere Instanz die Sache anders sah und einer Beschwerde des Landratsamts stattgab. „Die von der Halterin während des gesamten Verfahrens getätigten Äußerungen belegen eine Uneinsichtigkeit hinsichtlich ihres Fehlverhaltens“, hieß es damals seitens des Gerichts. „Die Gefahr, dass die junge Hündin im Falle einer Rückgabe (erneut) erheblichen Leiden ausgesetzt sein könnte, besteht daher nach Auffassung des BayVGH fort.“

Mittlerweile hat die ehemalige Halterin ihre Klage wegen der Fortnahme für erledigt erklärt – nicht so jedoch ihren Kampf gegen das zwischenzeitlich vom Landratsamt verhängte Hundehaltungs- und -betreuungsverbot. Die Klage hiergegen hat das Verwaltungsgericht nun jedoch abgewiesen, was auch der Forderung des Tierschutzvereins München entsprach. „Die Frau war uns gegenüber komplett uneinsichtig“, sagt Kristina Berchtold. „Man konnte daher bei ihr keine Hoffnung auf Besserung haben.“

Derweil habe sich Bella in ihrer Pflegefamilie, die nun zur dauerhaften Heimat geworden ist, „sehr gut eingefügt“ und sei „total verliebt“, berichtet die Tierheim-Sprecherin. Bis heute sei das Tier eine „gute Esserin“, wiewohl sich die anfängliche Verfressenheit inzwischen gelegt habe. „Für den Hund hat das Ganze ein gutes Ende genommen“, sagt Kristina Berchtold. Zudem hoffe sie, dass Bellas Geschichte dazu beitrage, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. „Es ist wichtig, dass man Zivilcourage zeigt – so wie die Passantin, die den Fall den Behörden gemeldet hat.“

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