Wirtschaft

Thomas Preis ist neuer Präsident der Apotheker – Wirtschaft | ABC-Z

Die Apotheker und Apothekerinnen in Deutschland haben ein neues Oberhaupt. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Lobbyverbandes Abda  wurde am Donnerstag Thomas Preis, 65, zum Präsidenten gewählt. Er holte laut Abda 59 Prozent der Stimmen. Die bisherige Präsidentin Gabriele Regina Overwiening scheiterte erneut kläglich. Bei der Wahl Mitte Dezember, damals ohne Gegenkandidat, hatten 52 Prozent der Mitglieder gegen sie gestimmt, einen zweiten Wahlgang sah die Satzung nicht vor, deshalb war der neuerliche Termin notwendig geworden. Ursprünglich hatte Overwiening  nicht wieder antreten wollen, ließ sich dann aber doch überreden. Ina Lucas, 41, Apothekerin aus Berlin, wurde zur Vizepräsidentin der Abda gewählt.

Thomas Preis präsidiert die Abda in den nächsten vier Jahren. (Foto: André Wagenzik/Abda)

Preis ist seit 25 Jahren Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein und führt nach eigenen Angaben mit seinem Sohn zwei Apotheken in Köln. In einer virtuellen Pressekonferenz der Abda gab er sich kämpferisch. Die öffentlichen Apotheken seien eine „unverzichtbare und tragende Säule“ in der Daseinsvorsorge der Menschen, sagte er: „Wir müssen für eine starke Berufsvertretung sorgen.“ Die Zahl der Apotheken sei in den vergangenen beiden Jahren so stark zurückgegangen wie noch nie zuvor in der Bundesrepublik. Zum Jahresende 2024 sank sie auf 17 041, hatte die Abda vor wenigen Tagen mitgeteilt. Die wirtschaftliche Stärkung der Apotheken sei dringend notwendig. „Das Apothekensterben muss beendet werden“, forderte Preis. Das Apothekensystem dürfe angesichts einer stark alternden Bevölkerung nicht auf Kante genäht sein.

Auf seiner Agenda steht unter anderem die Beseitigung der Lieferengpässe. Sie müssten von der Politik energischer bekämpft werden. Seit mehr als zwei Jahren seien „konstant“ etwa 500 Medikamente bundesweit nicht lieferbar. Die Maßnahmen der Ampel, etwa durch das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz, „haben nahezu keine Wirkung in unseren Apotheken gehabt“. Er gehe davon aus, dass sich an der grundsätzlich schlechten Verfügbarkeit vieler Medikamente in der nächsten Zeit nichts ändern werde. Preis zufolge nehmen „gefährliche Versorgungsmangelsituationen“ von Jahr zu Jahr zu.

Allein in den vergangenen beiden Jahren sei für sieben Medikamente und Wirkstoffe ein solcher Mangel festgestellt worden, fünf allein 2024. Aktuell besteht Preis zufolge ein „bedenklicher Versorgungsmangel“ für Kochsalzlösungen, Antibiotika-Säfte für Kinder, Salbutamol zum Inhalieren bei Asthma und Folinsäure, sie wird in der Krebstherapie eingesetzt. „Eine solche Situation hatten wir noch nie“, so Preis. Die Versorgung könne, wie etwa bei Salbutamol, noch durch Importe gedeckt werden, derzeit verstärkt aus den USA. Die Beipackzettel seien auf Englisch, was für die Mitarbeiter in der Apotheke mit mehr Aufwand verbunden sei.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) führt auf seiner Lieferengpassliste derzeit gut 450 Arzneimittel. Ein Lieferengpass ist aber kein Versorgungsmangel, davon gibt es nur sehr wenige. Seit 2015 seien vom Bundesgesundheitsministerium insgesamt 15 Versorgungsmangelsituationen bekanntgegeben worden, die in die Zuständigkeit des Bfarm fallen. Aktuell seien  Versorgungsmangelsituationen für die Wirkstoffe Fosfomycin, Diamorphin, Natriumchlorid, Natriumperchlorat, antibiotikahaltige Säfte für Kinder, Salbutamol und Folinsäure veröffentlicht. Das Bfarm prüfe und beobachte jeden Einzelfall intensiv.

Insbesondere bei Kinderarzneimitteln sei die Lage in diesem Winter „wesentlich entspannter“, so das Bfarm, auch weil hier durch die Erklärung des Versorgungsmangels der Import erleichtert und damit die Versorgung spürbar verbessert worden sei. Bei vielen Antibiotika sei der prognostizierte Bedarf mindestens gedeckt oder sogar überstiegen. Die Verfügbarkeit bei Kinderarzneimitteln habe sich im Großhandel im Vergleich zum Vorjahr spürbar verbessert, auch bei den Fiebersäften sei der Großhandel gut bevorratet, so das Bfarm. Ihm zufolge haben auch die pharmazeutischen Unternehmen ausreichende Lagerbestände.

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