Thomas Schütte: “Nach 19 Uhr wird nur am Wohlbefinden gearbeitet” | ABC-Z
DIE ZEIT: Ihre Retrospektive im MoMA, im New Yorker Museum of Modern Art, muss eine Riesenbestätigung für Sie sein. Andererseits: Was kann jetzt noch kommen?
Thomas Schütte: Ich habe Ausstellungen nie als Ehrung empfunden, sondern als Prüfung. Wenn man 50 Jahre alte Sachen in der Hand hält, weiß man nicht so genau: War das damals gut, ist es das heute noch?
ZEIT: Woran denken Sie?
Schütte: Zum Beispiel an meine Zeichnung Amerika aus dem Jahr 1975, als ich innerhalb von fünf Tagen an der Akademie in Düsseldorf öffentlich an einer 2 mal 2,5 Meter großen Bleistiftzeichnung arbeitete, bis die ganze Papierbahn eine einzige schwarz schimmernde Fläche mit weißem Rand geworden war. 24 Bleistifte sind dafür draufgegangen, die Stummel müssen noch irgendwo herumliegen. Ich wollte das Bild verkaufen und dann nach New York fliegen, es hat sich aber damals kein Käufer gefunden. Das war wohl ein Schnellkurs in Konzeptkunst – und die erste und letzte Performance, die ich je gemacht habe.