Sport

Thomas Müller: Letzter Bayern-Tanz schon gegen Flamengo?  | ABC-Z

Die Glamourwelt von Miami Beach passt so gar nicht zu Thomas Müller. Nicht zu diesem kernigen Burschen aus Pähl am Ammersee, geboren im oberbayerischen Weilheim. Nicht zu einem Fußballer, der 25 Jahre seiner 35 Lenze bei seinem Herzensverein FC Bayern verbracht hat.

Das Hard Rock Stadium in Miami liegt nicht direkt am Ozean, sondern in Miami Gardens und ist seit knapp zwei Jahren die Heimat von Lionel Messi. Hier, in “Messiami”, bestreiten die Münchner am Sonntag (22 Uhr MESZ/DAZN und Sat.1) ihr Achtelfinale der Klub-WM gegen Flamengo Rio de Janeiro. Wenn es schiefgeht und der Rekordmeister ausscheidet, wird das Unvorstellbare zur Realität: Es wäre Müllers letzter Auftritt im Bayern-Trikot. Unwiderruflich. Servus und Ende, Legende.

Nach 17 Spielzeiten, dann genau 755 Pflichtspielen mit bisher 250 Toren und 276 Vorlagen. Aber: Lässt Trainer Vincent Kompany den Offensiv-Freigeist gegen Flamengo überhaupt ran? Von Beginn an eher nicht. Nach der großen Rotation zum Benfica-Spiel (0:1) dürften Harry Kane, Michael Olise (beide am Dienstag eingewechselt) und Kingsley Coman (komplett geschont) wieder reinkommen anstelle von Serge Gnabry, Tom Bischof und Leroy Sané. Plus Jamal Musiala, der “Jamuuu”, wie Müller ihn onkelhaft nennt, anstelle von Onkel Müller selbst.

Droht Müller ein unwürdiges Ende beim FC Bayern?

Bleibt die scheinbar ewig weiter tickende Müller-Uhr etwa nach 754 Partien stehen? Mit der Hitzeschlacht von Charlotte und der Sisyphos-Anrennerei auf den Ausgleich in der zweiten Halbzeit als letzte Müller-Momente in Rot-Weiß? Irgendwie unwürdig. Vincent Kompany weiß das. Führen die Bayern gegen Flamengo und scheinen das Spiel nach Hause zu schaukeln, muss der Coach Müller nicht einwechseln. Denn dann folgt zumindest ein weiteres Spiel, das Viertelfinale in Atlanta, höchstwahrscheinlich gegen PSG, das wohl Messis Inter Miami ausschalten wird.

Liegen die Bayern gegen Flamengo zurück, muss Kompany Müller bringen – alles andere würde man ihm hinterher als Fahrlässigkeit vorwerfen. Ähnlich wie nach dem Viertelfinal-Hinspiel der vergangenen Champions-League-Saison. Kompany hatte Müller beim Stand von 0:1 gegen Inter Mailand recht spät gebracht. Jenen Fanliebling, der dermaßen brannte, weil am Wochenende zuvor die Entscheidung der Vereinsführung publik wurde, dass sein Vertrag aus finanziellen wie sportlichen Gründen nicht über das Saisonende hinaus verlängert werden würde. Müller erzielte, auf einer Energie- und Sympathiewelle der Fans reitend, das 1:1. Endstand 1:2, der vorgezogene Knockout.

Bayern-Trainer Vincent Kompany braucht einen Thomas-Müller-Plan.
Bayern-Trainer Vincent Kompany braucht einen Thomas-Müller-Plan.
© IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Goldberg
Bayern-Trainer Vincent Kompany braucht einen Thomas-Müller-Plan.

von IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Goldberg

“}”>

Letzter Tanz ausgerechnet gegen Brasilianer?

Dass Müllers letzter Tanz im Bayern-Trikot auf dem Parkett der USA bei der Klub-WM stattfinden würde, war klar. Auf einer der Bühnen in seiner wahrscheinlich künftigen Wahlheimat. Aber dass es gegen eine brasilianische Mannschaft sein könnte, würde die Sache noch ausgerechneter machen. Denkt man an Müllers Karriere, wird man immer an seinen größten Erfolg mit der Nationalmannschaft denken, den WM-Titel 2014 in Brasilien und das absurde 7:1 im Halbfinale gegen den Gastgeber – samt eines Müller-Tores.

Ob er im Kopf habe, dass die Partie gegen Flamengo theoretisch das letzte Spiel für seinen FC Bayern sein könnte? “Das weiß ich ja schon länger”, erwiderte Müller und versuchte, Gelassenheit auszustrahlen. Er sagte nüchtern-realistisch: “Mir macht das Spielen trotzdem Spaß – und alles zu geben, macht Spaß. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei.” Tränen der Rührung sind nicht sein Ding. Er sieht sich als Leistungssportler, der mittendrin ist in einem Turnier. Gar am Anfang der K.o.-Phase. “Wie wir bisher hier aufgetreten sind, war aus meiner Sicht ziemlich gut”, so Müller, “und dementsprechend gehen wir auch mit breiter Brust in das nächste Spiel.”

Thomas Müller (li.) könnte gegen Flamengo sein letztes Spiel im Bayern-Dress haben.
Thomas Müller (li.) könnte gegen Flamengo sein letztes Spiel im Bayern-Dress haben.
© IMAGO
Thomas Müller (li.) könnte gegen Flamengo sein letztes Spiel im Bayern-Dress haben.

von IMAGO

“}”>

Als Müller von US-Reportern in einer internationalen Runde (Übung macht den Müller!) zu einem möglichen Wechsel in die MLS – wenn dann zu Bayerns Partner-Klub Los Angeles FC – und damit einem baldigen Wiedersehen befragt wurde, antwortete er auf Englisch: “Ja, es gibt eine Chance.”

Die US-Journalisten sprachen mit ihren Augen: Junge, komm’ bald wieder!

Back to top button